Ninis - Die Wiege der Baeume
blickte gespannt in das Waldstück, aus dem sie zu ihnen gelaufen war und eine vierte lief los, um die anderen Schwestern zu warnen.
Jelor stand mit Varus und zwei anderen Lamenis in der Stadtmitte und amüsierte sich über seinen alten Gefährten, der voller Leidenschaft über die richtige Gärzeit von Beerenfrüchten sprach. Er hatte wie immer eine rote Nase und warf den anderen vor, dass ihre Art Beerenfrüchte zu gären, einem kulinarischen Angriff auf den guten Geschmack gleichkäme. Er wollte von Jelor, dass er seine ganze Autorität in die Waagschale legte, damit zukünftig zu allen öffentlichen Anlässen nur noch gegorene Beerensäfte serviert würden, die nach den Rezepten von Varus zubereitet wurden.
„Jelor, ich bringe wichtige Kunde von Berlienies …”
Jelor drehte sich zu der aufgebrachten Wächterin, jäh war ihm eine drohende Gefahr bewusst. Doch bevor sie ihren Satz beenden konnte, verharrte sie mit starrem Blick auf der Stelle. Sie sackte in die Knie und fasste sich mit den Händen vor ihre Brust, wo eine fingerlange, glühende Spitze aus ihrem Lederharnisch ragte. Blut dampfte aus der Wunde und quoll aus ihrem Mund. Sie fiel nach vorne – ein glühender Stock steckte zwischen ihren Schulterblättern. Jelor duckte sich und blickte in die Richtung, in der er den Schützen vermutete.
Zwischen den Bäumen senkte sich eine hölzerne Gondel zu Boden, die Seile am Himmel zu halten schienen. Er konnte durch das dichte Laub nicht alles sehen, nur bärtige Männer konnte er erkennen, die mit hölzernen Apparaturen glühende Stöcke auf sie verschossen. Weitere Stöcke schlugen dicht neben ihm ein. Durch die Glut loderten im Boden mehrere Brandnester auf. Die beiden Wächterinnen, welche die unglückliche Botin begleitet hatten, versteckten sich hinter Baumstämmen. Nur Varus erfasste nicht, was gerade passierte. Jelor schubste ihn in eine Nische einer zerklüfteten Wurzel und drängte sich selbst in den Schutz eines Baumstammes.
Weitere Gondeln drangen von oben durch das Laub, der Schlaf seines Volkes fand in dieser Nacht ein unerwartetes Ende. Die Angreifer trugen schwere Lederpanzer und schimmernde Helme, ihre Waffen bestanden anscheinend allesamt aus einem ihm unbekannten Metall. Er dachte an Berlienies und Niavia, hoffentlich waren die fremden Krieger ihnen nicht bereits begegnet!
Über die Gondeln betraten die Fremden die oberen Plattformen und trieben alle vor sich her. Viele Lamenis wurden aus der Höhe hinabgestoßen, wer sich wehrte, bekam gnadenlos ihren Zorn zu spüren.
Der Überfall aus der Luft überraschte alle, vor allem die, die über Menisis wachen sollten. Solange die fliehenden Lamenis von den Plattformen herunter strömten, konnten die Wächterinnen den Eindringlingen nichts entgegensetzen. Sobald sich eine Lamenis im Lederharnisch zeigte, durchbohrten sie umgehend mehrere dieser Stöcke. Einzelne Wächterinnen hatten gegen diese Übermacht keine Chance, sie starben blutüberströmt im Stockhagel der fremden Krieger.
Fieberhaft dachte Jelor nach, sie mussten sich in Sicherheit bringen. Schnell! Die Angreifer sollten die Tempelzugänge aus der Höhe nicht ausmachen können, schließlich jagten sie weiterhin jeden nach unten. Er nutzte die Verwirrung und schickte alle, die von den Bäumen getrieben wurden, mit Handzeichen in den Wurzeltempel. Möge seine Kraft ihnen beistehen.
Levinie sprach mit Karlema, die sich im Wurzeltempel für ein Ritual vorbereitete. Es widerstrebte ihr, sie erneut um etwas zu bitten, aber sie wusste sich nicht anders zu helfen.
„Yiri ist seit dem Tod von Garmen völlig verstört. Ich habe Angst, dass sie den langen Marsch nicht überstehen könnte.”
Karlema unterbrach sie barsch. „Was willst du? Ich habe dir doch bereits geholfen, sie zu wecken!”
„Aber, sie …”
„Etwa Vergebung? Einen Aufschub?! Dass du dich wagst, damit zu mir zu kommen! Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob es notwendig war, Niavia auf die Suche nach einer unbekannten Bestie zu schicken. Deine Kleine ist …”
Laute Geräusche unterbrachen ihren Disput. Über die schmalen Treppen gelangten unzählige Lamenis in den Wurzeltempel, deren panische Gesichter aussahen, als ob gerade über ihnen die Welt unterging.
„Was ist oben los?”, rief Levinie.
„Wir werden angegriffen!”
Ihre Sinne befanden sich sofort im Kampf. Der Aufschub war jetzt nicht mehr wichtig, sie hoffte nur, dass sich ihre Kleine rechtzeitig hatte verstecken können.
Krieg! Sie
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