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Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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mehr lange dauern, bis ihr Anführer endlich eine Rast befahl.  
    Was hatte es auch für einen Zweck, Distanz zwischen sich und den Weiler zu bringen. So wie sie dort gehaust hatten, gab es dort sowieso niemanden mehr, der sie noch verfolgen konnte. Die Bewohner des Weilers würden ihn erst wieder einholen, wenn seine Augen zufielen und er in den Schlaf sank – mit zerhackten Gliedern und ausgestochenen Augen. Durch einen Schnitt quer durch den Hals ausgeblutete Frauen, denen die Schrecken der brutalen Vergewaltigung noch im Gesicht standen. Litt man auch unter diesen Bildern, wenn man brav das Drachenblut-Gebräu schluckte und nicht wie er unauffällig wieder ausspuckte? Er hatte keine Ahnung. Von den anderen im Trupp würde er es nicht erfahren: Über so etwas sprach man nicht. Nur von solchen Dingen wie den Teufelsfratzen, die man nach dem Konsum dieses Zeugs sah und die angeblich Thyrins Racheboten, seine dreiundzwanzig Paladine sein sollten, die sie antrieben, ihre Feinde zu vernichten. Jedenfalls konnte keiner der Einwohner des Weilers hinter ihnen mehr die Leute im Kernland der Vraigassen vor ihnen warnen.  
    Vancrist hatte Recht behalten: Beim nächsten Zug war er dabei gewesen. Aber nicht er alleine, sondern Auric auch. Weil der Sohn des Thans die Prüfung, die sein Vater ihm bei dem Fest als Einweihung in die heilige Männerwelt auferlegt hatte, bestanden haben musste, egal wie bescheuert er sich dabei angestellt hatte, den Kopf abzuhacken, und egal wie die Trophäe danach aussah. Und er war keineswegs der Jüngste geblieben, der in die Trupps aufgenommen worden war. Der Feldzug gegen die Vraigassen war anscheinend eine ganz große Sache, bei der es möglichst viele Trupps brauchte, um die Hauptstreitmacht der kampferprobten Männer zu unterstützen. Obwohl er schon wieder vergessen hatten, was eigentlich der offizielle Grund war, warum die Vraigassen so hassenswert und gefährlich für alles Skrimarentum unter Thyrins rotem Mond sein sollten. Hätte er das Drachenblut wie alle anderen immer brav heruntergeschluckt, wäre ihm das vielleicht einsichtiger gewesen.
    Wahrscheinlich hatte sich einer der Männer bei einer Siegesfeier im Suff daran erinnert, dass ihn der Kerl, der ihn letzten Sommer beim Würfelspiel so furchtbar ausgenommen hatte, wie ein Vraigasse ausgesehen hatte, und sich dann so furchtbar in seinen Koller hineingesteigert, dass ihn keiner mehr beruhigen konnte. Und statt es weiter zu versuchen, hatten sie sich dann mit ihm gemeinsam so richtig in Rage gearbeitet bis sie geheult und getobt hatten. Und schließlich hielten alle für richtig, wovon alle wussten, dass es richtig war. Dann kommt noch der Thyrinspriester mit seinem geheiligten Trinkschlauch voll Drachenblut daher, gibt unter Gebeten einen Schuss daraus ins gemeinsame Bier. Und im anschließenden Delirium zwischen Visionen von Teufelsfratzen, aus dem Feuer des Rausches wild aufsteigenden Hassattacken und Verfolgungswahn, unter kollektivem drogenumnebeltem Heulen, Toben und Kreischen werden rationale Gründe dann ohnehin zweitrangig, belanglos hinter dem Willen der Götter, der sich ihnen in Thyrinsdonner und -wispern offenbarte.  
    Es war ihm auch scheißegal. Sollte es besser auch sein. Er wollte was zu essen, er hatte seit Tagen furchtbaren Hunger, und die Plünderbeutel waren jetzt reichlich voll. Vor allem wollte er nicht auf Kaustaggs Befehl hin von seinen Truppgenossen zwischen zwei Bäumen aufgehängt und dann von ihnen in Stücke geschnitten werden, weil er etwas sagte, was den Anführern quer runterging und man Verräter in den eigenen Reihen nicht dulden konnte. Verrat, Zersetzung, was auch immer.  
    Der arme Gistagg. Den keiner mehr erwähnte, als hätte es ihn nie gegeben. Als wäre er nicht jahrelang bei allen Jungenspielen und Unterrichtsstunden dabei gewesen.
    Der Schnitt an seinem Bein schmerzte. Auric hatte nicht nur Hunger sondern mittlerweile auch furchtbaren Durst, und der Weg durch die grauen Wälder schien sich endlos hin zu ziehen.
    Der Gefangene vor ihm strauchelte und stürzte hin. Seine zwei Bewacher fielen aus der Reihe, trieben ihn mit Stößen ihrer Speere mitleidlos wieder hoch. Der Kerl war verdreckt und blutig, starrte aus hohlen, panikerfüllten Augen direkt in die von Auric, als er an ihm vorbeilief. Er war älter als sie, mindestens sechs Jahre: Wie knapp über zwanzig sah er aus. Seine Bewacher trieben ihn unbarmherzig weiter. Er sah aus den Augenwinkeln, wie sie wieder in ihre Schlange

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