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Nimmerzwerg

Nimmerzwerg

Titel: Nimmerzwerg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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eines bei!“
    Der Stein zögerte kurz, bevor die Stimme des Gelehrten erneut aus seinem Inneren drang: „Ich würde ja gern, Schwartzbarth, aber ich habe hier drinnen zunächst noch einige Dinge zu klären!“
    Seiner Stimme folgte die des Gedächtnisses, die schimpfend lospolterte: „Einige Dinge? Du wirst diesem Hakenmolch kein einziges Zeichen mehr beibringen! Das Gute im Zwerg, pah! Bei dem wirst du lange graben müssen!“
    „Wir klären das, Schwartzbarth“, sagte Pilzgrimm an den Kapitän gewandt. „Untereinander.“
    Davon aber schien die zweite Stimme alles andere als überzeugt.
    „Hier wird nichts geklärt. Der Stein ist gehämmert. Bring ihm auch nur einziges weiteres Zeichen bei, und ich werde dir hier drin das Leben zur Hölle machen!“
    Dann schwieg der Stein wieder.
    Allmählich wurde es Schwartzbarth doch zu bunt. Was ging in diesem Stein nur vor sich, dass er es wagte, sich dem Herrn des Magmasees zu widersetzen? Er hoffte bloß, dass die zweite Stimme nicht die Überhand gewann.
    Schwartzbarth überlegte, ob es nicht vielleicht doch sinnvoll wäre, den Stein ein wenig zu bedrohen. Schließlich könnte er ihn jederzeit aus einer der Luken in den Magmasee werfen. Womöglich beeindruckte ihn das.
    Im nächsten Moment schien es ihm jedoch abwegig, einen Stein bedrohen zu wollen. Und so beschloss er, sich noch einmal aufs Ohr zu legen, bis Glimmspan und seine Leute vom Trollmarkt zurückgekehrt waren und neuen Blitzbasalt brachten, um die Maschine der Sturmgluth zu füttern, die bald schon viel besser sein würde.
     
     
    Kaum dass der Geruch des Gottkrauts verflogen war und der Kapitän der Sturmgluth in seiner Koje schnarchte, begann im Inneren des Steins die Stimme des Gedächtnisses leise zu flüstern: „Hör zu Pilzgrimm! Wir haben Wichtigeres zu tun, als einem räudigen Zwergenschacherer zu dienen! Wir müssen irgendwie hier rauskommen und dem Schicksalszwerg den dritten Teil der Prophezeiung verkünden!“
    Eigentlich war es nicht mehr nötig zu flüstern. Der Rauch des Gottkrauts war im Inneren der Kajüte inzwischen komplett verflogen. Und ohne Gottkraut vermochte kein Zwerg, die Sprache der Steine zu verstehen. Eine andere Kreatur vermochte es allerdings durchaus.
    Trolltöter kam näher getrippelt und legte den Kopf schief.
    „Kann die kleine Wanzenschleuder uns etwa hören?“, fragte die Stimme des Gedächtnisses missmutig.
    „Es scheint beinahe so…“, murmelte Pilzgrimm.
    Die spitzen Ohren der Ratte zuckten, als ob sie ihnen tatsächlich lauschte.
    „Aber wie ist das möglich? Sie raucht doch überhaupt nicht…“, wunderte sich das Gedächtnis.
    „Ratten funktionieren anders. Vermutlich hat der Rauch irgendetwas in ihr ausgelöst. Das halte ich zumindest für möglich. Ich habe früher einige Versuche mit ihnen gemacht…“
    Kaum hatte er dies gesagt, bleckte Trolltöter die Zähne.
    „Ha!“, rief das Gedächtnis aus. „Die Ratte kann uns nicht bloß hören, sie versteht uns sogar! Womöglich ist das unsere Chance, hier herauszukommen!“ Einen kurzen Moment herrschte Schweigen im Stein. Dann ertönte wieder die Stimme des Gedächtnisses: „Hör gut zu, Ratte…“
     
     
    Krugk Trümmerboldt eilte weiter durch die Wächterhöhle. Immer wieder schaute er sich um, ob irgendjemand oder irgendetwas ihm folgte. Kreutzschliff womöglich, oder irgendeine irrsinnige Maschine. Er lief so lange, bis er außer Atem geriet. Dann blieb er stehen und lauschte in die Finsternis hinein.
    In diesem Moment schob sich hinter ihm zwischen den Rohren ein Arm mit einem Eisentrichter hervor, bis ganz nahe an sein Ohr. Dann vernahm Trümmerboldt erneut die grausige, unwirkliche Stimme aus Rost, Eisen und sich drehenden Walzen: „Wohin willst du fliehen, Zwerg? Ich bin diese Höhle…“
    Trümmerboldt fuhr herum, den abgerissenen Eisenarm von zuvor noch immer fest in der Faust, und zertrümmerte den quäkenden Trichter mit einem einzigen Schlag.
    Im selben Moment flammten neben ihm einige Lichter auf. Lampenbestückte Arme schossen aus dem Dunkel hervor, und Trümmerboldt lief wieder los.
    Er war noch immer völlig außer Atem. Doch das spielte keine Rolle. Er musste fliehen, fort von diesen Armen, diesen grausamen Armen. Er musste Blutklump finden, den Einzigen, der ihnen Einhalt gebieten konnte.
    Um ihn herum lösten sich von den Rohren eiserne Klauen, die nach ihm schnappten. Er drehte und wand sich, entkam einer, zweien, einem ganzen Dutzend, doch es tauchten immer wieder neue auf.

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