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Ninragon - Homunkulus

Ninragon - Homunkulus

Titel: Ninragon - Homunkulus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Galgenbug.
    Sie nahten heran und im Dunkel schien es ihr, als träten sie ein unter den Schatten eines gewaltigen Überhangs. Der gleichmäßige, fast geometrisch anmutende Umriss einer riesigen Türöffnung klaffte darin, weit in die Höhe reichend. Die bleiche Welle, die sie in sich fühlte, brannte ihr auch die Ehrfurcht aus. Ihr Einsatz erwartete sie da drinnen. Vielleicht die Aufklärung des Rätsels um die Bleiche. Jemand legte dort erneut den Samen für das gleiche Verbrechen, das eine Unzahl unglücklicher Rhuner Bürger in ausgebrannte Wracks verwandelt hatte, die dann elend verreckt waren. Ein tödlicher, den Geist zerfressender Samen. Sie kam sich gerade auch nicht viel anders vor.
    Dann waren sie drinnen. Der Hauch der Nacht und das kühle Draußen verloren sich in ihrem Rücken, und die steinernen Kiefer der Dunkelheit schlossen sich um sie. Jemand zündete eine abgeblendete Ölfackel an.
    Sie gingen vorsichtig, an jeder Ecke spähend, um etwaig aufgestellte Wachen rechtzeitig zu entdecken. Sie fanden keine. Anscheinend hatte sich, wer immer diese Verwandlung durchzog, auf die Verschwiegenheit dieses Ortes verlassen und nur den Kutscher als Wache bei den Wagen zurückgelassen.
    Dafür fanden sie eine Menge verwinkelter Gänge und Kammern, die in der Düsternis nur die erodierten Geheimnisse der räumlichen Geometrie ihrer längst zu Staub gewordenen Erbauer für sie bereithielten. Sie bogen um gigantische Pfeilerecken und vorkragende Formen, die in ihren Umrissen dem Bug eines gewaltigen Schiffes, in ihrer Durchgestaltung eher einer Kathedrale glichen.
    Der Boden war eben und glatt, von gelegentlichen Schutthaufen und Trümmerbrocken abgesehen. Es war feucht hier drin und sie hörten während der ganzen Zeit das Tröpfeln von Wasser von den Wänden. Wie das beständige Tropfen einer Wasseruhr hallte es hohl in die himmellose Schwärze hinein und spickte das uralte Schweigen mit seinen unerbittlichen Nadelstichen.
    Ein Schein beleuchtete die Gegenseite einer Gangbiegung, die sie gerade umrunden wollten. Danak hob warnend die Hand.
    Da vorne war jemand. Jemand, der den Ort seines heimlichen Tuns beleuchtete.
    Ihr Kader und die Gardisten drängten in ihrem Rücken zusammen. Sie hob erneut warnend die Hand, blickte sie über die Schulter an und deutete nach vorn. Allen war klar, dass ab jetzt absolute Stille einzuhalten war. Den Führer schickte sie mit einem Blick und einem Winken der Hand nach hinten.
    So drangen sie langsam vor, Schritt für Schritt, vorsichtig, immer um die Krümmung des Ganges spähend. Das Licht wurde heller und trat dann klar in einem hellen Rechteck hervor, in dem der Gang endete.
    Er öffnete sich zu einer weiten, hohen Halle hin, fast so etwas wie eine Kathedrale im Gestein der Ruinen. Allein der begrenzte Ausblick durch das Rechteck der Gangöffnung ließ die Ausmaße des Raumes jenseits erahnen.
    Helligkeit waberte darin. Bewegung war zu erkennen, weit hinten, in der Tiefe der Halle.
    Vorsichtig schob sie sich eng an die Wand gedrückt zur Öffnung hin. Sich jetzt bloß nicht vorzeitig verraten. Nicht bevor man sich einen Überblick über die Örtlichkeit verschafft hatte und darüber, was dort eigentlich vorging.
    Der Raum schien riesig. Reihen von tief in den Raum gehenden Pfeilern ragten bis hoch zur Decke auf und machten das Terrain unübersichtlich. Zu was dieser Ort ehemals gedient haben mochte, ließ sich nicht erkennen. Sein Charakter deutete jedoch auf irgendetwas Sakrales hin. Braungrauer Stein, auf den gelbes Mondlicht durch Schächte in der Decke fiel. Nur im Hintergrund der Halle herrschten andere Farben vor.
    Dort öffnete sich eine Art Nebenschiff, etwas erhöht, durch beidseitige Freitreppen zu erreichen, wie eine von der Haupthalle abgehende Grotte. Dort gab es Bewegung. Dort waren Gestalten zu erkennen. Altarähnliche Steintrümmer zeichneten sich gegen flackerndes Licht ab. Auf ihnen thronte eine gigantische bronzene Schale.
    Eine Gestalt in weißer Robe stand über dieser Schale, mit ausgestreckten Händen gestikulierend. Weitere Personen waren in einem Halbkreis um sie herum versammelt.
    Das Erstaunlichste aber war das Licht, von dem diese Szene beleuchtet wurde.
    Ein glosendes, farbiges Wabern lag über der Höhlung dieses Nebenschiffs. Es wölbte sich, verdichtete sich über den Köpfen der Versammelten zu so etwas wie einem Baldachin, wie ein durchscheinendes, aufgebrochen hohles Edelsteinnest, das dem Herzen eines Berges entrissen worden war. Danak hatte

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