Ninragon - Homunkulus
schon einmal eine riesige Amethystdruse gesehen, ein fast hüfthohes Stück Stein, in dessen Inneren die violetten Kristalle glitzerten. Genauso blähte sich hier diese Wolke ins Purpurne, genauso funkelten Lichtpunkte wie Reflexionen darin. Sie wanderten und schwebten umeinander, als hätten am Nachthimmel die Sterne ihre festen Bahnen verlassen und führten einen Tanz umeinander auf.
Etwas Unheimliches ging hier vor. Etwas dunkel Magisches.
Obwohl dieses weiße Feuer in ihr raste, spürte sie deutlich, wie etwas Kaltes sie in ihren Eingeweiden berührte.
Das Cluster des Schwarms war gerade dabei sich über ihren Köpfen zu bilden. Aus den Untiefen heraus glühten die Werlichter des Gewebes in die materielle Welt hinein. Vermutlich zeigte das Geistergeflecht auf diese Weise an, dass es für seine Aufgaben bereit sei.
Er sah Bek Virdamian, den Magier des Einen Weges, in die Gewänder seines Ordens gekleidet über der Schale stehen und die Kräfte herbeirufen, die bis tief in den Grund der Materie hinein wirken und sie verändern sollten. Auf seinem langen, weißen Gewand war das Zeichen des Einen Weges zu erkennen: ein stilisierter Bolzen mit Inaimskreuz auf der Mitte des Schaftes, der erste Buchstabe des idirischen Alphabets an der Spitze, der letzte Buchstabe am Ende des Schafts
Um ihn herum gruppierten sich die Verschworenen des Klingensterns, ihre Gesichter unsichtbar hinter den rotgefärbten, glatt das Gesicht und den Kopf umfassenden Drachenhautkappen, die nur einen Sehschlitz für die Augen ließen. Ihre langen Haarsträhnen und geflochtenen Zöpfe fielen über die Schultern ihrer Rüstung.
Nur er selber trug die Drachenhautkappe schwarz und ungefärbt. Und er trug sie, anders als die Verschworenen des Klingensterns, ohne die verschlungenen Glyphen, die über beide Gesichtshälften bis hin zu den Ohrenschalen verliefen. Er wusste, sie alle waren zum Schweigen verpflichtet, über alles was sie hier sahen, über alles, was hier in dieser Nacht vor sich ging. Über all das, was Bek Virdamian auf sein Geheiß hin mit dem Jinsai anstellte. Was immer das von der Natur der Sache her auch sein mochte.
Selbst der Birgenvetter hatte es nicht gewusst. Aber es hatte ihn dringlich interessiert. Wir sind beunruhigt, hatte er gesagt. Und ihm aufgetragen, der Sache auf seine Anordnung auf den Grund zu gehen. Darum musste er in dieser Nacht bei der Verwandlung der Droge anwesend sein. Obwohl er sonst eigentlich nur am Ausgang der Sache interessiert war.
Nun, der Anweisung des Birgenvettern wollte er nachkommen. Es würde ihm schlecht bekommen, wenn er sich den Wünschen und Anweisungen eines Mitglieds der Magierkaste der Sirith-Drauk widersetzte.
Es sah hinauf in das violette Wabern, den hohlen Baldachin des Schwarmclusters, der sich über ihren Köpfen bildete. Ja, es war an der Zeit. Die eigentliche Verwandlung hatte noch nicht angefangen, musste aber bald beginnen. Jetzt musste er es tun, sonst verpasste er den Anfang.
Var’n Sipach griff in die Falten seines Umhangs, fühlte den Saum der Innentasche und schob seine Hand hinein. Er spürte die metallene Kühle der Kugel unter seinen Fingern. Dort war es, das Artefakt, das ihm der Birgenvetter anvertraut hatte. Von dem er gesagt hatte, dass es die Prozesse und Verrichtungen bis hinein in die Untiefen aufzeichnen würde. Damit er darüber erfuhr, wie Bek Virdamian, Magier des Einen Weges, eine Verwandlung hinein in den chemischen Kern der Substanz vollzog. Wodurch ihm Verrichtungen möglich wurden, die die Grenzen des ihm zugeteilten Wissens überschritten.
Var’n Sipach ertastete den Knopf, direkt an einer Naht, wo zwei der ineinander verzahnten Kugelteile aneinander stießen, und drückte ihn durch, bis er mit einem leisen Klicken einrastete. So, das wäre getan. Das Gerät würde jetzt alles, was Bek Virdamian in die Untiefen hinein wirkte, aufzeichnen.
Der Magier wandte sich jetzt gerade um, zu ihm und seinen Verschworenen des Klingensterns hin und von der riesigen bronzenen Schale weg, die mit dem zimtfarbenen Pulver des Jinsai fast bis zum Rand angefüllt worden war. Das wabernde, violette Glühen des Schwarmbaldachins über ihnen flackerte über die glattrasierte, bleiche Haut seines Schädels. Bleich für einen Athran-Mainchaure, einen Menschen. Fast so hell wie man es den Nianchaik nachsagte, die sich in ihre abgelegenen Festungen zurückgezogen haben sollten. Eine auffällig lange Nase ragte aus diesem Gesicht hervor. Wenn er den Mund öffnete, so wie
Weitere Kostenlose Bücher