Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)
Schild austoben, ging mit dem Schwert in die Grundhaltung der Adlerwarte, da er seine rechte Flanke durch Jag gedeckt wusste. Das Schwert des Surnyaken krachte immer wieder und wieder gegen die Eisenverstärkung seines Schildes. Er winkelte den Schild aufwärts, duckte sich tief dahinter, um dem Gegner mehr Fläche für seine Abwärtsschläge zu bieten und ihren Weg länger zu machen.
Weitere Schläge, größere Wucht, zwei, drei weitere, dang, dang, dang, wie ein Hammer auf den Amboss. Irgendwann musste dieses rasende sich Hochputschen kippen.
Auric spürte den Moment, wo die Kraft den wütenden Höhepunkt erreichte und die Konzentration brach. Er winkelte unerwartet den Schild seitwärts, ließ die Wucht des Schwertes daran entlang schrammen und hebelte ihn zwischen Schwertarm und Feindschild. Die Deckung geknackt, stach er dem Surnyaken aus der eigenen hohen Schwertwarte im Abwärtsstoß die Spitze der Waffe in den Hals. Im Augenwinkel sah er Jag, wie er seinem Gegner durch eine Deckungslücke halb den Schwertarm weghackte und ihn dann ebenfalls durch einen lehrbuchhaften Stich durch die Kehle erledigte.
Jag hieß vollständig Jagnar und war ein Vraigasse.
Für den Moment war Auric ohne Gegner. Tu mal was für die Moral der Truppe, dachte er, warf Jag sein dreckigstes Wolfsgrinsen zu, schlug dann sein Schwert auf das Metall seines Schildes, dass es nur so dröhnte.
Er holte es aus den Tiefen seiner Eingeweide herauf, ließ es durch die Kehle in einem röhrenden, blutgeilen Raubtierschrei in die Bergluft donnern. Bruder Jag stimmte markerschütternd ein. Er kannte das Spiel; ein Vraigasse, klar. Der lernt das Handwerk von der Pieke auf. Wie eine Säge aus Eis fräste sich ihr gemeinsamer Schrei durch den Lärm der Schlacht.
Die Surnyaken erstarrten. Vor der blutdürstigen Raserei ihres Schreis und ihrer beider in wilder Wut verzerrten Fratzen. Die Valgaren-Dämonen aus dem Norden waren über sie gekommen, und die waren wilde Tiere und vollkommen kirre. Wow, Auric hatte seine Brüder nur ein bisschen aufmuntern wollen, aber er hatte wohl die Wirkung des schieren entfesselten Valgaren-Wahnsinns unterschätzt.
Die Söldnerbrüder in den Reihen spürten die Wirkung auf die Surnyaken und stimmten, auch wenn sie nicht aus dem Norden waren, gröhlend und aus voller Kehle in den Schrei ein.
Es hallte weit von den steilen Berghängen der Schlucht zurück, ein schaurig hohler Klang in dem engen Felspass: ihr rasendes Killerheulen, ihr Wolfsgeschrei.
Der Ansturm der Surnyaken geriet ins Stocken. Zerschmettere den Gegner, dachte Auric, dann erst benutze deine Waffe.
Auch dort unten noch, tiefer im Tal der Passstraße, beim Hauptteil des feindlichen Heeres musste ihr Schrei zu hören sein. Sollten doch die Nichtmenschen-Kompanien da unten zwischen dunklen tannenbestandenen Hängen, die ihre Vasallen vorschickten, um sich selber für die große Schlacht gegen General Kelams Dritte zu schonen, Grund zum Grübeln bekommen.
Jag brüllte weiter aus voller Kehle und dabei drang er Schritt für Schritt mit unerbittlicher Sicherheit in den Raum vor, den ihnen die verzagt gewordenen Surnyak-Vasallen gelassen hatten; der geschlossene Keil folgte ihm. Bis die Surnyaken die eigenen Reihen im Rücken spürten, nicht weiter weichen konnten und sich erinnerten, wozu sie eigentlich hier waren.
Auric sah über der Menge ihrer Feinde das knochenbleiche Gesicht eines Kinphauren-Offiziers. Er saß in dunkler Rüstung auf einem ihrer gespenstischen Pferde und bahnte sich langsam einen Weg durch die gestauchten Reihen des Vasallenheers, brüllte dabei den Surnyaken in seiner fremdartigen Sprache Befehle zu. Auch er erinnerte sie offensichtlich daran, wozu sie eigentlich hier waren.
Die Front der Surnyak-Soldaten griff wieder in einer neuen Welle an. Ein Teil ihres Schneids war ihnen abgekauft, aber das war eine Münze, deren Wert nicht lange anhalten konnte. Irgendwann musste die Karte ihrer schieren Überzahl wieder die Oberhand gewinnen. Auric wischte sich rasch mit dem Unterarm den Schweiß aus den Augen, ging dann augenblicklich zum Angriff gegen den nächsten der auf sie eindringenden Surnyaken über. Er tauchte in den wilden Wirbel aus Schwertergeklirr, Instinkt und eingeübten Reflexen ab. Die Sonne stieg schon zum Mittag hin.
Drittes Buch:
Im Haus Trevante
Die Gemeinschaft
Dann brach plötzlich, er wusste nicht wie, ein Brand zwischen zwei sich in welligem Dunst erstreckenden Ätherschichten aus. Er
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