Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)
Opiumhöhlen und in Hinterhöfen versteckte, aus Latten zusammengezimmerte Arenen für Hundekämpfe. Es gab Kult- und Gebetsstätten aller inaimistischen Glaubensrichtungen, also sowohl Kirchen des Aidiras- als auch des Duomnon-Mysteriums und einen Tempel vom Orden des Einen Weges. Außerdem gab es auch eine kleine Gemeinde vom Weg des Zweigesichtigen Inaim.
Kymneiocium bot reichlich Gelegenheiten mit Menschen aus den unterschiedlichsten Schichten und Tätigkeitsbereichen in Kontakt zu kommen und mit ihnen den mannigfaltigsten Unternehmungen nachzugehen. Das bedeutete auch für einen Soldaten wie Auric, der gebildet war, von einnehmender Gestalt und Wesen, mit einem Gesicht, das noch nicht zu sehr von Narben entstellt war, dass sich während der Zeit ihrer Stationierungen in der Provinzhauptstadt ausreichend Möglichkeiten eröffneten, auch außerhalb des Kreises von Tross und Hurenhäusern Bekanntschaften mit dem weiblichen Geschlecht anzubahnen und zu pflegen. Den Frauen gefiel, dass er sich kultiviert und gebildet gab – in der Kombination mit den Augen seines Vaters, in die sie einiges, ganz nach der jeweiligen Gemütslage und ihren Bedürfnissen, hineingeheimnissen konnten. Sein Beruf war ihm demgemäß auch nicht Hemmnis oder Stigma, sondern er umgab ihn wie der Mantel eines herben, anziehenden Romantizismus.
Er hatte es also nicht sonderlich schwer.
Trotzdem teilten seine Frauenbekanntschaften in Kymneiocium das Schicksal der Kellnerinnen an der ilvenischen Küste.
Es hielt ihn bei keiner besonders lange. Er versuchte es zwar, aber es gelang ihm nicht.
Und bei jedem neuen Versuch machte sich bald das Gefühl einer gewissen Schalheit breit.
Wenn er in den zerwühlten, feingewebten Laken einer gemeinsam verbrachten Nacht aus Alpträumen hochschreckte oder wenn, während einer stillen, vertraulicher und inniger werdenden Unterhaltung, von der er glaubte, dass sie diesmal etwas tiefer ginge, Andeutungen über seine Lippen kamen, schlangen sie weiche, weiße Arme um ihn, die noch nie das Gewicht einer Waffe oder eines Schildes gespürt hatten, erzählten ihm etwas Tröstliches, Einfühlsames, Tiefes, von dem er wusste, dass es kompletter Bullshit war.
Nach Kymneiocium war es wieder das östliche Hinterland von Scarvaneum Tevanum, dann wieder die Hauptstadt, dann folgte eine gemeinsame Mission mit der Reichsgarde im benachbarten Bilginaum. Aber immer war es am Ende wieder Czand, bei der er sich in den Nächten einfand, um Erinnerungen, Gedanken und das Lager zu teilen.
Ein Gerücht ging unter den Soldaten um.
Aus Senphorenbotschaften und aus den Gerüchten, die sich unter den Soldaten wechselnder Einheiten von Mund zu Mund verbreiteten, sickerte die Nachricht zu den in Kymneiocium stationierten Truppen durch, dass die anhaltende Bedrohung durch die Nichtmenschenallianz sich allmählich zerschlug.
Es hieß, dass die Kinphaurenarmee dabei sei, sich endgültig aufzulösen. Kundschafter wussten zu berichten, dass Spannungen innerhalb der bisher angeblich durch einen neuen Anführer geeinigten Streitmacht immer häufiger und stärker ausbrachen und den Zusammenhalt der Armee spalteten. Immer mehr Stämme und Häuser verließen den Heerbann. Einzelne bewaffnete Haufen und Banden, die Überreste der Armeen ursprünglich miteinander verfehdeter Banner, sickerten durch Täler und Pässe ostwärts und verloren sich in den Weiten des Saikranon auf ihrem Weg in ihre eigenen Territorien am Kalten Meer. Das Nichtmenschenheer schrumpfte.
Das Bündnis zerbrach. Ein neuer Zyklus eines kinphaurischen Expansionsversuchs ging zu Ende.
Es war nur noch eine Frage der Zeit, dass sich die Dritte Armee aus dem Saikranon zurückzog und wieder auf die Ostgrenzen des Idirischen Reiches zu deren Schutz zurückfiel.
„Hat mich sowieso gewundert, dass das Spitzohrenpack solange als eine Armee zusammenhocken kann, ohne sich an die Gurgel zu gehen.“
Auric traf Keiler Drei zufällig bei ihrem Einsatz in Bilginaum in der Stadt Gantz. Er kam geradewegs mit einem Heereszug aus dem Saikranon, wo er in einer Einheit von Kelams Dritter eingesetzt gewesen war. Von ihm bekam er aus erster Hand eine Bestätigung der diversen Gerüchte.
„Wie lange dauert das jetzt, dass wir in den Bergen gegen sie Krieg führen? Drei, fast vier Jahre? Das ist ja schon fast ein Rekord, dass jemand die Vögel so lange gemeinsam bei der Stange halten kann. Du weißt ja, was man sagt, wie man ein Spitzohrenheer am besten besiegt. Man vermeidet jeden
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