Ninja-Rache
dieser bevorstand, davon ging er aus.
Zudem wollte er auch seine Ninja-Rache. Dieser uralte Dämon sollte keinen mehr knechten können.
Leider konnte man Shimada nicht suchen und finden. Er erschien, wann und wo er es für richtig hielt. Dann war er urplötzlich da, zumeist inmitten seiner blauen Festung, mit der er durch die Zeiten glitt. Yakup Yalcinkaya verließ seine Hütte, ohne die Krone der Ninja aufgesetzt zu haben. Er dachte an die drei Totenvögel und rechnete damit, daß sie noch in der Nähe lauerten.
Deshalb ging er langsam und schaute sich ständig um. Nur die Stille des allmählich hereinbrechenden Abends umgab ihn. Die Schatten waren da und zogen ihre langen Bahnen durch das Hochtal. Im nahen Wald bewegten sich die Zweige zitternd unter den Berührungen des Westwinds. Sogar ein Flugzeug glitt himmelhoch über der einsamen Gestalt hinweg.
Diesmal verzichtete er auf irgendwelche Deckungen. Offen schritt er seinen Weg, er stellte sich zur Schau, denn er wollte, daß die Tengus oder Shimada angriffen. Von beiden sah er nichts.
Er ging in Richtung Westen, wo irgendwann die Millionenstadt San Franzisco lag.
Er kannte sie, aber er hatte sich in dieser hektischen und quirligen Atmosphäre nie wohl gefühlt. Der Weg dorthin war lang. Es konnte durchaus sein, daß Shimada ihn in der Stadt erwartete. An einem bestimmten Punkt blieb er stehen und dachte nach. Von dieser Hügelkuppe hatte er den besten Ausblick in der Umgebung, und er dachte daran, daß gar nicht weit entfernt eine Straße vorbeiführte. Vielleicht nahm ihn jemand mit.
Yakup entschied sich für diese Möglichkeit. Etwa eine halbe Stunde später stand er vor dem grauen Band der Straße, die rechts als auch links in die Unendlichkeit zu führen schien.
Kein Wagen war zu sehen, dafür ein Reklameschild, das auf eine Raststätte hinwies, die sich fünf Meilen entfernt befand. Raststätten waren immer gut, um Mitfahrgelegenheiten zu ergattern. Yakup beschloß, sie aufzusuchen.
Fünf Meilen können lang werden. Er schaffte sie schnell. Schon ein weites Stück vorhersah er die Lichter der Raststätte wie Sterne in der Dunkelheit funkeln.
Er schritt schneller aus, um bei Erreichen seines Ziels enttäuscht zu werden.
Nur ein Wagen stand vor dem Bau.
Es war ein Ford Station Car, der bereits einige Jahre auf dem Buckel hatte.
Bevor Yakup die Raststätte betrat, schaute er durch eines der Fenster. Nur wenige Tische standen in dem kahlen Raum. Er sah den Tresen, dahinter den großen Mikrogrill, aber keinen Menschen, der sich im Raum aufhielt und bediente.
Da stimmte etwas nicht…
Um nicht sofort aufzufallen, hatte Yakup die Scheide des Schwerts unter der Kleidung an seinem Rücken verborgen und die Waffe auch dort hineingesteckt. Er würde sie ebenso schnell ziehen können, als hinge sie an seiner linken Seite.
Geduckt zog er sich vom Fenster zurück und hätte eigentlich weitergehen können, was er nicht tat. Irgendwie zog ihn diese Raststätte an. Er hatte das Gefühl, daß sie wichtig für ihn war. Die schwere Krone hatte er mit einem Metallhaken an seinem Gürtel befestigt. Auch wenn sie an der Seite zog, das machte ihm nichts aus, Yakup wollte beide Hände frei haben.
Yakup riß die Tür auf und betrat mit schnellen Schritten den Gastraum. Vorhin hatte er keinen Kunden gesehen. Nun aber saß jemand an einem Tisch. Ein dunkelhaariger Mann in brauner Lederjacke. Er hockte da, schlürfte seinen Kaffee und starrte ins Leere, dabei mußte er Yakups Auftauchen wahrgenommen haben.
Erst als sich der Ninja räusperte, schaute der Mann hoch. Er sah aus wie ein Indianer, besaß eine dunkle Hautfarbe und hatte, das konnte Yakup erst jetzt sehen, die fettigen Haare im Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden.
Beide Männer schauten einander an.
Der Ninja spürte, daß von diesem einsamen Gast etwas Ungewöhnliches ausging. Es war der Hauch einer Gefahr und gleichzeitig der einer Warnung, der ihn streifte. Die langen sehnigen Finger umklammerten die große Kaffeetasse.
Yakup nickte ihm zu. Er war der zuletzt Gekommene und wollte sich auch entsprechend verhalten. »Guten Abend«, sagte er höflich. Der einsame Gast nickte nur.
»Sie haben etwas bekommen. Kann ich auch einen Kaffee bestellen? Wenn ja, wo?«
Der Mann mit dem indianerhaften Aussehen fuhr über die Spitze seiner etwas platt wirkenden Nase hinweg und schüttelte den Kopf.
»Was heißt das?«
Die Antwort gab der Fremde flüsternd. »Sie müssen sich ihn schon holen. Das habe
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