Nimue Alban: Kampf um die Siddarmark: Roman (German Edition)
viel davon ich den Lords von Raven’s Land zusagen kann. Schließlich wissen Ihre Majestäten davon noch nichts … geschweige denn, dass sie es bereits gutgeheißen hätten.«
»Ich kenne Ihre Majestät nicht so gut wie Sie, Euer Durchlaucht. Aber im Laufe der letzten Jahre habe ich mit beiden Majestäten recht eng zusammengearbeitet. Ich bin mir sicher, dass sie jede Übereinkunft unterstützen werden, zu der Sie mit Shairncross und dem Rat kommen.«
»Und wenn nicht, können wir es immer noch aus eigener Tasche bezahlen.«
»Stimmt wahrscheinlich. Aber ehrlich gesagt: Wenn ich mir anschaue, wie sehr sich unsere Gehaltsstufen unterscheiden, wäre es doch wohl nur gerecht, wenn Sie , Euer Durchlaucht, den Peitschenechsenanteil davon übernähmen.«
»Hab ich’s mir doch gedacht! Sie erschienen mir entschieden zu rasch einverstanden mit diesem Vorschlag!«
Einige Sekunden lang betrachtete Thairis die herannahenden Reiter, dann zuckte er die Achseln.
»Hat doch keinen Sinn, bei diesem miesen Wetter weiter hier draußen zu stehen, bis unser Besuch endlich eintrifft. Außerdem werden wir schon bald bei noch deutlich unschönerem Wetter unterwegs sein – vorausgesetzt natürlich, unser brillanter Einfall lässt sich tatsächlich verwirklichen. Was halten Sie davon, wenn wir beide dafür sorgen, dass Tee und heiße Schokolade fertig sind, wenn unsere Gäste ankommen?«
»Ein ausgezeichneter Vorschlag, Euer Durchlaucht.« Zustimmend lächelte Clareyk. »Und wenn wir uns wirklich sicher sein wollen, dass beides wohlschmeckend und heiß genug ist, sollten wir uns persönlich von der Qualität überzeugen.«
»Genau mein Gedanke!«, pflichtete Thairis ihm bei und strich sich mit einer Hand die dicke Schicht Graupeln von den Schultern des dicken Mantels. Mit der anderen deutete er dabei schon auf die schwere Holztür in seinem Rücken. »Nach Ihnen, General Green Valley, nach Ihnen!«
Dankbar umschloss Flahn Tobys mit beiden Händen die dampfend heiße Teetasse. Jeder Schwingenkrieger war ein zäher, geschickter Kämpfer, der schon dem schlimmsten Wetter die Stirn geboten hatte. Die bitterkalten Winter seiner Heimat hatten Tobys gegen eine Kälte abgehärtet, die jedem verweichlichten Tiefländer hätte glauben machen können, das Ende der Welt stünde bevor.
Klar doch! Genießerisch sog er den Dampf ein, dann nahm er einen Schluck von der herrlich heißen Flüssigkeit. Und wenn wir noch jung und dumm sind, dann glauben wir das sogar selbst! Jung bin ich nicht mehr. Was das andere angeht, ist vermutlich das letzte Wort noch nicht gesprochen.
»Ich danke Ihnen, Euer Durchlaucht«, sagte er mit dem unverkennbaren, rauen Akzent von Raven’s Land. Über den Rand der Tasse hinweg blickte er Herzog Eastshare an. »Ist wirklich unschön dort draußen heute.«
»Wohl wahr!«, pflichtete Eastshare ihm bei. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück, betrachtete nachdenklich seinen Gast und genoss dabei die wohltuende Wärme des Kamins.
Tobys war ein wettergegerbter Mann, vielleicht fünfundvierzig Jahre alt. Sein Haar war ebenso dunkel wie seine Augen. Manche hätten sich von seinem hinterwäldlerischen Aussehen vielleicht täuschen lassen und nicht die Intelligenz erkannt, die in den dunklen Augen zu lesen stand. Eastshare hingegen hatte dafür bereits zu viele Erfahrungen mit den Lords von Raven’s Land sammeln dürfen. Er wusste, was die goldenen Ringe bedeuteten, die in Tobys’ Kriegerzopf eingeflochten waren, und ebenso die Rabenfeder mit der rot gefärbten Spitze: Sie verrieten jedem, der sich damit auskannte, dass sich Tobys den Titel eines Schwingenkriegers auf mehr als einem Schlachtfeld erworben hatte. Er war sogar der ranghöchste Schwingenkrieger – und ein enger Verwandter – von Phylyp Zhaksyn, Lord Tairwald. Der Rat der Clanlords hatte Zhaksyn ausgewählt, was die Vereinbarung mit Chisholm anging, in ihrer aller Namen zu sprechen. Dass Tairwald Tobys ausgeschickt hatte, war der eindeutige Beleg dafür, dass der Rat zu einem Entschluss gekommen war.
Tobys erwiderte Eastshares Blick ebenso neugierig. Natürlich hatte er schon weidlich Geschichten über den Mann am Kamin gehört. Und niemand, der sich je auf einen Kampf mit der Royal Chisholmian Army eingelassen hatte, würde einen Befehlshaber dieser Armee auf die leichte Schulter nehmen. Doch was Tobys von dem legendären Heerführer zu Gesicht bekam, gefiel ihm. Eastshare zeigte keine Spur jener Geringschätzung, die Tobys nur allzu häufig bei anderen
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