Ninis - Die Wiege der Baeume
stellten sich zur seiner Verärgerung nur als Schmutzflecken heraus. Den halben Tag verbrachte Garia damit, Hauskatzen zu jagen oder auf seinem Fell nach rötlichen Stellen Ausschau zu halten. Er gewann zumindest die Erkenntnis, dass er mit erhobenem Kopf eindeutig mehr sah, als wenn er nur auf den Boden schaute.
Zufällig tapste er in eine Gruppe Hulunen, die gerade einen Wagen entluden. Geschäftig trugen sie Reisigbündel in ein langweiliges Haus. Keiner machte sich die Mühe, auf ihn zu achten. Er setzte sich auf den Wagen und schaute ihnen zu. Die sahen seltsam aus: Hulunen in langen Roben, Jilien hatte nie solche Kleidung getragen. Was sie wohl gerade machte?
Eine Frau blickte zu ihm: „Sieh an. Ein Spion! Die Renelaten verstehen es, sich unbemerkt heranzuschleichen!” Garia war sich sicher, dass die Angst vor einer Feuerkatze gleich ihre Glieder lähmen würde.
„Klar! Die Katze wird uns gleich alle verhaften.” Ein männlicher Hulune trug einen Sack fort, dessen Inhalt dumpf schepperte. Was war ein Spion? Und was trugen die in das Haus?
Als der Wagen wieder anfuhr, sprang Garia, kurz bevor die Frau die Tür schloss, in den Hauseingang herein.
„Du hast einen neuen Anhänger. Gebt dem Kleinen eine Rüstung und ein Schwert! Er wird sie alle richten. Seht den Führer allen freien Lebens auf Ninis vor der Schlacht gegen die bösen Urmächte des Universums!”
„Ja, ja. Die Katzen, die heimlichen Könige von Ninis. Schmeiß das Vieh raus, wir haben noch genug zu tun”, tönte ein breitschultriger Hulune barsch.
„Du versteht aber heute auch keinen Spaß!”
Er rollte das Reisigbündel auf. „Nein, heute nicht, vielleicht morgen. Wenn wir dann noch leben!” Zahlreiche Dolche und kurze Schwerter zog er aus dem Bündel heraus.
„Na komm, Kleiner. Ich bringe dich nach draußen, da kannst du weiter spielen und andere Katzen jagen.” Er jagte keine Katzen! Er schlachtete sie! Das sollte sich das Hulunenweib merken. Was machten sie mit den Waffen?
Garia maunzte laut, als ihn die Frau einfing und auf den Arm nahm. Sie wuselte ihm durch sein Fell und küsste seinen Kopf.
„Du bist aber ganz schön schwer für eine Katze.” Er war eine Feuerkatze. Sie sollte ihn nicht küssen! Sie sollte niederknien und seinen Zorn fürchten!
Sie ging an die Tür und wagte es, den Erben von Mardana an die frische Luft zu setzen. Er maunzte erneut und drückte sich an ihre Beine.
„Schade, dass du mich nicht verstehen kannst. Leb wohl. Am besten du bist morgen weit weg.” Sie klang wehmütig und schloss die Tür vor seiner Nase. Sie würde er leben lassen, nur was sollte morgen passieren? Alle Zweibeiner waren verrückt! Aber es war Mittag und er hatte wieder Hunger, mal sehen, wer der Spender seiner nächsten Mahlzeit werden würde.
Garia tapste über den Gewürzmarkt. Die Magie seiner Nase führte ihn zielsicher zu einem Händler, der gegrilltes Fleisch verkaufte. Er setzte sich auf seine Hinterläufe und schaute dem Metzger zu, der im Hintergrund gerade Fleisch vom Knochen ablöste. Die verbrannten das gute Fleisch. Barbaren!
„Schmeiß der Katze einen Knochen zu. Die frisst mich sonst mit den Augen auf.” Den würde er auch leben lassen.
„Hört, Leute, hört!” Ein Ausrufer, hoch zu Pferd, zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Garia ließ sich gerade vollgefressen die Sonne auf den Bauch scheinen. „Morgen wird die ehrenwerte Schattenseherin Lorias das Volk von Deasu an einer Dämonenaustreibung teilhaben lassen. Werdet Zeuge, wie die Macht des Ordens über jeden bösen Geist erhaben ist. Werdet Zeuge, wie uns die Gunst von König Hasis Frieden und Wohlstand bringt!” Was waren eigentlich Dämonen?
Garia streifte weiter über den Gewürzmarkt. Inzwischen fühlte er sich in der Menge nicht mehr unwohl und nahm voller Neugierde die vielen Karnen, Renelaten und Hulunen wahr. Er hörte den Ausrufer der Renelaten noch häufiger an diesem Tag und bemerkte, dass sich viele über ein geheimnisvolles Mädchen mit schwarzer Haut unterhielten.
„Ach, von wegen, ein Dämon! Das ist doch bestimmt nur eine räudige Hulune, der sie ihre Schuppen ausgerissen haben”, hörte er eine schmuckbehangene Karnin sagen. Garia schnappte noch einige weitere Wortfetzen auf. Er hatte inzwischen begriffen, dass sie über Yirmesa sprachen.
„Oh, ich habe noch nie einen Dämon gesehen. Ob sie sprechen kann?”
„Eine Dämonenaustreibung! Allerliebst … diese Gladiatorenkämpfe sind ja immer nur dasselbe. Immer dieses
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