Ninis - Die Wiege der Baeume
sie zu sehen. Sie sollte ihn aber nicht knuddeln, sondern flüchten.
Levinie streichelte über sein Fell. „Der Kleine hat ein Talent zu überleben … Feuerkatzen.” Die sollten rennen! Das war eine Falle, die würden sie reinlegen. Mist, die verstanden kein Wort!
„Garia benimmt sich, als ob gleich die Welt unterginge.”
Jilien schaute ihn an: „Vermutlich wird das auch passieren!”
„Es hätte anders laufen können. Wie lange kämpfst du schon gegen Hasis und seine Schergen?”
„Mein ganzes Leben, Levinie. Mein ganzes Leben. Ich habe viele gute Freunde nach Saladan entsandt, doch keiner kam je zurück. Es ist wahrlich ein Fluch, der diesen König schützt.”
„Hättest du uns das nicht früher erzählen können? Wusste es meine Tochter Penthe?”
„Nein. Penthe hatte davon keine Ahnung. Damals führte mein Vater den Widerstand. Ich habe erst viele Sonnenzyklen später sein Erbe übernommen. Ich konnte euch nicht trauen. Die Seherinnen sind gerissen, ich habe über die Zeit um viele treue Seelen klagen müssen, die ihnen in die Hände fielen.”
„Ist heute der richtige Tag, alles zu wagen?”
„Ja! Bei dem Schauspiel werden alle Renelaten und Karnen, die in Deasu wichtig sind, anwesend sein. Jetzt ist der Zeitpunkt, anzugreifen. Sie sind eitel und glauben alles im Griff zu haben. Heute ist der Tag, unser Schicksal zu fordern!”
„Und Yirmesa?”
„Auch für Yirmesa. Du weißt genau, dass bei einem Kampf viel passieren kann. Ich wünsche mir so sehr, euch beide morgen früh lebendig neben mir stehen zu sehen. Aber wir werden den Sieg nicht umsonst bekommen. Wir werden mit Blut bezahlen!”
„Für Yirmesa, möge das Schicksal ihr gnädig sein!”
„Für Yirmesa!”
Levinie legte Jilien die Hand an die Wange: „Garia hat bestimmt Angst, bei so vielen Leuten auf dem Platz. Bring ihn bitte weg, hier geht’s gleich rund. Der Kleine soll leben.”
Jilien nickte, sie drängelte sich mit ihm auf dem Arm durch die Menge und setzte ihn abseits der Ansammlung auf eine Treppenkante.
„Hör mir gut zu, auch wenn du vermutlich nicht verstehst, was ich dir sage. Du musst hier weg! Versteck dich beim Hafen. Ich suche dich dort, wenn alles vorbei ist.” Sie zeigte in Richtung des alten Hafens. Er protestierte, ohne dass sie ihn verstand. Wieso konnte er deren Sprache verstehen, aber nicht sprechen? Was hatte seine Mutter ihm nur in die Wiege gelegt? Jilien hatte keine Ahnung, was sie erwartete!
Garia senkte den Kopf und tapste los. Jilien drehte sich um und verschwand in der Menge. Wohin er auch blickte, jeder Hulune wirkte in seinen Augen wie ein ohnmächtiger Krieger auf dem Weg zum Abgrund. Deasu würde das Grab aller Hoffnungen werden. Die konnten doch nicht so blind sein, dass sie die Übermacht nicht erkannten.
Er lief zurück. In den Gassen, die zum alten Gewürzmarkt führten sah er weitere Renelaten zu Pferd. Sie fütterten ihre Tiere. Er versuchte erst gar nicht, sie zu zählen, es waren zu viele.
Es ertönten Fanfaren aus der Luft. Einige kleinere Luftschiffe senkten sich bis knapp über dem Boden. Zahlreiche Fanfarenbläser beschallten die Unterstadt aus der Luft. Garia flitzte durch die Beine der Zuschauer, die ausnahmslos fasziniert nach oben starrten. Ihm platzten gleich die Ohren, Zweibeiner waren alle taub.
Er sprang auf die Ehrentribüne der Karnen und lief an der Seite bis in die oberste Reihe. Niemand nahm Notiz von ihm, während sich ein weiteres Luftschiff senkte. Es glitt langsam herab, bis es auf die Höhe des Podestes in der Mitte des Platzes herabgesunken war. Die Soldaten legten die Landebrücke an das Luftschiff und ein Renelat in schwarzer Robe ging von Bord.
Weiter oben in der Luft, an Bord eines größeren Luftschiffes, blickte ein anderer Renelat in einer rot schimmernden Rüstung hinab auf das Geschehen. Die Person auf dem Podest blickte hoch, während der von oben bestätigend nickte.
Garia schaute sich um, die Augen der Zuschauer sprachen eine eigene Sprache. Bei den Karnen blitzte die Blutgier, wie an einem unterhaltsamen Nachmittag in der Arena. Auch die Hulunen stierten voller Mordlust auf die Renelaten, die sich ihrerseits verschlagen eines Vorteils bewusst zu seien schienen. War er der Einzige, der bemerkte, dass alle auf einem Vulkan saßen? Er sah keinen, der nicht bereit war, zu töten!
Gemurmel, Gerede, eine gewisse Unruhe ging durch die Reihen. Garia meinte sogar, das Klirren von Klingen zu hören. Die unbekannte Person aus dem Luftschiff
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