Ninja-Rache
ihnen entstand ein Lichtschwall. Der erste Wagen kam ihnen entgegen. Ein flaches Fahrzeug, das wie eine Flunder auf der Straße lag. Der Sportwagen huschte mit weit überhöhter Geschwindigkeit an ihnen vorbei.
»Der hat es besser!« sagte Pedro.
»Bis sie ihn schnappen.«
»Kaum, hier patrouillieren die Bullen wenig. Ich kenne mich hier aus.«
Pedro drückte sich in den Sitz. Auf den nächsten Meilen war die Straße kurvenlos. Wer die entsprechenden Nerven besaß, konnte beruhigt seinen Wagen steuern. Die Hügel standen wie Schatten zu beiden Seiten der Straße. Inzwischen hatte der Himmel eine bleichgraue Farbe bekommen, wobei sich die unterschiedlichen Konturen scharf voneinander trennten. Es würde wieder eine kalte Nacht werden, und fern im Westen, wahrscheinlich schon über dem Meer, zeigte der Himmel eine rote Färbung. Dort verabschiedete sich die Sonne, um der Nacht zu weichen.
»Magst du das Land?« fragte Pedro.
»Ja.«
»Ich nicht.«
»Das ist deine Sache.«
Wieder lachte Pedro grunzend. »Weißt du, man hat mich herumgeschubst. Meine Mutter ist Mexikanerin, der Vater ein Indianer und trunksüchtig, wie ein Arzt so vornehm sagte. Ich meine, daß er gesoffen hat, weil ihm die Weißen keinen Job gaben. Er war immer der Beschissene, der Farbige, der miese Indianer. So ist Amerika auch.«
»Ich weiß.«
»Hattest du keine Schwierigkeiten?« Yakup schüttelte den Kopf. »Nicht daß ich wüßte. Ich habe mich immer durchschlagen können.«
»Ist auch was wert.«
Der Ninja wurde aus seinem Fahrer nicht schlau. Wenn er ehrlich war, dann traute er ihm nicht über den Weg. Manchmal schaute ihn der Mann von der Seite her an, und Yakup gelang es nicht, dessen Blick richtig einzustufen.
»Du fragst nichts mehr.«
»Was soll ich auch sagen?« Yakup grinste.
»Denkst du an den Toten?«
»Auch.«
»Ja…«, dehnte Pedro, »wer könnte das getan haben? Da ist einer durchgedreht. War bestimmt ein Wahnsinniger. Oder bist du anderer Meinung, Mann?«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Aber du wirst dir Gedanken gemacht haben?«
»Klar. Vielleicht ein Amokläufer oder jemand, der einen Koller bekommen hat. Ist ja alles möglich, finde ich. Wir sollten uns da keine Gedanken machen. Ich habe die Bullen angerufen. Sie werden sich um den Mord kümmern.«
Pedro lachte. Er wollte gar nicht aufhören. Frst als Yakup ihn nach dem Grund fragte, wurde er wieder ernst. »Bist du wirklich so naiv, oder tust du nur so?«
»Das mußt du mir erklären.«
»Gerne, Partner. Kann es nicht sein, daß ich den Wirt getötet habe? Es ist doch leicht, eine Ausrede zu benutzen. Du hast sie mir abgenommen, bist sogar in meinen Wagen gestiegen, obwohl du eigentlich davon ausgehen müßtest, daß ich den Kerl umgelegt habe.«
»Ich vertraue dir eben.«
»Das glaube ich nicht. So siehst du nicht aus. Wer mir vertraut, muß nicht ganz richtig im Kopf sein.«
Yakup fragte: »Hast du ihn umgebracht oder nicht?«
»Klar, ich bin der Killer!« Pedro zog seine Lippen zurück und fletschte die Zähne. »Ich habe ihn zerrissen, zerstückelt. Ich habe mich seiner angenommen.«
Yakup räusperte sich. »Dann wäre ich wohl der nächste auf deiner Liste — oder?«
»Nein.«
»Danke.«
»Wofür?«
»Daß du mich verschonen willst.«
Pedro gab keine Antwort. Statt dessen ließ er das Lenkrad los und hob die Arme an. Er wollte demonstrieren, daß er freihändig fahren konnte.
»Na, ist das nicht irre, Partner?« Mit einem Kuck drehte er Yakup den Kopf zu.
Der Ninja wollte protestieren und erklären, daß sich Pedro um das Lenkrad zu kümmern habe, die Worte blieben ihm im Hals stecken, denn sein Fahrer hatte sich verändert.
Das Gesicht sah aus wie eine Maske aus gebranntem Ton. Da sah er keine Haut mehr, das war einfach nur scheußlich, und die Augen waren weit bis in die Höhlen zurückgetreten.
»Glaubst du mir nun?« röchelte er tief aus der Kehle hervor, wobei auf seinen Händen plötzlich dünne Haare wuchsen.
Der Ninja hatte sich über Tengus und deren Herkunft sowie über deren Werden keine Gedanken gemacht. Er erlebte jedoch mit, daß sie es durch Verwandlung schafften, daß Tengus auch Menschen sein konnten, und der Fahrer neben ihm gehörte zu dieser Sorte.
»Was willst du jetzt tun?«
»Dich töten!«
»Sieh nach vorn!«
Er hatte die Aufforderung derart intensiv ausgestoßen, daß Yakup ihr wie unter Zwang folgen mußte. Es war auch gut so, daß er es getan hatte, denn vor ihnen auf der Sttaße und breit zwischen den
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