Nimue Alban: Kampf um die Siddarmark: Roman (German Edition)
exorbitante Summen abverlangt.«
»Der Rat hat sich bereits gedacht, dass Ihnen diese Möglichkeit Sorgen bereiten könnte.« Ein Lächeln huschte über Tobys’ Gesicht. Er hatte Lord Theralt ohnehin nie gemocht. »Nach kurzer Debatte hielt man es für das Beste, Ihnen zu versichern, dass man von Ihnen keine Zehntelmark mehr verlangen wird als die üblichen Hafengebühren pro Tonne Fracht. Und«, kurz blitzte es in seine Augen auf, »der Rat hat unmissverständlich erklärt, dass mit den ›üblichen Hafengebühren‹ genau die Beträge gemeint sind, die bereits gegolten haben, bevor über Ihren kleinen Ausflug entlang unserer schönen Küste gesprochen wurde.«
»Ich verstehe.«
Eastshares Mundwinkel zuckten. Er war recht gut über das Verhältnis zwischen Barjwail Suwail und dem Rest des Rates informiert. Darum zweifelte er keinen Moment daran, dass Lord Shairncross sogar gewisse Freude dabei empfunden haben dürfte, diese Bedingung festzulegen. Selbstverständlich würden Theralt und die anderen kleinen Fracht- und Fischereihäfen an der Südküste von Raven’s Land auch schon bei den bisher üblichen Gebühren einen beachtlichen Gewinn einstreichen. Eastshare hatte nichts dagegen, während seiner Reise der örtlichen Wirtschaft ein wenig unter die Arme zu greifen. Nur wussten die Lords nicht, dass Eastshare beinahe achtzigtausend Mann durch das Territorium der Clans zu führen gedachte. Also stand ihnen ein noch ungleich größerer Profit bevor, als sie vermutlich erwarteten, selbst bei den deutlich gemäßigteren Summen, die Tobys gerade vorgeschlagen hatte.
Ehrlich gesagt, dürfte das wohl das Beste sein, was von den Lords zu bekommen ist – vor allem, nachdem der Rat auf Theralt und die anderen schon Druck ausübt. Theralt hätte die Hafengebühren gewiss mit Freuden verdoppelt oder sogar verdreifacht, sobald wir eingetroffen wären … natürlich, ohne das im Vorfeld anzukündigen.
»Nun denn«, meinte er schließlich, stellte seine Teetasse ab und nickte Green Valley zu. »Nachdem das nun geklärt wäre, wird es wohl Zeit, die eine oder andere der Flaschen dort drüben zu köpfen, Mein Lord.«
.XI.
King’s Harbour,
Helen Island,
Altes Königreich Charis,
Kaiserreich Charis
Dieses Mal waren sie zu zahlreich, um allesamt in Baron Seamounts Arbeitszimmer Platz zu finden. Ausweichquartier war Sir Dustyn Olyvyrs Zeichensaal. Die Zeichentische, an denen die Assistenten des Leitenden Konstrukteurs der Imperial Charisian Navy normalerweise arbeiteten, hatte man bis an die Wand des gewaltigen Raumes zurückgeschoben. Stattdessen stand nun in der Mitte ein großer Konferenztisch. Die Oberlichter hatte man geöffnet, sodass die Hafenbrise durch den Raum wehte. Sonnenschein fiel herein und spendete so viel Licht, wie technische Zeichner es nun einmal benötigten. Der Geruch von Salzwasser, frisch gesägtem Holz, Teer und Schiffsfarbe hing im Raum; die Schreie von Möwen und Seewyvern vermischten sich mit den Rufen der Schauermänner und ihrer Vorarbeiter, beinahe übertönt vom Getöse der Hämmer und Sägen.
»Jedes Mal, wenn ich hierherkomme, haben Sie es irgendwie geschafft, unmittelbar am Hafen noch mindestens ein weiteres Gebäude hochzuziehen, Sir Dustyn«, bemerkte Cayleb Ahrmahk mit einem schiefen Grinsen.
»Ganz so schlimm ist es dann nun doch nicht, Euer Majestät«, gab Olyvyr zurück.
»Oh nein, es stimmt schon!«, bestätigte Domynyk Staynair. »Erst kürzlich haben Sie doch um die Genehmigung ersucht, vier der Lagerhäuser der alten Gießerei abreißen zu dürfen, um neue Hellingen bauen zu können? Oder spielt mir meine Erinnerung da vielleicht einen Streich?«
»Nein, tut sie nicht.«
»Dacht ich’s mir.« Baron Rock Point nickte. Er stand hinter seinem Sessel am Tisch und betrachtete die Gruppe Menschen, die sich hier eingefunden hatte. Fast die Hälfte davon gehörte dem Inneren Kreis an – was das Gespräch sehr interessant gestalten dürfte. Schließlich musste jeder aus diesem Personenkreis daran denken, dass die andere Hälfte nicht eingeweiht war.
»Also gut.« Cayleb rückte Sharleyan den Sessel zurecht, nachdem sie Platz genommen hatte. Dann ließ er sich ebenfalls in einen Sessel fallen. »Ich weiß, dass wir alle nicht allzu viel Zeit haben – vor allem, wo Sharleyan schon in sieben Tagen nach Chisholm aufbricht.« Er verzog das Gesicht. »Bis dahin haben wir beide noch weidlich zu tun, und auf Sie alle warten ebenfalls viele Projekte und Pflichten. Aber eine Gelegenheit,
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