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Ninragon - Homunkulus

Ninragon - Homunkulus

Titel: Ninragon - Homunkulus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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neben ihr, deutete im Laufen auf eine Abzweigung. Chik kannte von ihnen Martenshof am besten. In der Gegend lebten größtenteils Leute aus den Ostprovinzen. Chik war ganz in der Nähe aufgewachsen.
    Da war auch schon ihr Ziel. Ein Eckhaus. Zwei Giebel, einer zur jeder Straße hin. Gedrängte, schmutzige Fassade unter weit überstehenden, windschief abschüssigen Dachtraufen. Von außen als Schenke gekennzeichnet. War es wohl auch. Aber es war auch mehr. Wenn man dem Vastacken glauben konnte. Und warum sollte man das nicht? Den Firnwölfen eins auf die Nase zu geben, sie von der Karte Ost-Rhuns auszulöschen, das war schließlich genau in seinem Interesse.
    Sie stoppte, sah ihre Leute an sich vorbeirennen, alle waren im Bilde, wo sie hin mussten, ging die Gesichter ab, von einem zum anderen. Alle sahen frisch aus, trotz gestern Abend. Nur Chik wirkte verkatert, aber Chik mit seinem Narbengesicht wirkte immer irgendwie verkatert.
    Das Loch hatte zwei Hinterausgänge: eine enge Nebenpforte zur anderen Straße hin, einer zum Hof und zu den Hinterhofgassen raus, zu dem man durch einen Torbogen gelangte. Der letzte war der schwierigere, weil unübersichtlichere. Man konnte leicht zwischen die Fronten geraten, wenn jemand aus einer Gasse oder aus einem anderen Haus heraus den Firnwölfen beisprang.
    Das war die Aufgabe der Gardisten; Choraik war ihrem Trupp zugeordnet. Mit seiner Uniform, im Gegensatz zu ihrem Zivil mit Kürass drüber, passte er sich perfekt in diese Truppe ein. Die größere Truppe für den komplizierteren Eingang.
    Die Flure hinter der Nebenpforte trafen auf den Hinterhofausgang, und Mercer, der dort mit Chik reinging, sollte gleichzeitig helfen, diesen kritischen Bereich zu sichern.
    »Auf Zwanzig!«, rief Mercer Choraik zu, der im schwarzgekleideten Trupp der Gardisten an ihnen vorbei und auf den Torbogen zulief. Dann klopfte er Chik auf die Schulter und setzte sich mit ihm zur Nebenpforte ab.
    Sie selber mit Histan und Sandros also vorne rein. Sie blickte zu den engen Fenstern hoch, glaubte eine Bewegung zu sehen. Kein Posten an der geschlossenen Schenkentür, wahrscheinlich aber einer da oben.
    »Bis zwanzig zählen, da gibt er ihm aber reichlich«, sagte Sandros, als hätte er ihre Gedanken gelesen. »Hier geht’s gleich ganz schnell ab.« Winkte mit dem Kopf zu dem Fenster hoch.
    Ja, schnell rein, dass sich keiner absetzen konnte. Oder groß einer auf Barrikadenkampf oder Valgaren-Berserker machen konnte. Manch einer von den Kerlen setzte sich irre Sachen in den Kopf.
    Sie schaute zu Mercer rüber, sah ihn mit stummen Mundbewegungen und mit den Fingern abzählen. Vier mal die Finger der Linken.
    Und?
    Zwanzig und Mercer hatte innegehalten. Ihre Blicke trafen sich.
    Was machst du?, signalisierte sie mit beiden weggespreizten Händen. Mercer zuckte die Schulter. Augenbrauen nach oben.
    Scheiße, du Arsch! Wollte der, dass Choraik da ungedeckt reinging?
    Sie kurbelte heftig mit dem Arm, Faust geballt dabei. Los, rein mit dir!
    Mercer nickte. Sie schüttelte unwillig den Kopf.
    Von hinter dem Haus gab’s Geschrei.
    Und los ging’s.
    Sie rannte die Stufen zwischen den engen Backen der Eingangsmauern hoch, Fechtstange in der Hand, sah Chik gerade noch hinter Mercer in der Nebenpforte verschwinden.
    Tür auf! Rumms! Sie krachte innen gegen die Mauern.
    Knapp ein Dutzend Leute verstreut über etwa die gleiche Anzahl Tische. Zwei mit Meutenfarben.
    Alle Augen in der dunklen Schankstube gingen zu ihr hin. Einige der Anwesenden blickten weniger überrascht; genau die hasteten schon zum Ausgang hin. Die zwei, die die Farben der Firnwölfe trugen.
    Aus den Augenwinkeln sah sie zu jeder Seite hin die Schäfte von Sturmarmbrüsten: Histan und Sandros an ihren Flanken mit den Waffen im Anschlag. Keiner der Gäste machte Anstalten zur Gegenwehr.
    So konnte sie ihre Fechtstange in Kampfhaltung packen und quer durch die Kneipe zum Hinterausgang spurten, wohin die mit Meutenfarben sich absetzen wollten.
    »Macht hier einer Ärger?« – im Laufen gerufen.
    »Macht keiner Ärger«, hörte sie Histans Stimme in Erwiderung. »Würde ihm nicht bekommen.« Sandros schon hinter ihr her.
    Der eine in Meutenfarben vor ihr wollte noch Faxen machen, kriegte von ihr die Fechtstange ans Kinn und grunzte nur noch stumpf, während er wegkippte.
    Hinter der Tür ein Korridor mit Durchgängen zu beiden Seiten weg. Räume dahinter.
    Frauenkreischen, Schemen hinter dünnen Vorhängen, Glieder wild durcheinander, eine springt von

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