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Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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fremden Kunst fußten?

    Es war so weit. Sie hatten ihren Abmarschbefehl erhalten. Die Schiffe lagen schon im Hafen vor Anker, große graue Truppentransporter, die mit ihrer Masse fast das ganze Becken des Militärhafens blockierten.
    Sie wussten, wohin es ging. Als Ziel war ihnen Kymneiocium, die Hauptstadt der Provinz Skarvaneum Tevanum genannt worden. Details über die dortige Situation oder die Natur ihres Einsatzes – wenn sie denn in der Senphora-Botschaft enthalten gewesen waren – hatte man allerdings noch nicht bis zur Ebene des Leutnantsrangs vordringen lassen. Und von seinen Vorgesetzten hatte Auric nur den Hinweis bekommen, dass sie schon vor Ort rechtzeitig in die Einzelheiten ihrer Mission eingeweiht würden.
    Von Czand hatte er zusätzlich noch erfahren, dass die idirische Provinz Unter-Skarvaneum von ihren Einwohnern Skarvanye und ihre Hauptstadt Kymnaiyon genannt wurde.  
    Natürlich machte man sich unter den Soldaten Gedanken über ihre neue Mission. Es konnte sich nur entweder um die Unruhen in den Ostprovinzen handeln, zu denen Skarvaneum Tevanum gehörte. Einige vermuteten, sie könnten eingesetzt werden, um die Minen und Erzbergwerke vor Übergriffen zu schützen. Andere mutmaßten, dass Kymneiocium nur eine Zwischenstation auf dem Weg zu den noch immer unsicheren Ostgrenzen war oder weiter ins Saikranon zum Entsatz der dort im Feld befindlichen Einheiten.  
    Crussav war dabei, Umanákhu und Czand ebenfalls.
    Auric ging zum Strand hinunter, um sich von Ku Zwei zu verabschieden.
    Es war nicht ihre Zeit. Das Blau des Himmels wurde flacher und hatte seine tiefe Strahlkraft verloren. Doch gegen den Horizont hin wurde es auch reiner und geklärter als das Glühen des Tages es zugelassen hatte. Die Sonne hing weiß über dem Meer. Keine Fischer; das Jagdspiel der Möwen war zu melancholischer, verbissener Ernsthaftigkeit umgekippt.
    Normalerweise heftete sich Ku Zwei auch immer wieder tagsüber an seine Fersen, doch heute hatte er von dem kleinen Kerl nicht die Schwanzspitze zu sehen bekommen. Auch jetzt, als er den Strand rechts und links entlang blickte, konnte er ihn nirgendwo entdecken. Er ging durch die Zonen verschiedener Dichte und Feuchtigkeit des Sandes hinunter zum Wasser, ließ sich in die Hocke nieder und ließ, die Arme auf den Oberschenkeln liegend, die Fingerspitzen in die sanft heranrollenden Wellen baumeln. So saß er eine Weile nachdenklich da, als sich eine feuchte Hundenase unter seinen Achseln hindurch an seine Unterarme schob. Ku Zwei leckte ihm den Pelz, bevor er den Geruch seines Abschiedsgeschenk bemerkte, das er unter seiner Weste verborgen hielt.
    Er wickelte ihm den Schweineknochen aus und kraulte seinen Nacken, während Ku Zwei sich über das reichlich am Knochen verbliebene gepökelte Fleisch hermachte. Ku Zwei ließ sich dadurch in seiner schlingenden Hingabe nicht stören.
    So hockten sie beieinander bis Ku Zwei vorläufig das Interesse am Zähnescharren über knöcherne Rundungen verlor.
    „Sieht so aus, Alter, als wäre das für uns der Abschied“, sagte Auric.
    Ku Zwei stieß ihm seine fettige, feuchte Schnauze unter die Achseln.

    „Beim nächsten Durchgang bist du tot.“
    Auric spuckte Staub aus und fluchte innerlich. Das konnte durchaus richtig sein. Ein Spieß, den man nicht warf und mit dem man nicht zustieß, sondern mit dem man focht wie mit einem Schwert? – Der idirische Speer war einfach nicht seine Waffe. Sein einziger Vorteil war, dass sein Gegner gegen die Sonne angreifen musste.
    Die lange Klinge sauste auf seine Mitte zu. Er schwang seinen Speer im Griff seiner Hand um die Achse, ließ ihn schräg abwärts fahren, um die feindliche Waffe abzufangen und abzulenken. Doch da war nichts mehr. Seine Klinge fuhr ins Leere, und sein Schwerpunkt kam dabei zu weit nach vorn. Ein Keulenende traf ihn, nicht hart, fast spielerisch, am Bein und hebelte ihn aus dem Gleichgewicht. Kopfüber flog er in den Staub, seine Wange schlug auf den Boden. Zentimeter vor seinen Augen schoss blitzend die Speerklinge herab.  
    Er sah, wie sie den Boden berührte, ganz leicht nur, wie ein Hauch, mit ihrer äußersten Spitze.
    „Ich habe dir gesagt, beim nächsten Durchgang bist du tot.“ Karans schwarzbärtiges Gesicht blickte ernst und ungerührt von oben auf ihn herab. „Du denkst noch immer mit Stärke und Schwäche der Klinge, wie bei einem Schwert, aber wo beim idirischen Speer Klinge ist, gibt es nur Stärke. Und ihre Richtung ist nicht so linear wie bei einem

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