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Ninragon - Homunkulus

Ninragon - Homunkulus

Titel: Ninragon - Homunkulus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Nachthämmer, Rotfänge, Paladine, die kamen als nächstes dran. Alle waren neben den Rattenfürsten direkte Konkurrenten der Firnwölfe, und ihnen war vielleicht daran gelegen durch die Blume irgendeine Information rausrutschen zu lassen, die ihren expandierenden Feinden eine Schlappe beibringen konnte. Dann ließ man vielleicht auch einmal außer Acht, was der Kodex übers Quatschen mit Gänsehütern sagte. Es gab immer Mittel und Wege, Informationen indirekt zuzuspielen.
    Das schwere, bauchige Hausboot dümpelte am Kai und einem Steg festgetäut auf dem Wasser des Kanals. Es war nichts weiter als ein großer hölzerner Kasten auf einem Schiffsrumpf, zu den Seiten hin überkragend, mit einem schmalen, halsbrecherischen Umlauf.
    Drei Korsaren waren auf dem Schiff. Die anderen, die sich um die Gäste kümmerte, waren keine Meutenangehörigen. Die Korsaren machten keine Schwierigkeiten, waren verdutzt, sie über den Steg auf das Schiff marschieren zu sehen, sie, Sandros und Chik. Choraik konnten sie schlecht mitnehmen. Der sah auch ohne bleiche Haut dermaßen nach Kinphaure aus, dass sich die Lippen der Revierhunde sofort schlagartig versiegeln würden. Milizuniform so offen getragen kam auch nicht besonders gut an. An Choraiks Aussehen konnten sie nichts ändern, die Sache mit seiner Dienstkleidung aber mussten sie demnächst ernsthaft angehen. Schon jetzt musste er mitkriegen, wie sehr ihn die Uniform bei dem, was sie durchzogen, behinderte. Und entweder wollte er dabei sein oder nicht. Herr Ich-habe-mir-die-Stelle-in-Ihrem-Kader-freiwillig-ausgesucht. Herr Zwei-Monde-Speer.
    Sandros kannte einen der Korsaren auf dem Boot, meinte vorher schon, dass er ihm unter der Hand mal was erzählte, was noch eben nicht die Grenze zum Ratte-Sein überschritt. Insofern war ein Kontakt schon hergestellt.
    Sandros und der Korsar quatschten locker miteinander, auch die anderen beiden bald mit drin, als wären sie alte Kumpels. Dass man ihre Gunwaz-Höhle hier nicht hochnehmen wollte, war schon bald klar. Man wusste, woran man bei Danaks Kader war. Man wusste, wo ihre Interessen lagen. Wahrscheinlich ging unter der Hand auch rum, dass zwischen ihr und dem Vastacken ein stilles Einvernehmen herrschen musste. Also keine Panik. Keine dünnen Nerven, keine kurze Zündschnur. Alles locker: drei Korsaren, drei Gänsehüter, ein lockerer Plausch. Dass mehr dahinter steckte, lag in der Luft, aber warum deshalb Blut in die Augen kriegen. Kein Hass.
    »Ich wette, Lenk hat’s arrangiert. War zuerst bei den Firnwölfen. Übler Kerl.«
    »Hey komm, Lenk war nicht übel. Harter Typ, aber nicht link. Firnwolf oder nicht, war immer fair. Du musst von ihm gehört haben, San.«
    »Wenn’s der Lenk ist, den ich meine«, gab Sandros zurück, elegant wie immer an einen Balken gelehnt. »Endlos langes, drahtiges Gestell. Gesicht, als hätte ihm seine Mutti nicht genug zu essen gegeben und dafür würde er dich gleich büßen lassen. Immer schnell mit den Messern.«
    »Genau der. Hat sich irgendwann vom Acker gemacht. Vor zwei Jahren etwa. Als die Kinphauren sich hier richtig breit machten. Ist ins Niemandsland abgezogen. Über die Grenze, bevor sie die mit Wächterketten dichtgemacht haben.«
    »Gehört einiges dazu.«
    »Sag ich doch, harter Typ. Kein Scheiß.«
    »Der hat den Deal mit den Firnwölfen klar gemacht. Wenn nicht der, wer dann?«
    »Und wer steckt hinter ihm? Eine Freie Schar.«
    »Keinen Dunst. Vielleicht die Rebellen direkt.«
    »Würd’ nicht zu Lenk passen.«
    »Ach was, so gut kennst du ihn? Gehst du öfter bei den Wölfen kuscheln, oder was. Gehst wohl ihren Muttis was wegstecken, Bruder?«
    »Na klar, Mann. Die Hälfte der Firnwölfe muss Papa zu mir sagen.«
    Nicht mehr so spaßig war’s dann, als Chik weiter nach hinten durchging, um sich die Gunwaz-Kammern anzusehen. Zum ersten, als er sich absetzte – das konnte aber noch mit einem kurzen Hinweis, wer sie waren und dass sie trotzdem und außerdem keinen Ärger machen wollten, abgewiegelt werden. Zum anderen, als er zurückkam und was gefunden hatte.
    Sie hing in einer der Kojen, halb liegend, halb an die Wand gelehnt, die rauchende Gunwaz-Pfeife noch im Schoß. Zerkratztes Gesicht, blanke, weit aufgerissene Augen. Blick nach nirgendwo, nicht mal ins Leere. Die Hände, eine schlaff um die Pfeife, eine krabbelte auf der löcherigen Decke herum wie ein Insekt über das man ein Glas gestülpt hat und das komplett den Plan verloren hat. Die Nägel waren abgebrochen und mit Blut

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