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Nimmerzwerg

Nimmerzwerg

Titel: Nimmerzwerg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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oder Pökelmolch handelte.
    Der Gedanke, dass es womöglich Erzferkelfleisch war, erschien ihm unerträglich. Derweil berichtete Fazzgadt Flammrank im Flüsterton, was vor sich ging. Der blinde General schüttelte sich angewidert.
    Die Trolle schoben sich die faserigen Brocken zwischen die Hauer und begannen, missmutig darauf herumzukauen.
    Schaudernd fragte sich der größte Teil des Schicksalszwergs bei diesem Anblick, ob es sich womöglich gar nicht um das Fleisch eines Tieres, sondern um getrocknetes Zwergenfleisch handelte. Mit einem mulmigen Gefühl betrachteten sie die kauenden Unholde, die ihren Proviant in Fetzen rissen und mit ihren Hauern zermalmten, als einer der übel riechenden Unholde plötzlich näher an Fazzgadt heranrückte. Dieser riss mit klirrenden Ketten die Hände hoch, bereit, sich bis zum Letzten zu verteidigen. Statt ihn aber anzugreifen, bot der Stinkschädel ihm emsig kauend etwas von seiner kargen Mahlzeit an.
    Verwundert griff Fazzgadt danach.
    Er war verdammt hungrig. Zwergenfleisch hin oder her, er hatte seit der Fahrt auf der Sturmgluth nichts Anständiges mehr zwischen die Zähne bekommen. Unter den entsetzten Blicken Blechboldts schob er sich den Brocken in den Mund und begann, langsam zu kauen. Und zu seiner Überraschung schmeckte es prächtig!
    Ein zufriedenes Lächeln breitete sich auf seinem bartlosen Gesicht aus. Was die Stinkschädel dort fraßen, war kein Trockenfleisch. Es waren vielmehr Blätter! Dem Geschmack nach Schwarzfarrn. Und er war sogar gewürzt. Vermutlich mit einem Hauch Knochenbeere und einer Prise Ginsterspliss, wenn Fazzgadt seinem Gaumen trauen konnte. Das hätte auch die rötliche Färbung erklärt.
    Blätter, Wurzeln und Pilze waren die zentralen Bestandteile der zwergischen Nahrung, wobei sich letztlich selbst jedes potenzielle Gift mit dem richtigen Maß Bier bis zur Erträglichkeit verdünnen ließ. Das Eherne Volk hatte vor den meisten Tieren zu viel Respekt, um sie zu essen. Dem zwergischen Glauben nach waren sie schließlich alle von den gleichen Göttern in den Fels gesetzt worden.
    Für Trolle galt das freilich nicht. Die Stinkschädel pflegten Fleisch zu fressen. Und wenn sie etwas dazu fraßen, dann war es gewöhnlich anderes Fleisch. Kaum ein Zwerg hatte sie jemals etwas anderes zu sich nehmen sehen.
    Fazzgadt schluckte den Rest des Schwarzfarrns hinunter, leckte sich die Lippen und wandte sich schließlich an Blechboldt, der ihm mit sichtlich angewidertem Blick gegenübersaß: „Du wirst es nicht glauben, Ferkelbändiger, aber diese Stinkschädel sind tatsächlich Blätterfresser.“
    Blechboldt blickte ihn verwundert an. Ein Troll, der kein Fleisch fraß, war vollkommen absurd. Fast wie ein Zwerg, der nicht rauchte. Oder trank. Was, wenn Blechboldt es sich recht überlegte, doch wieder gar nicht so abwegig war.
    „Und du bist sicher, dass sie nicht nur ausprobieren wollen, welches Gemüse am besten zu uns passt?“, fragte der blinde General zweifelnd.
    Fazzgadt schaute in die Runde und betrachtete die grauhäutigen Ungetüme, die gedankenverloren auf dem Schwarzfarrn herumkauten. Ob sie wirklich so niederträchtig sein konnten, ihren Hauptgang seine eigene Beilage kosten zu lassen?
    In diesem Moment bot der Stinkschädel, in dessen Gesicht sich beinahe der Hauch eines Lächelns erkennen ließ, auch den anderen Zwergen etwas Schwarzfarrn an.
    Misstrauisch nahmen sie es entgegen und begannen ebenfalls, darauf herumzukauen.
    Glimmboldt schmatzte dabei so laut, dass ein anderer Troll aufblickte und die Gefangenen zornig anknurrte.
    Sofort senkten Fazzgadt und Blechboldt die Köpfe.
    Selbst wenn die Trolle sie nicht fraßen, hatten die Kameraden doch noch immer ein Problem: Der Schicksalszwerg war zerrissen, und keiner von ihnen wusste, wo der Höchste der Hohen, Wisser des Wissens und Verschleppteste unter den Verschleppten sich gegenwärtig befand.
    Wenn das, was mit ihnen geschah, tatsächlich Bestimmung war – was freilich niemand für abwegiger hielt als Fazzgadt Eisenbart –, so wurde diese immer verworrener. Inzwischen waren dieser Bestimmung bereits das Gedächtnis des Hohepriesters und die Bärte ausnahmslos aller Beteiligten zum Opfer gefallen. Und es bestand immer noch die Möglichkeit, dass der Rest von ihnen sein Leben im Inneren eines Trollbauches beschließen würde. Abgesehen von Glimmboldt wussten sie alle, dass sie nur noch eine Chance hatten: Bragk Nattergriff.
    Der Meisterdieb war der Einzige von ihnen, der den groben

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