Ninis - Die Wiege der Baeume
Die haben uns die ganze Zeit verladen!”
„AMUN'RAL! AMUN'RAL!”
„Mein Dalor … im Westen … die Flotte, euer Bruder Serpent! Wir können die Flotte sehen!” Er zeigte euphorisch in den Himmel. Manoos blickte sofort durch das Fernglas nach Westen.
„Beruhigend, wir sterben also nicht ungesühnt! Ich gönne diesem Bastard nicht den Sieg.”
„Wir finden Amun'ral, sterben und er triumphiert als Retter des Ordens! Das kann doch nicht wahr sein!” Siria schlug zeternd ihr Schwert in den Sand. „Serpent, ich verfluche deinen Kadaver, ewig zu faulen! Nein, so darf das nicht enden!”
„AMUN'RAL! TSCHU, TSCHU, HUUUU … TSCHU, TSCHU, HUUUU …”
„Mein Dalor, sie kommen!”
„Soldat, zurück auf deinen Posten! Klar zum Gefecht! Schützenreihen ausrichten, SOFORT!”
Schritt für Schritt zog sich der Belagerungsring weiter zusammen. Mager, erbärmlich gekleidet und dreckig – das Heer von Amun'ral bewegte sich unaufhaltsam auf das Lager der Renelaten zu.
„RENELATEN! WIR SIND UNSTERBLICH! FOLGT IHR MIR?”
„HAUGG!”
„WIR WERDEN IHNEN ZEIGEN, AUS WAS WIR GEMACHT SIND!
„HAUGG!”
„ANLEGEN! FEUER AUF MEIN KOMMANDO!”
Tausende grimmige Blicke, Siria fühlte sich von allen angestarrt, ihre Stellung glich einer winzigen Insel in einem riesigen Meer der Rache. Fünfhundert Renelaten standen über zweihunderttausend Angreifern gegenüber, deren Völker sie seit Ewigkeiten unterdrückten. Wut und Hass – Siria erntete die Saat ihres Ordens. „ So eine Scheiße! Aber ich werde noch einige von euch mitnehmen!”
„ZIELEN! WARTET AUF MEIN KOMMANDO!”
Die Massen teilten sich und bildeten eine Gasse, in welcher Amun'ral langsam auf das Feldlager zuschritt. Ihre weißen Haare, die Haut, Siria wusste sofort, wer sie war. Keine sechzig Fuß Abstand – die weiße Königin ging wortlos auf Manoos zu, nur ein paar Säcke in einem flachen Schützengraben trennten sie noch voneinander.
„AMUN'RAL! TSCHU, TSCHU, HUUUU …”
Niemand bewegte sich, Siria blickte direkt in die Augen derer, die sie töten wollten. Es fehlte nur noch ein Funke, bevor diese Horden über sie herfallen würden. Die unmittelbare Nähe vor dem Konflikt, all die Verzweiflung neben ihr, sie hatten keine Gnade zu erwarten. Auch Manoos stockte der Atem, er wirkte benommen. Siria sah, dass ihn etwas hielt, er zögerte.
„ZIELEN! WARTET AUF MEIN KOMMANDO!”
Yirmesas Sinne spannten sich, es gab kein Zurück mehr. Kaum zu sehen, aber immer deutlicher zu hören, standen viele hundert Sene zwischen ihren großen Verbündeten. Sie summten, überall, sie summten und der Boden hörte ihnen zu. Erstaunen, Verwunderung, Erleichterung – wie durch ein Wunder löste sich kein Schuss, kein Speer flog und auch keine Klinge sirrte durch die Luft.
Ihr Heer versank im Moresene. Nur sie und die Renelaten verblieben an der Oberfläche. Die Soldaten schüttelten die Köpfe, von Amun'rals Streitmacht blieb nicht mehr als eine junge Frau, die ihnen ohne Waffen die Stirn bot. Mehr sollten sie auch nicht bekommen.
„Ich bin Amun'ral, ich ergebe mich!” Yirmesa sank auf die Knie, blickte zu Boden und streckte ihre Arme, mit den Handflächen nach oben, zur Seite. Sie hatte es getan. Der Weg von Amun'ral endete heute in dieser Wüste. Sie lächelte ohne die Lippen zu bewegen. Der Sieg gehörte ihr, und keiner musste für sie sterben.
Siria konnte dem nur ungläubig folgen: Die Soldaten senkten die Waffen, die Anspannung, die Bedrohung, wie weggeblasen: Dieses Mädchen, keiner war in der Lage, sie anzugreifen.
Sie sah, wie Manoos vor ihr stand und nach Worten rang. Er ging auf sie zu, seine Hände zitterten. Manoos versuchte wohl zu sprechen, brachte aber kein Wort über die Lippen. Die Stimme, ihre Aura, die Magie trieb Siria einen Schauer über den Rücken. Was macht diese Hexe nur mit ihm? Amun'ral, die weiße Königin … Wahnsinn! Sie glaubte nicht, dass das gerade passierte!
„NEIN, DAS KANN NICHT SEIN. DU KANNST ES NICHT SEIN!” Er sackte vor ihr auf die Knie.
„Manoos, wehre dich gegen ihre Magie! Du musst standhalten. Sie verhext dich!” Siria sprang auf und schlug sie mit dem stumpfen Griffstück ihrer Waffe nieder. Amun'ral verlor das Bewusstsein, Siria zog ihr umgehend die Kapuze über das Gesicht. Niemand sollte ihr verdammtes Antlitz sehen. Sie blickte Manoos an und gab ihm eine Ohrfeige, die ihn jäh aus seiner Benommenheit aufschrecken ließ.
***
Befreiung
Levinie musste dem Opfergang ihrer Kleinen tatenlos
Weitere Kostenlose Bücher