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Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition)

Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition)

Titel: Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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skrupellos.«
    »Ich sehe schon, Sie besitzen bemerkenswerte Menschenkenntnis«, erwiderte Merlin. Gemeinsam und befreit lachten sie, und das entspannte Ohlyvya so weit, dass ein Lächeln blieb und ihr Gesicht erhellte.
    »Er hat mir das zwar nicht gesagt, Ohlyvya«, sagte Merlin, kaum dass beide nicht mehr lachten, und er klang sehr ernst. »Aber ich glaube, er hat die Absicht, seine VR an dem Tag, an dem Sie sterben, endgültig zu deaktivieren.«
    Schlagartig verschwand das Lächeln von Ohlyvyas apartem Gesicht. Sie riss die Augen auf und legte bestürzt eine Hand an die Kehle. Rasch schüttelte Merlin den Kopf.
    »Ich will damit nicht sagen, er würde die VR gleich heute deaktivieren, falls Sie doch nicht mit ihm sprechen wollen. Aber wenn die Zeit für Sie gekommen ist, hat er die Absicht, Ihnen zu folgen … wohin auch immer Sie dann gehen werden. Ich glaube … ich glaube, er möchte, dass keiner von ihnen beiden allein zurückbleibt. Wenn er in Wahrheit eben doch nicht Nahrmahn ist, wenn weder er noch ich ›echt‹ sind – unabhängig von dem, was wir empfinden mögen –, dann ist es ohnehin bedeutungslos, wenn die VR deaktiviert wird. Aber wenn er eben doch der ›echte‹ Nahrmahn ist, möchte er sich nicht weiter an diese seltsame Art von Leben klammern, wenn er dadurch auf die Gelegenheit verzichten muss, Ihnen zu folgen.«
    Ohlyvyas Blick verklärte sich. Zitternd holte sie Luft.
    »Muss ich mich heute Abend entscheiden?«
    »Nein. Und Nahrmahn sitzt auch nicht gerade auf glühenden Kohlen, solange Sie darüber nachdenken«, versicherte Merlin ihr. Dann grinste er unvermittelt. »Wo ich jetzt darüber nachdenke, ist das vielleicht ein weiterer Grund, warum er Owl angewiesen hat, seine VR off-line zu bringen. Das wäre doch ganz seine Art, Selbstlosigkeit mit Eigennutz zu verbinden, oder nicht?«
    »Ja, das stimmt«, bestätigte Ohlyvya deutlich munterer, und in ihren Augen funkelte jetzt echte Belustigung. »Klingt sehr nach ihm, ja.«
    »Das haben Sie jetzt schon mehrmals gesagt – dass etwas ganz nach ihm klinge, meine ich«, bemerkte Merlin sanft.
    »Ich weiß. Aber es fällt … alles fällt mir wirklich schwer.« Sie wirkte entspannter als zuvor, aber nicht weniger nachdenklich. »Ich habe ihn schon einmal verloren, und ich bin darüber hinweggekommen. Wenn ich jetzt herausfinden muss, dass er doch nicht Nahrmahn ist, verliere ich ihn erneut. Und davor habe ich Angst.«
    »Maikel hat tatsächlich recht, Ohlyvya: Es kommt der Zeitpunkt, an dem wir uns einfach entscheiden müssen. Irgendwann können wir nur noch unserem Herzen folgen, weil der Verstand uns nicht die Antworten liefert, die wir brauchen. Bleibt die Frage, ob man bereit ist, dieses Risiko einzugehen. Haben Sie den Mut, sich so weit zu öffnen? Sind Sie bereit, in der Hoffnung auf Freude das Risiko, wieder zu leiden, auf sich zu nehmen?«
    Einen Moment lang sah Ohlyvya ihn mit einem Gesichtsausdruck an, den er nicht zu deuten wusste. Schließlich erhob sie sich, trat auf ihn zu und legte ihm beide Handflächen auf den Brustpanzer. Tief blickte sie ihm in die eigentümlich blauen Augen.
    »Merlin«, fragte sie leise, »war Nimue jemals verliebt?«
    Einen Herzschlag lang erstarrte Merlin. Dann legte er zärtlich eine Hand in ihre schlanke Linke.
    »Nein«, erwiderte er, und seine tiefe Stimme klang erstaunlich sanft. »Nimue hat viele Menschen sehr geliebt, Ohlyvya: ihre Eltern, Commodore Pei und seine Frau Shan-wei, Menschen, die zusammen mit ihr in die Schlacht gezogen sind und letztendlich auch zusammen mit ihr den Tod gefunden haben. Aber sie hat niemals genug Mut aufgebracht, einen Menschen so zu lieben, wie Sie Nahrmahn geliebt haben, oder wie Cayleb und Sharleyan einander lieben. Nimue wusste, dass alle, die ihr etwas bedeuteten, sterben würden. Es gäbe keine gemeinsame Zukunft. Sie war nicht bereit, sich dem Schmerz zu stellen, einen Menschen zu lieben und zu verlieren, wo sie doch wusste, wie alles enden würde.«
    Ohlyvya Baytz blickte zu dem hochgewachsenen Gardisten auf, hörte das Bedauern in seiner Stimme. Sie spürte, was ihn diese Aufrichtigkeit kostete. Dann lehnte sie die Wange gegen die kräftige, sehnige Schwertkämpferhand, die ihre Hand hielt.
    »Arme Nimue«, flüsterte sie. »Glaubt mir, Merlin, hätte sie jemals den richtigen Menschen gefunden und ihr Herz geöffnet, wäre es bedeutungslos gewesen, wie viel gemeinsame Zeit ihnen geblieben wäre. Aber jetzt«, sie holte tief Luft, »verstehe ich, warum Ihr

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