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Ninragon - Homunkulus

Ninragon - Homunkulus

Titel: Ninragon - Homunkulus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Tapet. Immer her damit. Zeigt mir euren Neuen, den, den ihr für unseren Kader ausgesucht habt. Zeigt mir, ob euer Zögling was drauf hat.
    Einer der Bleichen in Uniform warf ihr von seinem Pfeiler aus einen scheelen Seitenblick zu. Keine Klansfarben, auch er nicht. Sie stürmte durch das dunkle Portal der schweren, zweiflügeligen Doppeltüren in die Eingangshalle.
    Auch hier herrschte viel Betrieb. Bedienstete eilten umher, viele Zivilisten, Bürger, Leute aus dem Volk auf irgendeinem Amtsgang, Frauen mit Kindern im Schlepptau. Die offizielle Anlaufstelle für alle Nicht-Kinphauren, die irgendetwas mit den Behörden abzuklären hatten. Die bleichen Herren blieben unter sich hinter dem Tor mit den Wächtergeistern, das Volk sollte sich mit dem Apparat des Gouverneurs und der Ratsherren abgeben.
    Man zog eilig und beflissen seiner Wege, verstohlene Seitenblicke gingen immer wieder zu den Wänden hin. Danak hatte sie sofort entdeckt. Dort an den Pfeilern bei der Tür, und da an den Seiten, bei jedem Pfeiler einer. Schwarz-rot Uniformierte ohne Klansfarben, Schwerter auf den Rücken geschnallt.
    Jemand aus dem Ordonanzpulk zwischen den Bogen der breiten, doppelten Treppe, sah ihre Uniform, eilte ihr entgegen. Fragte sie, wer sie war und wohin sie wollte, nach Name und Begehr . Aha. Konnten die ihr nicht einfach das neue Kadermitglied im Präsidium präsentieren? Da, wo sie hingehörte. Da, wo die Arbeit getan wurde. Wo hoffentlich auch der Neue hingehörte. Banátrass hatte es sich ja genüsslich auf der Zunge zergehen lassen. Finden Sie sich morgen im Gouverneurspalast ein. Und da war sie.
    Die Ordonnanz führte sie über gewundene Treppen und lange, hallende Flure zu einer Vorhalle mit Bänken an den Seiten. Für wartende Bittsteller wahrscheinlich. Aber sie wurde direkt hineingeführt.
    Tür auf, die Ordonnanz wieselte hinter ihr weg, Tür zu.
    Da saß er nun vor ihr hinter seinem repräsentativen Klotz von Schreibtisch mit marmorner Platte. Gouverneur Seranigar. Gilvent Seranigar. Oberster Verwaltungsbeamter von Rhun unter dem Protektorat der Kinphauren. Oberste Schranze der Spitzohren.
    Sah gar nicht mal so sehr wie ein Wiesel aus. Er saß in seinem Lehnstuhl und blickte sie gerade an. Er hatte dunkle, beinahe mandelförmige Augen und ein gepflegtes Bärtchen, ein südländischer Typ. Seranigar war nicht allein. Jemand stand schräg hinter seinem Lehnstuhl, zum Fenster hin.
    Und dies war eindeutig nicht ihr neues Kadermitglied.
    Bleiches Gesicht wie aus Knochen modelliert, die Nase im Bogen zu den scharfgeschnittenen Nüstern hin gewölbt, dunkle, fast schwarze Augen, dreiteilige Kinphaurenkluft, scharlachrot und schwarz mit Einbrenn-Ornamenten. Banátrass’ geheimnisvoller Besucher mit dem Ankchorai-Leibwächter vom Vortag.
    Gouverneur Seranigar deutete zu dem hinter ihm stehenden Kinphauren hin.
    »Darf ich vorstellen«, sagte er, »Khi var‘n Sipach Dharkunt, Bevollmächtigtes Beil des Roten Dolches.«
    Aha. »Wir kennen uns«, erwiderte sie nur knapp. Var’n Sipach also, der Richter und Exekutor des Heereskommandanten der Kinphauren, Befehlsherr der Protektoratsgarde. Bevollmächtigtes Beil des Roten Dolches? Wenn die Kerle es nicht so verdammt ernst meinen würden, hätte man ihre Titel ziemlich komisch finden können. Aber vielleicht verloren sie auch in der Übersetzung. Wer sprach schon Kinphaurisch? Und dieser Mann, der zweitmächtigste Mann in Rhun, war gestern bei ihrem Milizhauptmann Banátrass gewesen. Was hatte er dort zu suchen gehabt?
    Das war also der hohe Besuch in dem Wagen. Warum dann eine andere Kutsche als gestern? Nicht repräsentativ genug?
    Seranigar reagierte verwundert auf ihre Bemerkung, fasste sich. »Sie kennen sich bereits? Umso besser«, sagte er. »Dann bedarf es ja nicht vieler Worte.« – Wohl kaum, beim Richter und Henker über alle Klans der Kinphauren in Rhun. – »Aber setzen Sie sich doch.«
    Danak trat vor den Schreibtisch, rückte den Lehnstuhl zurecht. Das Leder der Uniform fühlte sich straff und gut an ihrem Körper an. Die Messingknöpfe entlang der Nähte blitzten. Sie kam sich ziemlich repräsentativ vor, ein ungewohntes Gefühl.
    »Sie wissen sicher, warum Sie hier sind. Ihr Hauptmann hat Sie gewiss ins Bild gesetzt.«
    Sie nickte nur; die Formulierungen, die ihr spontan in den Kopf kamen, wären der Sache nicht besonders zuträglich gewesen.
    »Es gibt Veränderungen und die unterschiedlichsten Leute gehen zur Zeit durch diese Räume. Von diversen Stellen und

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