Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ninragon - Homunkulus

Ninragon - Homunkulus

Titel: Ninragon - Homunkulus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
Vom Netzwerk:
erwartet hatte.
    »Wie sieht’s mit dem Jinsai aus?«
    »30 Tüten, nicht mal 100 Gramm verschnitten aber unverpackt. Nicht die Welt.«
    »Pech? Oder werden die Firnwölfe vorsichtig, weil sie gewarnt sind?«
    »Schwer zu sagen. Ich klopf mal bei meinen eigenen Kontakten an.«
    »Und wir steigen mal den anderen Meuten auf’s Dach.« Das war der nächste Schritt.
    Sie hoffte, dass es nicht zum Äußersten kam. Sie hoffte, dass sie nicht nach Firnhöhe raufmusste, um das zu lösen.
    Sie hatte dem Vastacken versprochen aufzuräumen. Sie musste für Banátrass die Beteiligten an dem Waffenhandel zur Strecke bringen. Sie wollte hart durchgreifen und die Firnwölfe unschädlich machen. Mit den Methoden der Miliz. Aber sie wollte keinen Krieg. Davon hatte sie schon genug gesehen. Sie wollte nicht, dass Blut durch die Straßen von Rhun floss.
    Es ließ ihr keine Ruhe, sie musste mehr darüber wissen. Wenn sich jemand damit auskannte, dann Choraik.
    »Moloch-2?«
    Choraik, der auf einer Steinmauer saß und sein Fladenbrot mit Schweinefleisch und Zwiebeln betrachtet hatte, als hätte er so etwas noch nie vorher gesehen, blickte zu ihr auf.
    Über den Dächern und Zinnen war die Wolkendecke aufgebrochen und honigwarmes Sonnenlicht strömte auf den kleinen achteckigen Platz herab, am Rande von niedrigen Steinmauern umgeben, die ihn von den Gehwegen entlang der Häuser abgrenzte. In einem Toreingang gab es eine Stehschänke, wo es großartiges Zwiebelfleisch gab. Guter Ort für eine Mittagspause.
    »Sie sagen der gestohlene Homunkulus wäre ein Moloch-2. Was ist der Unterschied zu dem Homunkulus, mit dem wir es im Gouverneurspalast zu tun hatten?«
    Er senkte das in Wachspapier eingepackte Fladenbrot zwischen seine Schenkel ab, sorgsam bedacht, dass keine Zwiebel, kein Fleischkrümel herabfiel und seine makellose schwarze Uniform beflecken konnte.
    »Das im Gouverneurspalast war ein Brannaik. Ein beschädigter noch dazu.« Ja, sie nickte, sie wusste, was ein Brannaik war. »Diese Sorte Homunkuli gibt es schon seit Ewigkeiten. Tatsächlich seit Ewigkeiten. Viele davon waren in alten, unterirdischen Magazinen eingelagert. Ich habe gehört, Eisenkrone hätte solche auch im Krieg gegen die Idirische Armee eingesetzt. Sie sind aber noch immer tauglich. Viele davon sind auch beim Kampf in Norgond gegen euren schwarzen General und bei der anschließenden Invasion zum Einsatz gekommen. Aber kein Kinphaure, der eine Wahl hat, würde sich so einen zum Körper nehmen.«
    Was erzählte der da? Irgendwie wurde ihr klar, dass sie, obwohl sie sich bemühte, mehr als die meisten Vanareer, sie noch immer verdammt wenig über die Kultur der Kinphauren wusste.
    »Ein Moloch ist ein neuer Typ Homunkulus. Andere Schädelform, ein Hauptauge, zwei Nebenaugen, andere Panzerung. Andere Waffen. Keine langen graden Klingen sondern dreiteilige Klauen zum Ausfahren. Aber was wichtiger ist, viel widerstandsfähiger und stärker. Eine Vernichtungsmaschine. Der Moloch-2 ist eine Weiterentwicklung vom Standardtyp, der meist bei der Invasion eingesetzt wurde. Ein Moloch-2 geht so ziemlich durch alles durch. Und hinterlässt eine blutige Spur auf seinem Weg.«
    Blut in den Straßen von Rhun.
    Der Brannaik-Homunkulus, der den Heereskommandanten Vaukhan angegriffen hatte, er hatte keinen Unterschied gemacht zwischen Feinden und Unschuldigen, Unbeteiligten.
    Sie wollte nicht, dass so ein Ding hier Blut vergoss. Nicht in Rhun, nicht in einer andere Stadt dort draußen im Protektorat. Wo genauso gut wie hier unschuldige Zivilisten lebten.
    Dennoch. Das hieß, dass sie zumindest indirekt gegen die Rebellen vorgehen mussten. Das Letzte, was sie wollte: in so was reingezogen zu werden. Ließ sie sich zu so etwas missbrauchen?
    Um Unschuldige zu schützen …
    Das Boot war eine bekannte Gunwaz-Höhle. Es gehörte den Korsaren, die den südlichen Teil der Schleusenkanäle Ost-Rhuns kontrollierten. Die Firnwölfe drängten auch in dieses Revier, und das konnte den Korsaren ganz gewaltig nicht schmecken.
    Vielleicht hatten sie etwas gehört, was den Homunkulus anging. Etwas über die Firnwölfe. Etwas über die andere Bande bei diesem Deal. Irgendwer, der das Maul nicht halten konnte, irgendetwas, das durchgesickert war. War wert, das einmal auszuloten. Die Häfen, die Kanäle, die Vlichten, das alles war ein unübersichtliches Netz, und der Wasserweg war immerhin eine Möglichkeit, wie man einen Homunkuluskörper unbemerkt aus Rhun rausschaffen konnte.
    Korsaren.

Weitere Kostenlose Bücher