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Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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in einer ganz anderen Region? Er hatte nicht die geringste Ahnung. Er hatte zwar die alten Geschichten von seiner Mutter gelernt, aber Geographie hatte nie eine Rolle in ihren Gesprächen gespielt. Vielleicht hatte sie selber wenig davon verstanden. Jedenfalls kannte er all diese Ereignisse, all die Namen der Reiche und Städte, konnte sie aber nicht räumlich, nicht geografisch zuordnen. Die ersten Karten, die er in seinem Leben gesehen hatte, waren militärische Karten der idirischen Armee gewesen.
    So blieb ihm nichts anderes, als staunend hoch über dem in die Erde gebrannten Schatten dieser uralten, gewaltigen Stadt zu stehen, aber nicht zu wissen, was es war, das er dort erblickte. Das Mysterium dieses Ortes blieb ihm unergründlich. Er sprach nicht zu ihm. Nach einer Weile wandte er sich ab und folgte wieder der Kolonne seiner Soldaten.

Stillstand

    Eines Tages, nachdem Siganche wieder erschienen war, um ihre Behandlungen an Auric durchzuführen, nahm Darachel sie hinterher beiseite.
    „Es geht nicht gut voran mit der Heilung des Menschenmanns?“
    Zwar hatte die theoretische Unterweisung in der Fechtkunst kurz einen neuerwachten Eifer in Auric aufblitzen lassen, seine Gesamtverfassung aber, was die Möglichkeiten und Kräfte seines Körpers betraf, blieb unverändert schlecht.
    Siganche wandte sich ihm ernst und erstaunt zu. Ihre Aura zeigte ihm an, dass er sie unerwartet an einem Punkt angesprochen hatte, der auch sie in untergründiger Beharrlichkeit beschäftigt hatte. Sie tat es mit einer Armesgeste ab, setzte an zu sprechen, verfiel aber stattdessen wieder in umso tieferes nachdenkliches Schweigen.
    Ihr Mund wurde schmal, und sie blickte vor sich hin.
    „Dir ist er auch ein Rätsel“, sagte Darachel.
    Sie sah mit einem Ruck zu ihm auf, ihre Hand fuhr durch die Luft, als wollte sie dort die Antwort greifen wie einen schlüpfrigen Fisch, dessen gebrochenes Bild man durch die Wasseroberfläche eines Teiches sieht.
    „Es ist alles da“, sprach sie, „alle Kräfte an ihrem Ort. Der Heilungsprozess könnte seinen Lauf nehmen. Aber es geschieht nicht.“
    „Hast du irgendeine Vermutung warum? Du hast nach seiner ersten Untersuchung von merkwürdigen Skriptumszeichen gesprochen und von Wunden in seinen Leibern, die nicht körperlicher Art sind.“
    „In der Zeit, da wir unseren gemeinsamen Forschungen nachgehen, habe ich viel gelernt. Ich habe gelernt, einiges genauer zu sehen und Zusammenhänge zu begreifen. Auch was den Zustand Auric Torarea Morantes betrifft, sehe ich nun einiges klarer. Ja, da geht ein Bruch durch seine Leiber, der wahrscheinlich dafür verantwortlich ist, dass die Kräfte nicht fließen können. Einiges ist seit dem Tag, an dem wir ihn gefunden haben, an diesen Wunden in seinen feineren Körpern geheilt: All die kleineren Risse schließen sich, und es fließen zumindest keine schädlichen Stoffe mehr aus, aber dieser eine Bruch ist nach wie vor vorhanden. Und da bleibt noch immer dieses verkapselte Element. Es ist von Hüllen umgeben, die ich nicht identifizieren oder mit dem Blick durchdringen kann. Aber es deuten sich Verbindungen an … gewisse Abhängigkeiten.“ Siganche schüttelte verwirrt den Kopf. „Da ist noch so vieles, was mir Rätsel aufgibt. Nicht zuletzt dieses rätselhafte Erbzeichen im Skriptum seines Blutes.“
    Sie verfiel erneut in stummes Nachsinnen.
    Schließlich blickte sie wieder auf, sah ihn an.
    „Es gibt etwas, das ich tun könnte“, sagte sie. „Aber es besteht ein Risiko dabei.“

Ein Schwert wird geschmiedet

    Er hatte zwei Wochen zuvor einen Marschbefehl nach Lysdocha erhalten, er allein, ohne seine Truppe, und er kam fast auf den Tag genau dort an.
    Man konnte nicht sagen, dass er auf das, was ihn dort erwartete, unvorbereitet gewesen sei. Er hatte nicht nur Czand gegenüber seine Absichten diesen Tag betreffend kundgetan. Er hatte oft genug in Gedanken durchgespielt, wie es wäre, wenn dieser Tag käme und wie er auf die unterschiedlichen Möglichkeiten, die sich dann ergaben, reagieren würde.
    Das Geld, das in dem von ihm damals in Dhom Panjur unterzeichneten Kontrakt vereinbart war, wurde an diesem Tag ohne Abzüge fällig; sein Kontrakt lief aus. Er hatte sich durch genug Fährnisse und Entbehrungen geschleppt, hatte genug Strapazen und Alpträume über sich ergehen lassen, um hierhin zu gelangen. Er hatte nicht aufgegeben. Denn er hatte ein Ziel: Dies sollte das Kapital für sein Studium sein.
    Doch je näher der Tag der letzten

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