Ninis - Die Wiege der Baeume
aus dem Ruder zu laufen drohte. Aufgebracht rüttelte sie an der Schulter von Manoos: „Wir müssen fliehen, schnell!” Sie sollte gefälligst ihre Arschbacken zusammenklemmen! Sie waren nicht zum Spaß hier!
Er wies sie ab. „Werte Schattenseherin Lorias! Diese Mission ist kein Ausflug ins Grüne! Noch sind wir Herr der Lage. Wir sind Renelaten, wir fliehen nicht!”
„Manoos, bitte! Schickt einen Falken zu Serpent, die Flotte soll uns rausholen!” Lorias sollte besser nachdenken, bevor sie so einen Blödsinn von sich gab. Manoos würde den Falken noch nicht einmal schicken, wenn sein mickriges Heer erschlagen vor ihm läge! Er würde in der Wüste siegen oder sterben, aber niemals aufgeben!
„Das ist Schwachsinn! Reißt Euch zusammen. Bedenkt, dass unser Plan nur mit Zuschauern funktioniert! Sogar wenn wir Serpent einen Falken schicken, bräuchte die Flotte bis zum Tagesanbruch. Der Mob vor unserem Lager könnte uns in dieser Zeit zehnmal überrennen!”
„Die werden mir das nicht abnehmen!”
„Doch, das werden sie! Ich werde sogar der Erste sein, der reumütig vor Euch auf die Knie geht! Ich werde um Gnade winseln und Eure staubigen Füße küssen! Aber geht mir jetzt aus den Augen, ich habe zu tun!” Manoos gab zwei Wachen ein Handzeichen und blickte zu Siria. Sie begleitete Lorias in das einzige Zelt im Feldlager. Die junge Frau zitterte am ganzen Körper. Wo war Lorias’ Mut geblieben? Das Spiel machte doch erst Spaß, wenn der Einsatz das Blut zum Kochen brachte! Siria hingegen fühlte sich beinahe jugendlich, sie spürte weder ihren Rücken noch die Beine. Ihr Stock steckte neben dem Kartentisch im Sand. Sie hakte sich kurzerhand bei Lorias ein und fand einige beruhigende Worte für sie.
„Siria, Ihr müsst das verhindern! Manoos verkennt die Lage, wir müssen Prinz Serpent benachrichtigen!”
„Ganz ruhig, trinkt einen Schluck Wasser und ruht Euch aus. Die Sonne war heute einfach grässlich. Ich bin sicher, dass Manoos rechtzeitig nach Serpent schicken wird, wenn es notwendig werden sollte.”
„Seid Ihr da sicher?”, fragte Lorias beklommen.
„Ja, vertraut mir! Ich habe ein gutes Gefühl. Ihr werdet am Morgen das wichtigste Schauspiel Eures Lebens abliefern. Ruht Euch aus, es ist noch Zeit.”
Sirias fürsorgliche Stimme beruhigte sie scheinbar, sie streichelte durch ihre blonden Haare und wartete, bis sie einnickte. Dieses blöde Huhn! Wenn sie es versaute, würde Siria sie persönlich verbuddeln und selbst Amun'ral spielen. Sie wollten den Mythos schließlich fangen und nicht die ganzen Narren verbrennen. Sonst hätte das Serpent auch alleine hinbekommen!
„Wache?”
„Ja, werte Siria?”
„Du bist diese Nacht für das Wohl der ehrenwerten Lorias verantwortlich. Sie geht nicht raus und keiner kommt rein! Ich komme euch holen, kurz bevor die Sonne aufgeht! Verstanden?”
„Ja!”
Siria konnte sowieso nicht schlafen! Sie verließ das Zelt und gesellte sich zu den Offizieren am Kartentisch. Die Temperaturen fielen schnell in der Nacht. Manoos verteilte noch weitere taktische Anweisungen an seine Männer. „Neues von den Spähern?”
Kalson raunte: „Über hunderttausend, die verdammte Wüste ist voll mit diesen Vagabunden und Halsabschneidern!”
„Ein prächtiges Publikum! Amun'ral wird leben und ihre Botschaft wird wie ein Steppenbrand über Ninis jagen!”, sagte Siria. In ihren Gedanken sah sie schon Lorias als Amun'ral. Sie würde alle um die Finger wickeln.
„Ja, oder wir verrotten zerfleddert in dieser Einöde! Aber Euch scheint es in dieser Nacht gut zu gehen. Ich kann mich nicht erinnern, Euch je ausgelassener erlebt zu haben”, schmunzelte Manoos und erteilte zwei weiteren Spähern einen Auftrag.
„Euer Zynismus ziert Euch! Vom Krieg gezeichnet, könnt Ihr es offensichtlich selbst nicht erwarten dem Schicksal zu trotzen.”
„Wer braucht schon zwei Augen?!”
„Niemand!”
„Renelaten sterben im Stehen! HAUGG!!”, rief er mit einem Augenzwinkern. Sie verstanden sich! Sie hatten beide nichts zu verlieren! Sie siegten oder starben, wenn die Sonne aufging!
Siria blickte in den sternenklaren Nachthimmel und registrierte das rege Treiben der Flüchtlinge um sich herum. Sie fröstelte und dachte an Saladan: So viele Sterne, ein Jammer, dass bei ihnen meist die Wolken diese Pracht verbargen. Unzählige entfernte Welten und Sonnen, ob ihnen jemand zusah? Wo doch ihr ganzes Leben einem lächerlichen Schauspiel glich,
Weitere Kostenlose Bücher