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Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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etwas, das nichts anderes als Siganches Selbstschichten sein konnten, sich wie Finger in die Schichten der Äther hinein tasteten. Was dann geschah, konnte er nicht erkennen – es schien an sich nicht bemerkenswert, genau wie das Phänomen, um welches sich das Geschehen vollzog.
    Pfamm!
    Feuer flammte hoch in die Luft.
    Darachel schrak zurück, hörte die erstaunten Ausrufe um sich herum, mit denen auch seine Gefährten beiseite fuhren.
    Gelbe und rote Flammen leckten von einem Punkt in der Luft empor, etwa einen Meter von Siganches Brust entfernt, so als hinge dort ein Ball von Zunder, der durch einen Funken Feuer gefangen hatte. Das Feuer fauchte und knisterte, warf Funken empor, faltete sich dann in sich selbst zurück und ließ nur noch ein mattes Glühen als Spur seiner Existenz im Raum zwischen ihnen zurück.
    „Bravo!“
    Händeklatschen hallte in trockenen Wellen durch die Leere des weiten Raumes.
    Ihre Blicke fuhren herum.
    Am anderen Ende der Halle, an den Rahmen der Tür gelehnt, stand eine Gestalt, die in gemessenem, bedachtsam akzentuiertem Rhythmus applaudierte. Darachel blinzelte gegen das Licht und erkannte Nadragír. Ein keckes Grinsen blitzte ihm aus dem Gesicht des Neuankömmlings entgegen.
    Bruc warf Darachel einen alarmierten Blick zu. Nadragír löste sich aus dem Schatten der Tür und kam über den schimmernden Stein des Bodens langsam auf sie zu.
    „Seit wann weisst du es?“, fragte Darachel.
    „Oh, ich habe es vermutet. Aufgrund dessen, was ich an dem Körper des Kunaimra herausgefunden habe. Ich wusste, dass etwas vor sich ging. Aber ich hätte niemals etwas so … Organisiertes erwartet.“
    „Wirst du uns verraten?“ Bruc maß Nadragír, der nun direkt vor ihnen stand, mit hartem Blick.
    Nadragír begegnete ihren wachsamen, betroffenen Blicke mit einem entwaffnenden Lächeln. „Was gibt es da zu verraten? Wir sind doch alle Forschende. Was kann daran Unrecht sein? Und uns verbindet nun umso –“
    Ein Windstoß fuhr zwischen ihnen hindurch. Nadragírs Haarschopf wurde von dessen heftigem Atem noch mehr zerzaust. Er sah sich um. Darachel folgte seinem Blick und sah gerade noch, wie sich ein sichelförmig abwärts verlaufender Bogen eines schwefligen Glühens in der leeren Luft verflüchtigte, eine mehr als zwei Meter lange Girlande eines kalten Abstrahlens. Ein weiterer Windzug pulste aus der Kluft ihres Verblassens zu ihnen hinüber.
    „Na, da haben wir ja auch schon den Nebeneffekt“, bemerkte Nadragír gefasst und gut gelaunt in Richtung des überraschenden Phänomens hin. „Alles balanciert sich aus. Jede Handlung hat ihre Folgen, jede Kraft ihre Gegenkraft.“
    „Was willst du von uns?“ Brucs Stimme zeigte keine Spur von Belustigung.
    Als Nadragír sich ihnen wieder zuwandte, war auch auf sein Gesicht ein Zug ruhiger Ernsthaftigkeit getreten. „Ich möchte, dass wir uns Fragen gemeinsam stellen. Nichts mehr. Nichts weniger. Genauso, wie ich es euch gesagt habe, als ihr mich wegen des Kunaimra in den Kammern der Physis aufgesucht habt.
    Ihr erforscht, wie man physische Phänomene erzeugen kann. Indem ihr Wege sucht, wie die Zwischenschichten, Mittler- und Schattenschichten zu beeinflussen sind. Aber ich habe Kenntnis von den Vorgängen, die ihr hervorrufen wollt. Ich kenne die Zusammenhänge der Physis.“
    Nadragír schaute sie an, einen nach dem anderen. An Darachels Gesicht blieb sein Blick hängen.
    „Ich möchte an euren Forschungen teilnehmen.“
    „Ein berechtigter Vorschlag.“ Darachel hatte Nadragír immer gemocht. Er erschien ihm aufrichtig und integer, so wie er eigenwillig seinen Forschungen und Neigungen nachging. „Warum nicht?“ Er blickte umher, nach Reaktionen auf den Gesichtern der anderen, fand aber keine Spur eines Widerspruchs.
    „Noch etwas.“ Nadragír blickte sie weiterhin mit diesem Blick gesammelter Intensität an. „Es geht hier um mehr als um mich. Oder um euch. Mehr als nur um bloße Neugier.“  
    Darachel sah, wie Nadragír sich einen Moment sammelte, bevor er weitersprach. Er ahnte, was kam, und ein Schauder ging durch ihn hindurch. Was hatte er da nur angefangen? Als er auf dem Plateau ihrer aller Leben gerettet hatte, indem er dort zugriff, wo er sonst nur wahrnahm.
    „Ich habe den Eindruck“, sagte Nadragír, „dass sich noch einige andere aus unserer Gemeinschaft für eure Forschungen interessieren würden.“ Sein Ton hatte etwas merkwürdig Eindrückliches, und sein Blick hörte auf, von einem zum anderen umherzugehen. Er

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