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Ninis - Die Wiege der Baeume

Ninis - Die Wiege der Baeume

Titel: Ninis - Die Wiege der Baeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thariot
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sowieso nicht, dachte er noch, während seine Finger bereits zu kribbeln begannen und sein Körper ihm signalisierte, dass er kein Fisch war. Menschen müssen atmen. Aber der Geist herrscht über die Elemente, Elias war ein Jäger, andere zählten auf ihn, daran entsann er sich - daraus zog er seine Kraft. Langsam ließ er die verbrauchte Luft durch die Nase nach oben aufsteigen. Und wartete. Wartete inmitten eines Nebels aus Blut. Der perfekte Köder. Andere Jäger begnügten sich oft mit den Blauen, die zudem auch keine nennenswerten Zähne hatten. Was nicht bei allen Meeresbewohnern so war, und frisches Blut ließen sich die Großen niemals entgehen.
    Als ob sich ein dunkler Schatten über ihn legte, griff ihn der Eishai wenige Momente später an. Und natürlich von hinten. Ob die Viecher inzwischen die Schwachstellen der Menschen kannten? Elias drehte sich und stach dem riesigen Tier den Jagdspeer in den offenen Schlund. Das Brechen der Knorpel war deutlich zu hören. Ein Blutschwall schoss ihm entgegen. Reflexartig schnappten die mit beeindruckenden Zahnreihen bestückten Kiefer zusammen. Der Jagdspeer aus Titan hielt dem Biss stand. Doch mit der Wucht der Attacke drängte der Eishai ihn nach unten. Das Wasser drückte seinen Brustkorb zusammen. Stirb schon, schrie er im Gedanken! Während er weiter in der Tiefe versank. Er oder der Fisch. Seine Muskeln fühlten sich dem Zerreißen nahe. Mit letzter Kraft drehte er den Speer, dessen Widerhaken dabei hoffentlich Lebenswichtigeres als die Gedärme aufwickelten. Es knirschte. Die Augen der Bestie brachen. Er hatte gewonnen. Bisher hatte er immer gewonnen.
    Elias ließ die verbliebene Luft aus den Lungen entweichen und tauchte langsam auf. Am Ende des Jagdspeeres befand sich eine Schlaufe, an der er den aufgespießten Eishai mit an die Oberfläche zog. Länger hätte auch er nicht unter Wasser bleiben können. Nur noch ein kurzes Stück. Aus dem Kribbeln in den Fingern hatte sich ein Brennen im gesamten Körper entwickelt. Jede Muskelfaser schrie nach Sauerstoff. Er war kurz davor, das Bewusstsein zu verlieren. Dann endlich. Luft, eiskalt, über dem Loch in der Eisdecke blendete das Sonnenlicht, endlich Luft! Elias atmete wieder. Was für eine Wohltat. Er kletterte auf das Eis und zerrte den Raubfisch durch die Öffnung, dessen schwarze Schuppen an der eisigen Luft sofort grau wurden. Im Wasser war der Fang um einiges leichter gewesen. Elias liebte es, danach auf dem Eis zu stehen. Mit geschlossenen Augen lauschte er der Ruhe. Er trug eine kurze Hose und einen Gürtel mit einem Messer. Das war nicht viel, um an diesem Ort zu überleben. Mit Kleidung würde allerdings niemand Fische fangen können. Minus zehn, minus zwanzig Grad, mit nasser Haut war es nicht einfach, die Lufttemperatur zu schätzen. Beinahe schon sommerlich. Ihm machte die Kälte nichts. Dieser Nachmittag war wunderschön. Nicht eine Wolke trübte den blauen Himmel über der Arktis und am Horizont standen die beiden Sonnen beinahe nebeneinander. Deswegen wollte er nicht aufgeben, dieses flüchtige Gefühl der Freiheit war fragil und es wert, sich später daran zu erinnern.
    »Elias?« Das war allerdings nicht die hohe Stimme der Natur, sondern die von Ruben, seinem Bruder, der während seines Angelausflugs auf ihn aufpasste und ihn gerade aus seiner Träumerei zurückgeholt hatte. Mit dem Finger am Hals aktivierte er die Sprachübertragung. Es war völlig egal, wo er sich befand, mit dem Chip unter der Haut war er immer online.
    »Vermisst du mich schon?«
    »Und wie ... geh mal bitte einen Schritt zur Seite«, sagte Ruben konzentriert. Ein Projektil zischte an Elias vorbei, um einen Moment später in einiger Entfernung irgendetwas Weißes im Eis rot platzen zu lassen. Verdammte Schneckenköpfe! Wenige Sekunden später hörte Elias den dazugehörigen Gewehrschuss. Das waren ungefähr zwölf Sekunden, er musste um die vier Kilometer vom Habitat entfernt sein.
    »Danke.« Trotz der guten Sicht konnte Elias den Schützen nicht sehen. Ruben war nicht nur sein Bruder, sondern auch Waffensystem-Offizier, der am Habitat mit einem Scanner und einem Präzisionsgewehr mit sich selbst in der Flugbahn korrigierender Munition seinen Ausflug gesichert hatte. Elias war froh, dass er bisher nie selbst eine Waffe hatte abfeuern müssen.
    »Du bist bescheuert!« Rubens Antwort war genau so präzise wie der Blattschuss aus fünf Kilometer Entfernung.
    »Oder magst du doch lieber wieder Protein aus der Tüte?« Mit dem

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