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Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition)

Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition)

Titel: Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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»Wobei denn?«
    »So kommt es mir vor«, fuhr Merlin fort, ohne auf ihre Frage einzugehen. »Andererseits habe ich mich auch nicht zum offenen Widerstand gegen die Kirche entschlossen – zum Kampf gegen den einzigen Glauben, den ich jemals gekannt habe. Für mich ist die Kirche des Verheißenen nichts weiter als ein großer Betrug – Bauernfängerei. Eine Handvoll größenwahnsinniger Irrer hat die gesamte Menschheit hinters Licht geführt, ganz egal, was für eine Absicht ursprünglich dahintergesteckt haben mag. So sehe ich das. Daher kann ich diese Ameisen zertreten, Ohlyvya, ohne Zweifel, ohne Reue. Sie aber haben damit deutlich mehr Schwierigkeiten, als Ihr Verstand Sie selbst glauben macht.«
    Sie öffnete den Mund, doch Merlin hob nur abwehrend die Hand.
    »Ich will damit nicht sagen, Ihr Widerstand gegen die Kirche sei nicht aufrichtig. In gewisser Weise ist er aufrichtiger als mein Kampf hier. Schließlich waren Sie dazu gezwungen, über all die Lügen nachzudenken und sie zu zerpflücken, die man Ihnen Ihr ganzes Leben lang aufgetischt hat. Manchmal aber schlägt der menschliche Verstand seltsame Kapriolen. Manchmal bestraft man sich selbst dafür, dass man das Richtige tut, obwohl man ganz genau weiß, dass es das Richtige ist. Man bestraft sich dafür, weil jemand, der einem viel bedeutet und dem man einst vertraut hat, erklärt, es sei eben das Falsche . Bestrafen Sie sich vielleicht für Ihren Mut, sich den Erzengeln entgegenzustellen? Haben Sie vielleicht deswegen das Gefühl, Sie würden sich oder andere betrügen, wenn Sie akzeptierten, dass Nahrmahn in Wirklichkeit gar nicht fort ist?«
    »Ich …«, setzte sie an, doch dann stockte sie erneut und blickte sich um. »Kann er uns im Augenblick sehen?«
    »Nein.« Merlin schüttelte den Kopf. »Er hat Owl veranlasst, seine VR zu deaktivieren. Sie wird off-line bleiben, bis Sie oder ich Owl anweisen, sie on-line zu bringen. Er möchte, dass Sie über alles nachdenken, alles aussprechen können, was Sie bewegt, ohne darauf achten zu müssen, wie sich das auf seine Gefühle auswirkt. Die Entscheidung liegt ganz bei Ihnen, Ohlyvya. Er möchte Sie keinesfalls mehr unter Druck setzen als unvermeidlich nötig. Er findet, mich mit dieser Botschaft zu Ihnen zu schicken, ist Druck genug.«
    Fast hätte sie gelacht, aber Tränen erstickten das Lachen.
    »Oh, das klingt ganz nach ihm! Wirklich ganz nach ihm!«
    »Natürlich.« Merlin erhob sich, trat an das Balkongeländer und blickte auf den Garten hinab. »Ich bin nicht sicher, ob wir hier wirklich vom ›echten Nahrmahn‹ sprechen, Ohlyvya«, sagte er leise, über die Schulter hinweg. »Genauso wenig, wie ich Ihnen mit Sicherheit sagen kann, ich sei die echte Nimue Alban. Ich glaube zwar, dass ich das bin … meistens zumindest. Aber ich vermute, ganz sicher sein kann ich mir nie – höchstens vielleicht an dem Tag, an dem diese PICA-Existenz endet. Möglicherweise erfahre ich dann, in diesem letzten Moment, dass ich doch nichts anderes war als nur das elektronische Echo eines Menschen, der schon tausend Jahre tot ist.«
    Er wandte sich Ohlyvya zu, sein Blick düster.
    »Maikel glaubt nicht, dass es so kommt. Meistens bin ich bereit, mich bei allen Fragen, die die Seele betreffen, ganz auf seine Sachkenntnis zu verlassen. Wenn nicht Maikel Staynair, wer sonst wäre tief genug in dieses Thema eingedrungen? Also kann ich Ihnen nur Folgendes sagen: Ich bin der Ansicht, dass wir hier wirklich von Nahrmahn sprechen – dem Mann, der Sie von Herzen liebt. Das glaube ich zumindest. Und er hat mich gebeten, Ihnen noch etwas auszurichten.«
    »Was denn?«, fragte sie sehr leise.
    »Zweierlei soll ich Ihnen sagen: Er glaubt, wirklich Nahrmahn zu sein, und er liebt Sie. Er glaubt, dass es immer noch Dinge gibt, die Sie beide einander nie gesagt haben – Dinge, die er Ihnen eigentlich längst erzählt haben wollte. Er wünscht sich die Gelegenheit, auszusprechen, was unausgesprochen blieb, ihm aber auf dem Herzen liegt. Bei einem, sagt er, sei sich ziemlich sicher: Sollte er doch nicht der ›echte‹ Nahrmahn sein, dann könnte das ›Original‹ wohl kaum darüber wütend sein, wenn Sie daraus Trost zögen, mit ihm zu sprechen. Er zumindest wäre es nicht.«
    Ohlyvya schüttelte den Kopf und lachte. Dieses Mal klang es viel leichtherziger.
    »Das klingt sogar noch mehr nach ihm! Ich sehe sein Lächeln dabei genau vor mir. Wenn es darum ging, zu bekommen, was er wollte, war er schon immer völlig

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