Ninja-Rache
ich auch getan. Die Kaffeemaschine steht auf der Theke. Sie läuft ja noch.«
»Danke.«
»Oh — bitte sehr.«
Yakup ging hin. Um besser an die Maschine heranzukommen, mußte er hinter die Theke. Ein schmaler Durchgang erlaubte ihm dies. An sein Ziel gelangte er nicht. Auf halbem Weg blieb er stehen. Hinter der Theke lag der Wirt.
Soeben noch an seiner Kleidung zu erkennen, denn die gestreifte Fliege war noch vorhanden. Ansonsten lag dort ein blutiger Klumpen, über dem bereits einige Fliegen summten…
***
Wieder war Yakup wie versteinert. Die grausamen Überraschungen rissen einfach nicht ab, und der einsame Gast lachte plötzlich krächzend auf. Yakup drehte sich um.
Der Mann hatte seine Beine ausgestreckt und seine Unterlippe in Richtung Kinn gezogen. »Ist dir jetzt der Durst vergangen, Mann?«
Yakup atmete durch die Nase. »Ihnen ist wohl nicht gut, wie?« Er zog sich vom Durchgang zurück. Der kalte Gastraum erinnerte ihn plötzlich an eine kalte Hölle.
»Nein. Ich brauchte einen Kaffee.«
»Wer war es?«
Der Gast verzog sein Gesicht, bevor er lachte. »Keine Ahnung. Ich jedenfalls nicht. Aber ich habe auch nicht die Bullen gerufen, das sollen andere tun. Als ich kam, fand ich ihn so vor wie du. Ich nahm mir Kaffee und trank ihn.« Wie zur Bestätigung seiner Worte hob erdie Tasse an und leerte den Rest. Danach grinste er und meinte zynisch. »Zu zahlen brauche ich wohl nicht.«
Yakup überhörte die Bemerkung. »Ist der Mann dort der einzige Tote hier in der Raststätte?«
»Keine Ahnung, ich habe jedenfalls nicht nachgeschaut.«
»Das werde ich machen.«
»Wie du willst.«
Yakup zögerte noch. »Fahren Sie jetzt?«
»Hatte ich vor — warum?«
»Weil ich einen brauche, der mich in Richtung Frisco mitnimmt. Oder haben Sie eine andere Richtung vor?«
»Bis jetzt nicht.«
»Kann ich mit?«
»Wenn Sie hier nicht zu lange nach anderen Leichen suchen, dann schon, Mann.«
»Keine Sorge, das klappt bestimmt.«
Yakup hatte die Tür zu den Toiletten entdeckt. Er fand sich in einem gekachelten Gang wieder, rechnete eigentlich mit dem Schlimmsten, als er die Kabinen aufstieß und war beruhigt, daß er dort keine weiteren Leichen mehr fand.
Er schaute auch in der kleinen Küche und einer Vorratskammer nach, ohne jedoch einen weiteren Toten zu finden.
Dafür sah er ein Telefon. Es hing an der Wand, funktionierte auch, so daß Yakup eine Meldung an die Polizei in Frisco absetzen und über den Leichenfund berichten konnte.
Als der Mann aufgeregt nach dem Namen des Anrufers fragte, hatte Yakup längst aufgelegt.
Den Gastraum fand er leer.
An den Bewegungen der Tür allerdings stellte er fest, daß der Mann den Raum noch nicht lange verlassen haben konnte.
Er hatte über den Kerl nachgedacht und festgestellt, daß dieser ihm kaum sympathisch war. Zudem wollte er nicht glauben, daß dieser Mensch nichts mit der furchtbaren Bluttat zu tun hatte. Der hatte praktisch wie bestellt aul Yakup gewartet.
Das roch nach einer Falle…
Draußen hörte er das Geräusch eines Anlassers, dann sprang der Motor an, und er lief schnell hinaus.
Der Typ schaute aus dem Fenster. »Verdammt, hat lange gedauert. Fast wäre ich ohne dich gefahren.«
»Sorry.« Yakup stieg ein und schloß die Tür.
»Einen Termin hast du nicht in der Stadt — oder?«
»Nein, warum?«
»Meine Kiste fährt nicht sehr schnell. Es kann jedenfalls dauern, bis wir da sind.«
»Macht nichts. Wie heißen Sie eigentlich?«
»Sag einfach Pedro. Und wie heißt du?«
»Yakup.«
»Was ist das denn für ein Name?«
»Europäisch bis asiatisch.«
»Ach ja?«
In einer breiten Kurve hatten sie den Rastplatz verlassen und waren auf die Straße eingebogen. Wie mit dem Lineal gezogen zerteilte sie die Landschaft.
»Da wäre noch etwas«, sagte Yakup. »Ich habe mir erlaubt, die Polizei anzurufen.«
»Die Bullen?«
»Ja. Schließlich ist ein Mord geschehen.«
»Himmel und Arsch, bist du gesetzesgeil. Sollen sie doch sehen, wie sie mit ihrem Kram fertig werden. Mir jedenfalls wäre das nicht eingefallen, darauf kannst du wetten.«
»Jeder ist eben anders.«
»Ich weiß, Partner. Eine Frage so am Rande. Was treibt dich eigentlich an die Küste?«
»Nun ja, ich will mich umschauen.«
Pedro lachte grunzend. »Ein irres Motiv. Die Antwort hätte auch von mir sein können. Sei ehrlich, Partner, welche Bullen sind dir auf der Spur? Die Highway-Cops, FBI oder andere?«
»Keine.«
Pedro hob die Schultern. »Egal, ist deine Sache.«
Vor
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