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Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Schwert, das man am Ende seiner Länge fassen muss. Denk in allen zwölf Weiten der Blüte. Du unterschätzt noch immer den flachen Sonnenschwung in der Hohen Drei.“
    Karan streckte ihm den Arm entgegen, und Auric ergriff ihn hoch am Unterarm. Er kam auf die Beine, und sie standen sich beide am Arm gefasst, den Speer in der anderen Hand gegenüber. Erst jetzt entspannte sich Karans Mimik, und sie grinsten sich beide an.
    Ku Zwei saß am Rande der Trainingsfläche im dürren Gras und kratzte sich mit Eifer und würdeloser Selbstvergessenheit mit dem Hinterbein die Flanke. Als er Aurics Blick bemerkte, hielt er inne, sah ihn an und gähnte gottserbärmlich.  
    „Du bist nicht gerade eine große moralische Stütze“, warf Auric ihm zu. Irgendwie hatte der kleine Kerl mehr an Auric als am Strand von Ilvenaum gehangen; irgendwie waren sie wohl doch nicht zu trennen gewesen.
    „Ruh dich nicht aus. Es geht weiter“, rief Karan ihn zur Ordnung. „Ausgangsstellung!“
    Karan Niomander Theakande war ein Meister des Fechtens mit dem idirischen Speer. Er hatte in Vianadum eine Fechtschule besessen, doch hatte sich herausgestellt, dass er zwar ein Meister mit dem Speer war, aber nicht, was Geschäftstüchtigkeit betraf. Anders als die ganzen florierenden, modischen Schulen, die bei den Kindern aus gutem Hause hoch im Kurs standen, war er nicht bereit, seine Kunst mit irgendwelchem Schnickschnack zu verwässern, den er als Salonfechtereien verteufelte. Heute war er Soldat der idirischen Armee, einer regulären Einheit, die zur gleichen Mission abkommandiert war wie ihr Barbarenbataillon.
    Wann immer sich Gelegenheit ergab, trainierte Auric mit Karan. Und bisher ergab sich dazu noch immer viel Gelegenheit. Sie zogen unter einem bleiernen Himmel durch endloses, gleichförmiges skarvaneisches Hinterland, vorbei an den rauchenden Überresten niedergebrannter und geplünderter Dörfer, ohne nur ein einziges Mal den Feind zu fassen zu bekommen. Kleine Gruppen von Flüchtlingen zogen gebeugt und hohläugig mit ihren Karren an ihnen vorüber. Ohne ihre Berichte von den Schrecken, denen sie entkommen waren und ihre Flüche auf die umherziehenden Horden der Soldateska des Roten Sandocj, hätte man glauben können, ihre Kompanie jage nur einem Phantom hinterher. Es gab lange Reihen von Tagen, an denen sie nur warteten und Zeit totschlugen, auf die Nachricht von irgendeinem Kundschafter, Spion oder einem Agenten der Kutte darüber warteten, wo sich Teile des Aufrührerheeres aufhielten. Dann kam plötzlich hektische Aktivität in ihre Truppe, das Lager wurde überstürzt abgebrochen, und es wurde zum Aufbruch geblasen.
    In den Stunden mit Karan öffnete sich für Auric eine neue Welt. Die Lehre des Fechtens mit dem idirischen Speer hatte eine für ihn neuartige analytische Systematik, die sich stark von der Schwertfechtkunst unterschied, die ihm seine Lehrer im Norden beigebracht hatten. Dort hatte es einen gewachsenen Reichtum an Lehre gegeben, der sich über viele Generationen hinweg an der Erfahrung geschult hatte, ein kompliziertes Geflecht von Präzedenzfällen und daraus gezogenen Schlüssen und verallgemeinernden Regeln. Diese Weisheiten wurden in Form von Merkversen und -Sprüchen weitergegeben. Sie waren in einem seltsam verschlüsselten Kode gehalten, damit die gesammelte Schwertweisheit der eigenen Sippe nicht in unbefugte oder feindliche Hände viel.
    Bisher hatte ihm dieses Wissen gute Dienste geleistet, und er hatte seine Fertigkeiten durch eigene Erfahrung weiterentwickelt. Aber gerade seine Erlebnisse mit der fremdartigen Kampfweise der Elfen in Kvay-Nan hatten ihm die Grenzen valgarischer Schwertkampftechniken aufgezeigt. Wo keine Erfahrung vorlag, konnte eine erfahrungsbasierende Lehre keinen Rat aufzeigen. Er wollte verstehen, und er wollte systematisieren. Dazu war das Training mit einer fremden Fechtwaffe, die eine lange Tradition von Schulen und Lehren hatte, gerade recht. Der idirische Speer mit seiner langen Klinge am einen und dem Gegengewicht der dornenbewehrten Streitkeule am anderen Ende erforderte eine andere Art der Waffenführung. Es handelte sich zwar ebenfalls um eine zweischneidige Stich- und Hiebwaffe, doch er musste seine Erfahrungen abstrahieren, um sie auf den Schwertkampf anwenden zu können. Das war ihm recht. Außerdem erlernte er eine neue Sichtweise, wie man die Situationen eines Kampfes mit der Klinge klassifizieren und systematisieren konnte. Er erkannte ein Raster, wo er vorher nur ein

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