Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nimmerzwerg

Nimmerzwerg

Titel: Nimmerzwerg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
Vom Netzwerk:
selben Moment waren Zwist, Gottzwerge und jedes mögliche Verderben vergessen! Alle folgten mit den Blicken dem Fingerzeig des Meisterdiebs. Und wahrhaftig: Vor ihnen ragten im dunstigen Schimmer des zäh fließenden Magmas drei riesige metallene Segel aus dem tiefschwarzen Rauch auf, die im Widerschein des Sees matt funkelten. Sie gehörten zu einem kolossalen eisernen Ungetüm, das von gewaltigen Nieten zusammengehalten wurde, welche die Größe von Zwergenschädeln haben mussten – ein mächtiges bauchiges Gefährt, das sich mit rot glühendem Rumpf durch den Magmasee schob.
    Es erinnerte an die Schiffe, mit denen das Eherne Volk die unterirdischen Flüsse zu befahren pflegte. Allerdings nur entfernt. Denn es war viel größer, um einiges finsterer und weitaus stählerner…
    Und dann erkannten die Zwerge auch, was die Augen des vermeintlichen Grantelgreifs in Wirklichkeit waren: Laternen. Diese wiederum erinnerten an die klassischen Grubenlaternen des Imperiums, waren jedoch ebenfalls um einiges größer und bestanden mit Sicherheit aus einem anderen Metall. Einem, das ebenso wie der Rumpf der grauenhaften Hitze des flüssigen Gesteins zu trotzen vermochte. Vier riesige Grubenlaternen befanden sich an der Vorderseite des Ungetüms, während aus zwei mächtigen Schloten auf seiner Rückseite unablässig Rauch hervorquoll, der sich in dunklen Wolken um das unwirkliche Gefährt legte.
    Was immer es war, es war kein Drache, der ihnen die Haut abziehen und irgendwelche Knochen brechen würde! Es war eine Maschine, von Zwergenhand erschaffen und von Zwergenhand bedient.
    „Das ist… das ist wirklich unglaublich!“ Staunend beobachtete Blechboldt, wie das riesige metallene Ungetüm immer größer wurde.
    „Was denn? Was geht hier vor sich?“, fragte Flammrank und drehte unruhig den Kopf hin und her.
    Fazzgadt kicherte schwach. „Dein Drache. Er ist eine Maschine…“
    Daraufhin begannen die Zwerge laut zu rufen und auf und ab zu springen, um die Besatzung des ehernen Kolosses auf sich aufmerksam zu machen. Und wenig später änderte das metallene Ungetüm tatsächlich seinen Kurs und begann, auf die kleine Gruppe zuzuhalten.
    Der Schweiß des Hohepriester mischte sich mit Tränen der Dankbarkeit. „Die Götter haben uns…“, setzte er an, verstummte jedoch sogleich wieder, als Fazzgadt mahnend einen Zeigefinger hob.
    „Nein, verdammt noch eins. Keine Götter. Ein für alle Mal. Oder du wirst deinen Bart fressen, das verspreche ich dir!“
    Der Hohepriester lächelte. „Was auch immer du sagst, Fazzgadt. Es ist und bleibt Bestimmung!“
    Dem hatte nun selbst Fazzgadt nichts mehr entgegenzusetzen. So oft, wie sie dem Herzsteindieb { * } inzwischen schon aus dem Sack gesprungen waren, ging da tatsächlich etwas nicht mit rechten Dingen zu…
    Das eiserne Schiff kam weiter auf sie zu. Bei näherem Hinsehen erkannten sie, dass sein dunkler Rumpf aus dem gleichen Stahl zu bestehen schien wie die Handschuhe, mit denen die Zwerge traditionellerweise ihre Steinkastanien aus dem Feuer holten. Ein Metall, das auch der schlimmsten Hitze zu trotzen vermochte. Doch es war selten, und in dieser Masse hatte keiner von ihnen es jemals gesehen.
    Doch wo immer es herkam, was immer es war, es bedeutete Rettung.
    Über dem glühenden Rumpf und vor den beiden riesigen Schloten erhoben sich an mächtigen Masten drei aus dunklem, gluttrotzendem Blech gehämmerte, starre Segel, die knarrend dem Sog der warmen Luft folgten.
    Das Geräusch schmerzte den Zwergen in den Ohren. Und doch war es ihnen eine helle Freude, es zu hören! Das Geräusch schwoll immer weiter an und mischte sich mit einem dumpfen, rhythmischen Stampfen, dem Wüten der Maschine im Inneren des Kolosses, die ihn unablässig vorantrieb, selbst jetzt, da er gegen die Strömung beidrehte und auf das Floß des Schicksalszwergs zuhielt.
    Das Schiff schob zähflüssige rot glühende Wellen vor sich her. Dumpf glucksend schwappte das Magma gegen das kupferne Floß und brachte es auf beängstigende Weise ins Schwanken. Während das dreimastige Ungetüm näherkam, bäumte sich das Floß immer stärker auf, und die Zwerge mussten sich an dem massiven goldenen Altar festklammern, um nicht den Halt zu verlieren.
    Und dann schlug der Rumpf des stählernen Giganten schließlich gegen das Floß. Von oben wurden einige Seile herabgeworfen. Sie bestanden aus Finsterfrickelflechte, der auch die schlimmste Hitze kaum etwas anzuhaben vermochte. Und dann erschienen hoch über den

Weitere Kostenlose Bücher