Ninis - Die Wiege der Baeume
und setzte sich neben das Katapult. Es würde morgen die Sonne scheinen! Also wird ein guter Tag, ihr letzter, dachte sie und schlief ein.
Wortlos stand Siria am Bug des Luftschiffes, als sie im Morgengrauen über Deasu flogen. Sie sah die Ruinen in der Tiefe, das Bild der Stadt empfand sie als Ausblick in eine trostlose Zukunft. Die Gebäude waren, bis auf karge Reste der Grundmauern, niedergerissen, wobei kaum Trümmer herumlagen. Als ob Wind und Wasser tausend Sonnenzyklen Zeit gehabt hatten, die Spuren zu beseitigen. Wie eine Ruine aus vergangenen Tagen, die ihre Bewohner schon längst verlassen hatten. Warum hatte Amun'ral nur die ganze Stadt ausgelöscht?
Amone stand neben ihr: „Wird Moresene genauso aussehen?”
„Nein!” Obwohl sie ihre Meinung nicht begründen konnte. Der Untergang von Deasu machte ihr nur zu deutlich, was ihnen bevorstand. Sie weigerte sich aber aufzugeben, trotzig sah sie Amone in die Augen.
„Obwohl sie schon hier war?”
„Das schert mich nicht. Moresene existiert! Ich lebe und wir befinden uns auf dem ersten Luftschiff des Ordens! Ich will kein weiteres Gejammer hören!”
„Aber …”
„Halt die Klappe!” Der Stern von Amone verblasste, sie war nur noch ein Schatten ihrer selbst. In nur zwei Tagen war der Glanz ihrer Jugend verflogen, sie alterte in kürzester Zeit. „Haderst du etwa mit deinem Schicksal? Deine Macht ist gebrochen, du kannst froh sein, nicht in Saladan zerrissen worden zu sein. Behalte wenigstens deine Bosheit, wenn du jetzt deine Zeche begleichen darfst. Ich verfluche dich lieber, als dass ich dich bemitleide!” Und falls sich morgen ihr Rücken melden sollte, hätte Siria bestimmt noch einen Tiegel Froschsalbe übrig. Amone schaute sie nur sprachlos an.
Veltusi hüstelte hinter ihnen und wartete bis die Alten sich umdrehten. „Werte Schattenseherinnen, die anderen an Bord sind beunruhigt. Was ist mit Deasu geschehen? Das kann doch nicht Amun’ral gewesen sein?”
Siria versuchte abzulenken: „Wann werden wir in Moresene eintreffen?”
„Voraussichtlich gegen Mittag. Wir haben gute Winde, aber was ist mit Deasu geschehen?”
„Veltusi, ich weiß es nicht. Darüber schweigen die Schatten Schatten. Schau in den Himmel hinter uns, ich habe noch nie ein derartiges Geäst gesehen. Nur ich bin mir sicher, dass es kein Segen für uns sein wird. Erzähle unseren Seherinnen und den Gardisten des Königs die Wahrheit, erzähle ihnen aber auch, dass sie nicht allein sind!”
„Ja, werte Siria” Sie verbeugte sich und ging zurück ins Unterdeck. Die Alte ärgerte sich über die demütige Reaktion von Veltusi, sie würde ihr weitaus mehr zubilligen. Sie sollte sie anschreien, sie beschimpfen! Veltusi hatte ein Recht dazu, sie begleitete schließlich zwei alte Hexen auf dem Weg zu deren Hinrichtung!
Sie sollten endlich ihre Hörigkeit ablegen! Und über die Lügen nachdenken, mit denen sie der Orden über eine viel zu lange Zeit abgespeist hatte. Sie konnten sich doch nicht wie Schafe auf die Schlachtbank treiben lassen. Bitte, sie sollten nicht alles ohne Widerstand hinnehmen!
Gedankenverloren verließ Siria das Luftschiff und schritt über die Landungsbrücke. Sie befand sich auf einem großen Turm in Moresene, an dem über zwanzig weitere Luftschiffe festgemacht hatten. Zur Mittagszeit brannte die Sonne mit aller Wut, was für ein Glutofen!
Die Veränderungen in Moresene interessierten sie aber nur beiläufig, sie fixierte in der Hitze nur das dunkelrote Fell der Feuerkatze, deren Blicke sich durch ihre Robe zu bohren drohten. Neben dem Tier warteten Manoos, eine Lamenis und ein Sene. Dass sie so etwas noch erleben würde! Alle friedlich nebeneinander, die Welt drehte sich zu schnell für eine alte Frau!
Vor ihr standen bereits Hasis und Amone, der König alterte seit der Flucht aus Saladan ähnlich schnell wie die Obere. Ihnen gegenüber stand Manoos, dessen entschlossener Blick nur zu deutlich erahnen ließ, was ihnen bevorstand. Er würde inzwischen auch mitbekommen haben, dass sein Vater ihn töten lassen wollte. Was für ein ungleiches Kräfteverhältnis: Hasis’ Zahltag war gekommen! Wobei Siria sich nicht sicher war, was ihn mehr peinigte: Die Gicht oder der Verlust der Macht. Er sah aus wie ein Häufchen Elend. Los, er sollte sich seinem Sohn stellen, ihm in die Augen blicken und seinen Untergang mit Würde tragen! Mehr würde ihnen am Ende nicht bleiben!
Manoos starrte seinen Vater an: „Was ist nur aus dir geworden?” Er
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