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Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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einen Spalt glitt, stützte sich auf den Klingenschaft, legte all seine Kraft darauf und drückte mit Wucht, spürte wie etwas nachgab, und die Axt war durch. Dann brauchte es nur noch einen einzigen gezielten Schlag.
    Es brauchte jedoch etwas länger, bis Auric wieder in der Lage war, in die Halle zu gehen. Er hatte sich das Kinn abgewischt und seine Kleider gesäubert, so gut es ging. Er zitterte nicht mehr so sehr am ganzen Körper, und die Welt rauschte nicht mehr wie in einem bleichen, kalten Sog an ihm vorbei. Er konnte wieder einen Fuß vor den anderen setzen, und das musste genügen. Er sah, wohin er ging, sah seine Füße. Das stürzende Rauschen an den Rändern seiner Wahrnehmung musste einfach ignoriert werden. So lange es nicht mehr wild nach ihm schnappte und alle anderen Geräusche verschlingend über ihm zusammenschlugen. Er schleifte das Ding an den Haaren mit, das für ihn nicht länger ein Kopf sondern ein Schlachtstück war.
    Er ging durch die Halle, die Reihen entlang, von vorne heran, wo sein Vater ihm in die Augen schauen konnte, sah im Vorbeigehen die Blicke der anderen Männer sich auf ihn richten und ihm den langen Weg folgen. Dann kam er zum Platz seines Vaters und warf das Ding vor ihm auf den Tisch.
    Sein Vater schwieg. Dann glitt sein Blick über das, was Aurics Axt angerichtet hatte. Derselbe Blick richtet sich schließlich wieder auf Auric, der wie erstarrt vor ihm stand, durchbohrte ihn wie mit einem Eisenspieß, entgeistert, roh und stier vor Wut.  
    „Was – ist – das ?“, sagte sein Vater.  
    Auric sah, dass sein Auge und seine Mundwinkel unkontrolliert zuckten.

Unter dem Krähenbanner

    Hinter ihnen, dort wo sie herkamen, stiegen trübe Schleier von Rauch auf, legten sich wie ein dunkler Schirm vor die Decke niedrig hängender Wolken.
    Als das Land zu Buckeln anstieg, waren sie auf einen alten ausgetretenen Pfad gestoßen, den Kaustagg von früheren Zügen kannte. Er wand sich gleichmäßig durch die Hügel und sie folgten ihm in ihrem gleichmäßigen Trab, immer im Gänsemarsch, immer entlang der Hänge, an Dickichten wirren, verdorrten Gestrüpps vorbei, durch ein endloses Speerfeld grauer, kahler Bäume. Unter ihnen erstreckten sich dürre Wälder in mattem, schlammigem Blau, das eins zu werden schien mit dem bleichen Tuch kalten Dunstes, das tief darüber hing.
    Beim Blick zurück hatten sie gesehen, wie sich Krähen vor dem Rauch in aufgeregten Kreisen sammelten. Ihre heiseren Schreie wehten zu ihnen herüber.
    Kaustagg hatte mit großer Geste zu ihnen hinüber gewiesen und hatte dann mit ernstem, feierlichem Altmännerstolz verkündet, „Die Krähen in der Luft sind unser Banner. Wir sind keine von diesen Armeen des Südens, die eine Fahne vorantragen müssen, wenn sie auf dem Weihepfad des Blutes sind. Uns genügen die Krähen und die Raben. Über jedem Ort an dem wir waren und über dem sie nachher kreisen, weht unser Banner.“ Sein vom Laufen abgerissener Atem hing in kleinen Wölkchen in der feuchtkalten Luft, und er hatte seine kleine Armbrust, wie zur Unterstützung seiner Rede vom Rücken genommen und wiegte sie in beiden Händen.
    Auric trat von einem Fuß auf den anderen. Er war Kaustaggs abgeschmacktes Gebräu leid und wunderte sich, dass die anderen Jungs noch immer mit staunenden Augen an seinen Lippen hingen. Es war offensichtlich, dass der alte Mann seine beste Zeit längst hinter sich hatte. Wenn irgendjemand auf den anderen angewiesen war, dann nicht sie auf ihn, sondern Kaustagg auf sie. Er brauchte die bewundernden Blicke der von ihm Abhängigen wie Brot und Wasser. Aber er hatte die Armbrust, er hatte den verzierten Trinkschlauch mit dem Drachenblut, und er hatte die Seelen der anderen Jungs in seiner Gewalt. Also ließ man besser den Salbader über sich ergehen, ohne sich etwas anmerken zu lassen.  
    Fast zwei Jahre war Auric jetzt schon dabei, und fast zwei Jahre musste er sich dieses Gebräu von Schlachten und Ehre anhören. Er war froh, dass die kleine Pause der Belehrung nur knapp war und es bald weiterging. Besser sich die Seele aus dem Leibe rennen als dieser Mist.
    Auric sah den Rücken seines Vordermannes Vancrist und das Bündel des Marschgepäcks darauf in der monotonen Bewegung ihres Trabs auf und ab gehen und davor die Kette der anderen in der Biegung des Pfads, die meisten etwa so alt wie er und Vancrist, manche sogar noch jünger. Bis auf Kaustagg und seine beiden Leutnants eben, und die keuchten schon verdächtig. Es konnte nicht

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