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Nimmerzwerg

Nimmerzwerg

Titel: Nimmerzwerg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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diesem jämmerlichen Schluck?“, entgegnete der Hohepriester verwundert. „Vergiss nicht, dass er ein Zwerg ist. Es braucht einiges mehr, um…“
    Der andere Gefangene fiel ihm ins Wort.
    „Ihr seid noch nicht lange hier, oder? Was er da trinkt, ist Vielbier! In diesem Fläschchen befindet sich die Essenz von ganzen sieben Fässern. Schwartzbarth und seine Leute benutzen es vor allem, um Trolle unter den Tisch zu saufen…“
    Der Höchste nickte staunend. Vielbier. Was für ein köstlicher Gedanke. Mit so einem Trunk würde sich sogar die Sklaverei besser ertragen lassen.
    Unter den sehnsüchtigen Blicken des Höchsten ließ Glimmspan die Flasche wieder zurück in seinen Gürtel gleiten und zwinkerte Fazzgadt zu. Dann rülpste er laut.
    Einen Moment später stimmten einige Trolle begeistert in das Rülpsen mit ein und rissen ihre hauerbewehrten Mäuler auf, und gleich darauf war der gesamte Markt von einem dumpfen Röhren erfüllt, das die widerwärtige Luft erzittern ließ.
    Der Einohrige nickte in Richtung der anderen Piraten, die daraufhin ihre Peitschen erhoben, um den Sklavenzug noch schneller in Richtung Schacherplatz zu treiben.
    Trübsinnig starrten die Zwerge in den Käfigen ihnen nach. Den Gefangenen wurde es immer banger zumute. Mit Tränen in den Augen senkte der Hohepriester den Blick und sah im Dreck zu seinen Füßen zwei Ratten, die sich um einen Zwergenknochen balgten.
    Wenig später wurde der Gestank, den die Gefangenen bis eben noch für unerträglich gehalten hatten, noch unerträglicher.
    Unter den Peitschenhieben der Magmapiraten schleiften die Zwerge ihre Ketten an einem Verschlag vorbei, in dem ein sabbernder Troll mit einem großen Knochenlöffel in einem Kessel rührte. Darin brodelte eine zähe Flüssigkeit, die erbärmlich stank. Der Unhold warf etwas Grinswurz hinein, dann einige Knorpelknollen und holte schließlich einen Becher hervor und schüttete ein gutes Dutzend Unkenaugen in die Brühe. Dann rührte er wieder um. Klebrig und stinkend legte sich die schleimige, breiige Substanz um den Löffel. Der Troll hob den Löffel an seine breiten, spröden Lippen und sog die Flüssigkeit ein.
    Seine Augen begannen zu leuchten.
    Angewidert schüttelte Blechboldt sich.
    Zwischen zwei Peitschenschlägen flüsterte einer der Flammsteinfischer Blechboldt zu: „Das ist Trollschmiere. Damit kitten Schwartzbarths Leute den Rumpf der Sturmgluth. Mit dem Zeug lassen sich sogar zerbrochene Steine wieder zusammenkleben. Die Trolle kauen es, weil es ihre Augen zum Leuchten bringt und das bisschen Geist, was sie haben, zwischen ihren Ohren umherspringen lässt.“
    Dann folgte der nächste Peitschenhieb, und noch bevor sein Echo inmitten des Trollgebrülls verhallt war, kam das Ziel ihres Weges in Sicht: der Schacherplatz, das Herz des Trollmarkts.
     
     
    Kreutzschliff und Trümmerboldt waren durch die eiserne Tür getreten und standen nun inmitten einer riesigen Höhle, deren Wände von einem wirren rostüberwucherten Rohrgeflecht bedeckt waren. Die Rohre erstreckten sich über drei Ebenen und verliefen über die gesamte Länge der Höhle. Hinter den Rohren waren käferlose Lampen in den Wänden eingelassen, welche die Höhle in ein indirektes weißes Licht tauchten und die Schatten der Rohre an die gegenüberliegenden Wände warfen.
    Vereinzelt waren in einiger Entfernung abbiegende Gänge auszumachen.
    Immer wieder hallten die Geräusche riesiger Maschinen, die zwischen den Rohren standen, von den Wänden wider. Ventile öffneten sich und entließen heiße Luft in die Höhle. Zahnräder klickten, Kolben wummerten, und um sie herum war eine nicht enden wollende mechanische Geschäftigkeit.
    „Warte hier.“ Der untote Führer nickte Trümmerboldt zu, drehte sich dann um und ging mit seiner Laterne davon. Nachdenklich blickte Trümmerboldt ihm nach, bis der Scherge des Wächters hinter einer Biegung verschwand. Der Geruch nach Tod und Verwesung verflüchtigte sich.
    Erst jetzt hob Krugk Trümmerboldt langsam den Bart und wagte es, sich genauer in der Wächterhöhle umzuschauen. Als Erstes erblickte er in der Decke, hoch über den Rohren, eine stählerne viereckige Luke mit einer Seitenlänge von etwa zwei Zwerg. Sie wirkte massiv, war komplett mit Rost überzogen und mit einem guten Dutzend Schlösser gesichert.
    Das musste der Zugang zum schrundigen Schacht sein. Jenem Schacht, der direkt zu den Göttern emporführte und durch den seit Urzeiten das Licht der Hohen Höhle herabgeschienen hatte.

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