Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)
zum Kriegszug ausrückte, auch mit von der Partie sein würde.
„Du würdest anders reden, wenn wir richtige Waffen mit scharfen Klingen für den Kampf hätten.“ Vancrist schien ernsthaft aufgebracht, und eine Falte grub sich zwischen seinen Brauen aufwärts. „Mit einem Holzprengel herumknüppeln kann jeder, aber –“
„Orik!!!“
Er fuhr zusammen. Der donnernde Ruf hatte selbst das Lärmen im Saal noch übertönt. Ein raues, hallendes Röhren aus voller Kehle, das satt und schwer über dem rohen Palavern und Grölen der Männer und dem Geschrei der Kinder hing. Und das er nur zu gut kannte.
„Orik, komm sofort hierher!“
Er zögerte nur kurz, stand dann auf und ließ Vancrist, der noch erstarrt in Richtung der Quelle des Rufs starrte, kommentarlos hinter sich zurück. Er wusste, es war besser für ihn, diesem Befehl auf der Stelle nachzukommen. Gerade wollte er sich durch die Bankreihe schlängeln, als ein erneuter Schrei ihn innehalten ließ.
„Nicht hinter den Reihen, verdammt! Kriech nicht wie ein rotznasiges Blag hinterm Rücken von Männern vorbei! Komm von vorne heran und schau mir in die Augen!“
Klar, Vater, und an einem anderen Tag, hätte ich genau dafür Prügel bezogen , dachte Auric, während er dem Befehl nachkam. Monarch Winter war berechenbarer.
Sein Vater starrte ihn aus gelben, rotgeränderten Augen an. Auric sah den Blick und wusste, das war für heute erst der Anfang. Der Tag und die Nacht waren noch lang, und er hatte gerade erst mit dem Saufen begonnen. Er hatte sich nicht einmal richtig warm gelaufen; erst kam das Essen, um eine Grundlage zu schaffen.
„Orik“, dröhnte sein Vater, „mein Sohn!“
Das war ein schlechtes Zeichen.
Er sah, wie sein Vater sich in seinem breiten Thansstuhl zurücklehnte, ihn selbstgefällig musterte und theatralisch einen Augenblick verstreichen ließ. Der Sklave, der ihn dabei unterbrach, weil er einen neuen vollen der großen metallbeschlagenen Thanskrüge für ihn und seine engste Tischgesellschaft aus dem Hintergrund nachreichen wollte, fing sich dafür einen bösen Seitenblick ein. Dass seine obersten Truppenführer neben ihm den neuen Krug dagegen mit wildem Johlen begrüßten, seine Kunstpause damit um ihre Wirkung brachten, irritierte ihn nur noch mehr. Halb hämisch, halb grimmig zog er die Mundwinkel herab, drehte sich in seinem Stuhl, griff hinter sich und zog etwas an seinen Sitz Gelehntes hervor. Er ließ den schweren Gegenstand zwischen sich und Auric auf die Tischplatte krachen.
Auric zuckte zusammen, und auch die Köpfe der Unteranführer wandten sich erneut ihnen zu. Aurics Vater grinste wieder triumphierend.
Auric starrte auf die Axt, die vor ihm auf dem Tisch lag. Der Schaft war schwer und dunkel von langer Benutzung, von Schweiß und Blut. Die einschneidige Beilklinge erschien ihm, als sei sie aus schwarzen Eisen. Verglichen mit den schweren Streitäxten, die einige der Männer als Waffe trugen, war sie eher leicht, trotzdem ein mörderisches Instrument, das sowohl zum Feinde erschlagen wie zum Holzhacken geeignet schien. Sein Vater legte seine schwarz behaarte Hand darauf und schob sie scharrend über die Tischplatte zu ihm herüber.
„Geh und bring deinem Vater den Kopf des Führers seiner Feinde.“
Er sah ihn mit stolz vorgerecktem Kinn an, während seine Nebenmänner schon wieder ansetzten weiter zu palavern.
Das kann er nicht so meinen. Auric spürte, wie seine Schultern sich versteiften. Das muss irgendetwas anderes heißen, das ich nicht verstehe. Irgendeine verborgene Bedeutung im Code der Männer untereinander, die ich nicht kapiere.
Der Augenblick des Schweigens dehnte sich. Das Kinn seines Vaters schob sich noch ein Stückchen weiter vor. Er fixierte Auric aus zusammengekniffenen Augen.
„Was glotzt du mich an? Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe?“
Seine flache Hand schlug auf die Tischplatte und Auric zuckte zusammen.
„Hier ist die Axt. Draußen liegt mein verdammter Feind erschlagen. Das brauchst du also schon nicht mehr zu machen; das hat dein Vater schon erledigt.“ Er sprach langsam, ein gefährliches Grollen lag in seiner Stimme. „Also geh, nimm diese verdammte Axt, marschier nach draußen und hol mir seinen Kopf! Klar? Was ist daran zum dumm Glotzen?“
Sein Vater meinte es ernst. Er konnte es nicht fassen. „Ich soll …“
Sein Vater beugte sich jetzt über den Tisch zu ihm herüber. Der Valkaersring löste sich dabei aus seinem Pelzkragen, tanze an der
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