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Ninragon - Homunkulus

Ninragon - Homunkulus

Titel: Ninragon - Homunkulus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Boden.
    Sie konnte sich gerade wieder unter den beiden wimmelnden Leibern auf ihren Ellenbogen aufrichten, da stand er schon in der Tür. Und füllte diese Tür auch aus. Die fast unmerklichen Zeichen in die schmale Linie zwischen seinem Bart geschrieben, die bei ihm als Lächeln dienten. Eher sah man es noch daran, wie sich die Furchen auf seiner Stirn wellten. Ihr sanfter Schmied. Alle drei kamen sie aus der Schmiedehalle. Er trug die lange Wolle seines Schopfes von einer weiten, gestrickten Mütze umfasst.
    Sie pflückte die Kinder von sich herunter, während er nur einen Schritt aus der Tür heraus machte und sie von dort aus musterte, den Kopf eine Spur geneigt.
    »He, gutes Bier«, sagte er mit seiner rauen Stimme und einem Kinnzucken zu ihrem Krug hin. »Schon probiert? Elsternmühle braut wieder.«
    Sie setzten sich um den Tisch, das heißt er und sie, während die Kleinen an ihr herumzupften und zerrten. Er hatte Recht, das Bier war gut, aber sie war nicht in der Stimmung, das wirklich zu würdigen. Sie brauchte nur was für die Nerven.
    Klann blickte auf ihre Finger, die den Flaschenbauch herab und herauf trommelten. Sie hielt sie still. Klann blickte in ihr Gesicht, auf ihren Mund, und sie bemerkte, dass ihre Kiefermuskeln verspannt waren wie Eisenklammern. Sie hatte sich kurz draußen das kalte Wasser aus dem Trog übers Gesicht gewaschen.
    Er sah sie an, blickte zu den Kindern, die ihr über den Schoß rutschten, in ihren Rücken über den Stuhl kletterten, Arme um sie legten.
    »Wollt ihr eure Mutter nicht mal einen Moment in Ruhe lassen«, sagte er; dann »Geht wieder in die Halle spielen.«
    »Ist es dort sicher für sie allein?«
    Er schnaubte kurz und sanft hinter dem Bartgestrüpp. »Feuer sind aus.« Seine Augen sahen sie aufmerksam an, seine Lider gaben Trägheit vor.
    Dann, als die Kinder sich getrollt hatten, »Was ist, Vorna?«
    Sie saß einen Moment starr da, die Hände am Henkel um den Bauch des Kruges, der Blick über dessen stumpfen Hals hinweg.
    »Khrival ist tot.«
    Eine warme Pranke legte sich über ihre Hand. Lag da, tröstete sie.
    Ließ ihr Zeit. Dann ein knapper Moment eines anders abgetönten Schweigens, bei ihm so etwas wie ein Räuspern.
    »Wie?«
    »Er hat sich eine Erkältung zugezogen, die dann in die Lungen runtergewandert ist. – Hölle, Klann! Scheiße, im Dienst, was denkst du denn? Ihn hat’s erwischt! Kehle durch, tot!«
    Der Griff seiner Hand auf ihrer blieb fest und sicher. Er wandte den Kopf nach der Tür zur Schmiedehalle hin, aber von daher hörte man nur verstreutes Gekicher herüberflattern. Sie war herausgeplatzt, laut geworden. Aber die Kinder hatten anscheinend nichts davon bemerkt.
    »Okay, tut mir leid, Klann. Ich bin ein bisschen mit den Nerven durch.«
    Er löste ihre Finger vom Krug, nahm ihn sich, trank einen Schluck, reichte ihn wieder zu ihr herüber. Sie trank ebenfalls. Es hätte auch kalte, taubmachende Jauche sein können; das Bier war an sie verschwendet. Spülte noch einmal einen großen Schluck aus dem Krug hinterher. Ein Tropfen lief ihr kalt den Hals hinab.
    Sein Kopf kam hoch, die Augen blickten immer noch träge und mild, fixierten sie »Willst du erzählen, wie’s passiert ist?«
    Wollte sie das?
    »Nein«, antwortete sie ihm, »will ich nicht. Jetzt bin ich hier zuhause, bei dir und den Kindern, und da will ich so wenig wie möglich drüber reden.«
    »Und morgen wieder zur Arbeit gehen. Nur Khrival ist nicht da.« Er sprach es nicht wie eine Frage aus. Bei ihm hörte sich wenig direkt wie eine Frage an.
    Sie nickte nur, mehrmals hintereinander, mit trotz Bier trockener Kehle, und immer wieder. Sie stoppte sich. War ihr Hals noch zu etwas anderem gut, als nur den Kopf baumeln lassen? Ihre Augen waren schwer und stumpf.
    »Ja. Morgen geh’ ich da wieder hin und mach meinen Job. Genau das.«
    Sie dachte an den Gouverneurspalast und das faule Ei, dass die Kinphauren ihr morgen in den Kader setzen wollten.
    Sie schwiegen eine Weile.
    »Hab mich oft gefragt, hast du mit dem Typen was gehabt.« Keine Frage, die gleiche dunkle, leicht raspelnde Stimme tief aus der Kehle, der gleiche Ton. Trotzdem war sie ihm eine Antwort schuldig. Wann, wenn nicht jetzt?
    »Ja. Ein, zwei mal. Bevor wir beide uns getroffen haben.«
    »Hast aber nichts davon gesagt.«
    Sie atmete ein und aus, flach und gemessen.
    »Weil es dem Ganzen eine Bedeutung gegeben hätte, die es nicht gab.«
    Aha, sagte sein Schweigen.
    Schließlich nahm er seine schwere Hand von ihrer,

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