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Ninis - Die Wiege der Baeume

Ninis - Die Wiege der Baeume

Titel: Ninis - Die Wiege der Baeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thariot
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der Erde schoss sein nur armlanger Zwilling durch die Lüfte. Obwohl sie in seinem Körper lag, konnte sie kurzzeitig mit den Augen seines fliegenden Gefährten sehen. Lasst euch nie von ihm fressen, denn er berauscht und verdaut euch bei lebendigem Leib, hörte sie die Alten in ihren Gedanken sagen. Sie schmunzelte, da sie nicht vorhatte, so lange zu bleiben.
    Im Flug begann sie wild zu strampeln, was der Ichilee überhaupt nicht mochte. Sie wusste, dass ihm seine Beute jetzt derart unbekömmlich vorkommen würde, dass er seinen unliebsamen Mageninhalt lieber entsorgte, als eine längere Zeit ihre Tritte zu verspüren.
    Die Reaktion des Wurms ließ nicht lange auf sich warten, denn Yirmesas Wahrnehmung nahm groteske Formen an: Alle Bäume färbten sich blau und das Jabaribecken glich einem Wasserbottich, dann stürzte sie in einen übel riechenden Schleimsee, der sich sogleich krampfartig zusammenzog.
    Wie durch eine Rutsche sauste sie völlig verschleimt durch einen kurvigen Tunnel, um an einer Engstelle kurz zu verharren, bis sie mit ausreichend Druck von hinten – und einem wirklich unangenehmen Geräusch – an die frische Luft geschossen wurde.
    „Jiha! Und Abflug!”
    Yirmesa landete in einem Baum, der erschrocken seine Blätter rümpfte. Der Wurm hatte sie und Verlia einfach, nach einem weiteren Sprung durch die Luft, hinter sich gelassen.
    „Zum Glück scheißt der uns nie unter der Erdoberfläche aus.” Verlia amüsierte sich prächtig. Yirmesa schlug die Hände aus, beide waren komplett mit hellem Schleim bedeckt. „Bah, stinkt das Zeug!”
    „Ach, ich dachte, du magst das?”
    „Na warte, ich zeig' dir gleich, wie …”
    Yirmesa warf ihrer Freundin eine Handvoll des Wurmsekrets in den Nacken, das sich zu ihrem Glück bereits nach einigen Momenten grau färbte und staubtrocken verflog, als ob der Flug nicht mehr als ein Traum gewesen war.
     
    I hr nächtliches Abenteuer war aber noch nicht vorbei. Vergnügt kletterte Yirmesa etwas später eine Anhöhe hoch, oben angekommen, lag eine weitere Ebene mit vielen großen, alten Bäumen vor ihnen. Einige der Riesen schliefen oder ließen sich im Wind treiben. Andere winkten ihnen zu: Manchmal hörte sie, wie der Wind ihren Namen flüsterte, wobei ein Luftzug lebendig durch ihre Haare strich.
    Die beiden Freundinnen kletterten auf einen schräg gewachsenen Baum, dessen Wurzeln teilweise aus dem Hang frei über einem Bach hingen. Yirmesa dachte kurz an den Urahn von Levinie, der nicht bemerkt hatte, wie das Wasser ihn im Laufe der Zeit unterspülte. Die beiden turnten auf seinen Ästen herum, während der Baum tief und fest weiterschlief. Sie lächelte über sein Schicksal, denn ansonsten würden diese buschigen Kletterpflanzen, die ihn wie eine zweite Haut umhüllten, nicht an ihm emporwa chsen. Das war ein guter Handel: Sie stützten seine mächtigen Äste, damit er länger seiner Schräglage entgegenwirken konnte, und nutzten ihn, um selbst etwas näher an der Sonne zu sein.
    Aber wegen des Paktes ihres Ahnen und der Ranken kam sie nicht hierher. Yirmesa wusste genau, was die Ranken noch zu bieten hatten – Lichisrosen. Immer, wenn sie an den Schlingpflanzen eine Lichisrose fand, pflückte sie die Frucht, entfernte die kleinen Blätter und aß sie genüsslich auf. Dafür hätte sie ihre Seele verkauft! Sie summte freudig und quittierte jede verzehrte Lichisrose mit denselben Worten: „Ist das lecker.”
    Nach kurzer Zeit wurde es jedoch ruhig, das Ding in ihrer Hand hielt sie gefangen. Was hatte sie da nur gepflückt?
    „Yiri?”, fragte Verlia verwundert.
    „Ja?”
    „Verschluckt?”
    „Nein!”
    „Was ist los?”
    „Ich habe … habe was gefunden”, stotterte Yirmesa. „Schau … es ist schwarz … ich habe etwas Schwarzes gefunden.”
    „Yiri, du sollst nicht alles anfassen. Wenn es weich ist und stinkt, solltest du es auf keinen Fall essen.”
    Verlia rollte sich grinsend über einen Ast zu ihr, doch als sie sah, was ihre Freundin gefunden hatte, verstummte sie schnell. Beide starrten schweigend in Yirmesas offene Hand.
    „Das ist eine schwarze Lichisrose”, sagte Verlia ohne eine Regung. „Die ist sehr selten! Ich kenne keinen, der schon mal eine gefunden hat. Ich dachte, die gibt es nur in alten Geschichten.”
    „Wahnsinn! Und ich habe eine entdeckt!” Sie hatte keine Vorstellung, was sie da gefunden hatte. „Muss ich das Ding etwa essen? Das ist steinhart!”
    „Du bist mir eine … hast wohl früher nicht aufgepasst? Eine

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