Ninis - Die Wiege der Baeume
machen sollen.”
„Warum habt Ihr es nicht getan?”
„Das ist eine gute Frage, die ich Euch nicht beantworten kann. Wir haben vermutlich nicht den richtigen Anlass gefunden. Ihr müsst Manoos tief berührt haben, dass er Euch diese Kette gab.”
Immer wieder diese blöde Kette, was hatten die nur alle mit dem Ding? Sie wollte nicht wissen, wie dick die Klunker an Amones Hals waren. „Eine großzügige Geste, oder?”
„Wie wahr! Sie gehörten unserer letzten Königin, der ersten Frau von Hasis, seiner Mutter.”
Bitte, was?! Warum sagte er ihr das nicht? Sagte überhaupt jemand in Saladan die Wahrheit?
„Ja”, antwortete Yirmesa beiläufig, sie kämpfte gegen ihr Gefühl der Überraschung, Amone sollte nichts davon merken.
„Das sind die drei Diamanten unseres Ordens, das Zeichen der Königin. Leider starb sie während seiner Geburt.”
„Hat König Hasis danach nicht eine andere Frau zu seiner Königin gemacht?”
„Das kann er nicht. Die Edelsteine gehen von der Mutter an das erstgeborene Kind, und wenn es ein Sohn ist, an die Frau, die er erwählt. Jede Generation kennt nur eine Königin.”
Ihr wurde schwindelig, was hatte er getan? Er kannte sie doch gar nicht! Dieser Narr, er durfte ihr diese Kette nicht geben!
„Oh!”
„Er hat es Euch nicht erzählt, oder?”
Mist! „Nein, das hat er nicht. Könnt Ihr mich bitte alleine lassen?”
Yirmesa stand auf, sie wollte nur weg. Die Wärme im Rücken entfernte sich rasch. Sie verschränkte die Arme und lief weiter. Außerhalb des Wirkungsbereiches der Steine verlor die Polarnacht schnell ihre Romantik. Ein dichtes Schneetreiben umgab sie, sie spürte den Schnee auf ihren Armen. Dieser Mistkerl, das durfte er nicht tun! Nein, das war nicht richtig!
„Amun'ral, bitte, du darfst die Aura der Steine nicht verlassen!” Manoos lief ihr nach: „Bitte, sag etwas, ohne Schutz erfrierst du!”
Na und? Dann konnte er ihr zumindest nicht das Herz brechen. Er war ihr Feind, er hatte Menisis niedergebrannt. Yirmesa weinte tränenlos, sie sackte in die Knie und spürte, wie ihre Glieder in der Kälte taub wurden. Sie schlug voller Wut in den Schnee, riss den Mund auf und schrie lautlos in die Dunkelheit. Nein, er war nur ein weiterer Dämon, der nach ihrer Seele griff. Sie würde ihn nicht zu sich lassen. Niemals! Das Salz, sie musste an das Salz denken!
Yirmesa wälzte sich vor Wut im Schnee. Die Schneeflocken schmolzen auf ihrer Haut. Sie spürte Veränderungen an sich, dafür brauchte sie keine Augen. Feine Feuerlinien zeichneten sich auf ihrer Schulter ab.
Nein, sie wollte das nicht. Nein! Nicht jetzt! Sie fühlte heiße Flecken auf den Armen, sie schmolz den Schnee unter sich. Hitze drang aus den Linien ihrer Haut, wie Magma unter einer Schlackeschicht.
„Amun'ral, zum Glück habe ich dich gefunden! Du kannst hier nicht bleiben. Keiner kann hier überleben!” Manoos kniete sich zu ihr, sie zitterte bereits am ganzen Körper.
„Du Mistkerl! Du bist ein Schuft, ein Dieb! Ich hasse dich! Wie konntest du es nur wagen, mir …” Sie trommelte mit den Händen gegen seine Brust. Die Wärme, Dampfschwaden stiegen auf. „Du hast mich angelogen! Mich wie eine Puppe zur Schau gestellt, mir diese Kette umgelegt. Das war nicht richtig, du durftest mir die Kette nicht geben! Sie gehörte deiner Mutter. Du kannst mich nicht einfach zu dem machen, was … was.”
„Jemand hat dir die Geschichte der Kette erzählt? Es ist das Recht meiner Geburt, sie weiterzugeben! Es ist sogar meine Pflicht, ich darf sie nicht behalten! Ja, ich habe dich gewählt. Dich, weil ich dich liebe!” Er hielt ihre Hände vor seiner Brust fest. Sie saßen inzwischen in einer Kuhle, einer knöcheltiefen Wasserpfütze. Weiterer Wasserdampf stieg auf, die glutroten Linien auf ihrer weißen Haut schmerzten.
„Liebe? Du kennst mich doch kaum! Was glaubst du zu lieben, ein Stück weiße Haut? Ein Haustier?”
„Ich kenne dich anscheinend besser als du mich, Amun'ral! Oder wäre dir Yirmesa vertrauter? Glaubst du etwa, ich hätte dich vergessen? Du hast mich angelogen!”
Nein, es war vorbei. Sie konnte nicht mehr! „Du … du …”
„Fehlen dir etwa die Worte? Es ist mir völlig egal, wie viele Farben deine Haut anzunehmen vermag, ob du blind bist oder kahl! Ich habe dich gewählt! Aber wenn du mich nicht willst, bleiben wir einfach hier sitzen. Ewig im Eis vereint! Niemand würde uns je finden. Ja, das wäre ein schönes Ende!”
„Kein Ende, ein Anfang!” Yirmesa zog
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