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Ninragon - Homunkulus

Ninragon - Homunkulus

Titel: Ninragon - Homunkulus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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vor’s Kinn, dass er rückwärts in den Lehnstuhl plumpste. Gab ihm eine Sekunde, während er sich den Unterkiefer rieb. Dann zog sie den Toten, den sie im Schlepptau hatte, kurz zu sich hin, schickte ihn dann mit einem harten Schwung auf die Planken, dass es übel knirschte und der Schädel noch einmal hochprallte. Überall Blut. Sah aus wie eine Schlachtplatte.
    »Wo ist er?« Sie rief es zu Sandros rüber, und der deutete mit dem Kopf gegen die an der Wand aufgestellte Reihe in Meutenfarben. Sie wusste sofort, wen er meinte. Nur ein Zucken im Gesicht des Bezeichneten antwortete ihrem Blick, keine erschrockenen Augen. Harte Kerle. Der hier mit dickem Schnurrbart, nicht vollbärtig wie der Anführer mit dem Kopftuch, aber die gleichen Züge.
    Sie wischte das Kurzschwert am Rock des Toten ab (an einer sauberen Stelle, die bei dem Blut noch geblieben war), schob es dann in die Scheide und trat hart an den Bezeichneten ran.
    »Die anderen raus.«
    Gardisten und ihre Truppe parierten augenblicklich, pferchten die zusammengetriebene Meute durch die Tür zum Hof raus. Stiefeltrampeln auf den Dielenbrettern, halbherzige Protestrufe, kurze Befehle der Milizleute. Sie sah durch den dunklen Rahmen des Korridors, wie einer der Vorangegangenen sie draußen in Empfang nahm, um ihnen die Handfesseln anzulegen. Das ging am Schnürchen, war nicht mehr ihr Problem.
    »Histan.« Er fing ihren Blick auf und blieb bei ihr zurück.
    Der Schnurrbärtige stand vor ihr, als einziger zurückgelassen. Sie packte ihn, zog ihn mit sich. Nur kurzes Sträuben, wie im Reflex, dann musste er sehen, dass es nutzlos war. Zum Lehnstuhl, zu der Leiche hin. Ein Ruck an ihm, ein kräftiger Stoß. Er stolperte, sie warf ihn quer über den Toten, ging mit runter, hockte auf seinem Brustkorb. Sie sah zur Seite rüber zu Hirak, der sich im Lehnstuhl nicht rührte. Harte Miene.
    »Okay. Hier brauchen wir was Präziseres«, sagte sie, griff zur Scheide ihres Dolches mit der dünnen aber starren Klinge, zog ihn, hielt ihn über Brusthöhe des unter ihr Liegenden.
    »Sasch, richtig?«
    Dann den Blick wieder rüber zu Hirak im Lehnstuhl.
    »Wo ist der geklaute Homunkulus?«
    Hartes Gesicht. »Der was?«
    »Na gut«, sagte sie wieder mit dem Blick auf Hirak. »Dann so. Wie viele ich abliefere ist egal. Einer mehr oder weniger. Ob unversehrt oder nicht. Alle Finger ab ist schlimm. Blind ist scheiße. Herzbrüderchen auf dem Gewissen ist eine ganz üble Sache.«
    Hirak zuckte mit dem Mundwinkel.
    »Verluste gibt’s immer.« Musterte sie. Und gestattete sich ein Grinsen, immer noch auf hart. »Und du bist Gänsehüter.«
    Na, das verdiente doch ein Lächeln zurück. Sie ließ Zähne sehen. »Ja. Aber das ist kein simpler Verlust. Der geht ganz auf dich.« Sein Grinsen blieb starr, da schickte sie doch gleich auch noch mal Zähne hinterher. »Und Gänsehüter?« Sie deutete auf Saschs starre menschliche Unterlage mit dem blutüberströmten Gesicht. »Hat sich der Kerl hier wohl auch gedacht. Und jetzt schau dir mal an, was dieser Gänsehüter macht.«
    Schaute sich kurz um, zog mit dem Fuß eine Schatulle mit plattem Deckel zu sich ran, die beim Tohuwabohu wohl vom Tisch gefallen war. Sie griff sich Saschs Handgelenk, winkte über dessen Schulter Histan ran.
    Der verstand, sie knallte Saschs Hand auf den Deckel der Schatulle. Histan kniete sich hinzu, griff sich den Arm, Danak packte den kleinen Finger und zog mit einem heftigen Ruck. Es knirschte, Sasch brüllte auf.
    Hirak grinste jetzt nicht mehr.
    Sasch schrie nicht mehr, keuchte nur noch. Gut, Gelenk war draußen, das machte den Rest weniger schwierig. Sie war schließlich kein gelernter Feldscher.
    Histan hielt den Arm wie eine eiserne Klammer, sie musste nur noch den Dolch ansetzen. Da war’s, da hing das Fingerglied unterm Gelenk. Er ruckte zwar, aber sie hielt mit der Linken seine Hand still, brachte den Dolch fester ins Fleisch, dass ein erster Blutstropfen vorquoll.
    »Du verarschst mich. Du bist Gänsehüter.« Hirak meinte das jetzt.
    »Neue Zeiten, neue Sitten«, sagte sie und legte jetzt allen Druck auf das Messer, und die Klinge ging mit einem Ruck durch, wie durch ein fettes Steak.
    »Aaaaaaaaaaaaaaaaaaahhhh!«
    Histan hielt Sasch immer noch im Klammergriff. Der Stumpen pumpte Blut. Sie blickte in Histans Gesicht, wollte sehen, wie er das mittrug, bemerkte hinter ihm jemanden in der Tür.
    Choraik stand da. Blickte mit kaltem, regungslosem Gesicht zu ihr rüber. Die Augen leicht geschlitzt; er

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