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Ninis - Die Wiege der Baeume

Ninis - Die Wiege der Baeume

Titel: Ninis - Die Wiege der Baeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thariot
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sich das Kerzenlicht stärker. Wie kleine Sonnen leuchteten die vier armdicken Kerzen und gaben dem Raum eine warme, gelbliche Tönung.
    Siria umschloss ihren Stein und küsste den Handrücken: „Nimm meine Blindheit und schenk’ mir Weisheit, die Schatten zu verstehen!” Sie stand neben dem Bett und berührte vorsichtig seine Hand. „Lasst mich rein! Lasst mich sehen, was Ihr gesehen habt! Lasst mich spüren, was Ihr gefühlt habt! Lasst mich rein!”
    Siria wandte sich kurz den Seherinnen und Feriosi zu: „Ihr könnt mir alle drei helfen, setzt euch auf den Boden und konzentriert euch auf ein Erlebnis, welches euch früher mit Manoos widerfahren ist.” Erneut blickte sie Manoos an: „Lasst mich rein!”
    Siria senkte ihren Kopf und schloss die Augen. „Zeigt mir Eure Sicht, zeigt mir, was Ihr erlebt habt … was Ihr gefühlt habt!”
     
    Manoos sah Bäume. „Erschlagt sie!”
    Entschlossenheit: Er zog seinen Bidenhänder, um eine Stabattacke zu parieren und stieß einer Frau seine Waffe durch den Bauch. Diese sackte leblos zusammen.
    Kaltschnäuzigkeit: Er zog sein Schwert mit einem Tritt gegen die Brust aus ihr heraus. So kannten sie ihn, er wusste mit Frauen umzugehen! Aber diese tote Schnepfe interessierte Siria nicht. Mit wem hatte er gesprochen?
    „Manoos, Ihr jagt Eure eigene Angst, blickt in Euch und Ihr werdet das Monster finden, was Ihr bei den Lamenis verborgen glaubt!”
    Jähzorn: Manoos zog abermals sein Schwert und schlug einem Mann mit einem Hieb den Kopf ab. Das Opfer sackte zu Boden. „Ich denke, dass du mir keine Hilfe sein wirst, Lamenis.” Es war wahrlich nicht gesund, einem aus der Sippe von Hasis eine Antwort zu geben, über die sich nachdenken ließ. Na ja, dieser Lamenis konnte nicht wichtig gewesen sein. Er hatte es bereits hinter sich. Wen hatte Manoos noch getroffen?
    Grüne Augen: Ein Mädchen mit grünen Augen, wie ein aufgeschrecktes Wild, sie hielt sich am Zeltmast fest.
    Faszination: Ihre langen schwarzen Haare waren zerzaust und reichten über ihren Po.
    Begierde: Er sah ihre Angst, ihre Schönheit und etwas völlig Unbekanntes. „Wer bist du?” Er streckte seine Arme nach ihr aus.
    Erregung: Die Augen des Mädchens wurden stechend gelb und ihre Pupillen verwandelten sich in senkrechte Schlitze. Sie fauchte wie eine Raubkatze, Eckzähne blitzten auf. Was war das denn? Die hatte ihn ja völlig aus der Ruhe gebracht! Er sollte ihr mehr von dem Mädchen zeigen, hatte er sie je berührt?
    Sehnsucht: Das Mädchen drückte Kalson sanft auf die Seite, trat vor Manoos und legte ihre Hand an seine Wange, dabei streifte sie mit dem Daumen über seine Augenbraue. Unglaublich, er hatte ihr Herz erobert! Seine Soldaten hatten ihr Volk geschlachtet und sie verliebte sich trotzdem in ihn?
    Siria öffnete wieder ihre Augen und blickte Manoos an, sie legte behutsam die Hand an seine Wange und streifte mit dem Daumen über seine Augenbraue. Die Imagination veränderte sich: Sie sah sich in ihre eigenen blutunterlaufenen gelben Augen. Der Raum löste sich auf, sie wurde mitgerissen, die sichere Distanz löste sich auf. Jetzt.
    Siria flog als Drache am Himmel. Sie hatte Hunger. Mit einem Blick erspähte sie Beute in weiter Ferne und dachte an den Geschmack von Blut. Die Ohren wendeten sich in Richtung ihres Fangs, und mit einem weiten Flügelschlag drehte sie sich in den Sturzflug. Freiheit, Unbändigkeit und Macht, Siria spürte eine unglaubliche Kraft in sich. Ihre roten Schuppen waren von Zeit und Wetter gezeichnet, tiefe Furchen und schlecht verheilte Narben verteilten sich zahlreich auf ihrem Körper. Die Flughaut war löchrig, sie glich dem zerfetzten Segel eines Totenschiffs und flatterte wirr im Wind – sie fühlte sich wunderbar.
    Der Nachthimmel blitzte, ein Trockengewitter tobte in großer Höhe, jedoch ohne dass Regen wieder Leben zur Erde brachte. Das Land wirkte karg, wie ein schneeloser Winter, der auf ewig den Frühling aussperrte. Von den Bäumen waren nur verbrannte Stümpfe geblieben, die das Leben schon vor langer Zeit verlassen hatte.
    Eine schlanke Gestalt in einer weißen Robe saß am Boden. Sie blickte auf einen winzigen Baum, der kaum eine Handbreit vor ihr aus dem Boden wuchs.
    Sirias Flug wurde schneller und die Öffnungen ihrer Augen schlossen sich zu schmalen Schlitzen. Kurz bevor sie die Beute fassen konnte, sie roch bereits das warme Fleisch, brachte sie ihre Krallen nach vorne und schlug zweimal kräftig mit den Flügeln. Der Luftstoß ließ den Staub

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