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Ninragon - Homunkulus

Ninragon - Homunkulus

Titel: Ninragon - Homunkulus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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hatten jetzt auch die richtige Motivation. Ihr Kampf hatte jetzt etwas Persönliches.
    Rache. Sie hatten einen aus ihrem Kader ermordet.
    Mit so vielen Verlusten hatte er nicht gerechnet. Ein Toter hätte vollkommen ausgereicht.
    Kuidanak und ihr Kader hatten jetzt jedenfalls die richtige Motivation.
    Ein letztes Mal blickte er über die Stadt hinweg und wandte sich dann wieder seinem Schreibtisch zu.
    Und wenn das nicht reichte …

3
    Hinter den weiten, steinernen Äckern Ost-Rhuns, deren labyrinthischen Straßen, jenseits der Schwelle des sanften Höhenzugs von Derndtwall und Firnhöhe senkte sich das Land allmählich wieder ab zur Ebene des Flusses hin, der es in einem weiten von Osten nach Süden verlaufenden Bogen mit dem Arm seines Laufes umfing.
    Am diesseitigen Ufer dieses Bogens erstreckten sich die Flussauen der Durne, eine Niederung, die von einem Netz an Bächen, Wasserrinnen und Kanälen durchzogen wurde, das man gemeinhin die Vlichten nannte.
    Die Besiedlung dünnte nach hierhin aus. Sie durchsetzte sich unmerklich mit Wäldchen und Gärten, Mühlen und verwilderten Brachen.
    Es war eine ziemlich weite Strecke vom Milizpräsidium oder dem ihr zugeteilten Quartier hier heraus. Die meisten der Milizionäre wohnten in der Nähe ihres Einsatzortes und ihres Hauptquartiers. Doch Danak hatte einen guten Grund an diesem etwas abgelegenen Winkel zu leben.
    An einem der Wasserläufe im Grenzbereich der Vlichten ragte zwischen Bäumen, Obstwiesen und Ufergrasflächen schroff ein eckiger Klotz von einem Gebäude auf. Große, schwer gefasste Tore, hohe, gerade fensterlose Mauern, ein Wohnhaus mit geneigten Dächern schmiegte sich in dessen Schatten wie eine Pilzwucherung an den Wurzelstamm eines mächtigen Baumes.
    Der Gebäudeklotz mit seiner hohen Halle diente Klann heute als Schmiede, auch wenn er das Schmiedehandwerk inzwischen längst nicht mehr ernsthaft als Erwerbsberuf betrieb. Die Umgebung bot Liova und Bernim einen abenteuerlichen Ort für ihre Spiele, und es war sicherer Spielgrund verglichen mit den inneren Quartieren der Stadt. Dafür war ein längerer Weg zu ihrer Arbeit in Kauf zu nehmen. Kestarn wohnte hier in seinem kleinen Haus abseits der Hauptstraße; auch ein ehemaliger Soldat wie sie, den sie aus dem Krieg kannte und der sich hier mit seiner Familie niedergelassen hatte. Seine drei Kinder waren ungefähr in Liovas und Bernims Alter, und die fünf waren zu engen Spielgefährten geworden oder übernachteten auch schon einmal wechselseitig im Haus der anderen.
    Heute hatte sie keine Droschke für den Heimweg genommen. An anderen Tagen saß sie gern in dem Innenraum und ließ noch einmal, was am Tag geschehen war, an sich vorüberziehen, während der Wagen sie auf der Nord-Magistrale durch die Quartiere nach Sinterfarn trug. Heute nicht. Heute war ihr ein Ritt auf einem Pferd aus den Milizställen gerade recht, um sich in gestrecktem Galopp die Bilder und Gedanken aus dem Kopf blasen zu lassen. Sie hatte ihr Gesicht in die kühle, vorbeistreifende Luft gereckt, und die noch kältere Spur ihre Wange hinab, hatte sie dazu gebracht, mit der Hand nachzufühlen. Der Reitwind brachte die feuchten Streifen bereits zum Trocknen.
    Brauchte niemand zu sehen. Eins in die Fresse hatte sie schon oft gekriegt. Der Weg nach Hause war gerade lang genug, um wieder ein bisschen der guten, alten Taubheit einziehen lassen. Als sie die Schmiedeburg erreichte, kriegte sie die Fassade auch schon wieder einigermaßen auf Reihe.
    Danak war gerade dabei, die Bodenklappe der Kühlgrube wieder zu schließen, den Krug Bier unter dem Arm, als aufgeregte Schreie schon den Ansturm ankündigten.
    »Hey, hey, hey!« Sie bekam die Klappe gerade noch sicher zu, bevor sich Liova in ihre Arme warf und sie sich mit einer Hand abstützen musste.
    »He, Mädchen, fast hättest du mich umgeworfen.« Sie zauste ihr durch’s strohblonde Haar.
    Liova drückte sich mit der Wange an sie. »Nicht meine Mami. Mami wirft nichts um.« Sie hielt kurz und ruckhaft inne, sah ihr in die Augen. »Bis auf Papi.«
    »Ist ja auch kein Wunder. Hast du mal gesehen, wie groß dein Papa ist?« Sie konnte schon wieder lachen. Die Kinder machten das mit ihr.
    Ein zusätzliches Gewicht dumperte gegen ihre Hüfte, Bernim. Schnell wie die Kugel auf einer Kegelbahn war er durch den Raum auf seinen kurzen Beinchen auf sie zugeschossen. Was Liova nicht vermocht hatte, der kleine Keiler schaffte es; in einem Knäuel kullerten sie alle miteinander über den

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