Ninragon - Homunkulus
Stich. »Aber ich bin immer für euch da. Ich denk an euch, auch wenn ich nicht da bin, und trage euch immer in meinem Herzen.«
Jetzt saß sie mit Klann am Küchentisch und sie fühlte seinen Blick auf sich. Sie sah von ihrem Bierkrug auf.
»Kann sein, dass ich die nächsten Tage in der Druvernsburg oder in einem Gardenhaus übernachte.«
Sein Blick blieb ruhig, nur seine buschigen Brauen zogen sich eine Spur mehr zusammen.
»Der Weg nach Hause ist im Moment nicht mehr sicher«, erklärte sie. »Ich liege im Krieg mit den Firnwölfen, und die haben sich von ihrem Hügel runtergewagt und kommen bis zur Kupfergrube. Auch nach Westen. Zu den Hafenkanälen hin. Ihr Territorium schiebt sich also wie ein Riegel genau in meinen Nachhauseweg rein.«
Er sah sie nur an, wie immer, ein Fels der Ruhe.
»Du weißt was du tust«, sagte er dann. »Du machst das schon lange. Krieg kennst du.«
Und dann nach einer Weile. »Krieg wolltest du keinen mehr. Bist du dir sicher?« Wieder eine Pause. »Dass du ihn jetzt für die Richtigen führst.«
»Wie wär’s mit für dich und für die Kinder? Und für alle, die genauso sind?« Sie hatte ihn angeblafft. Eigentlich hatte sie nicht so heftig werden wollen. Ihre Nerven waren anscheinend dünner als sie gedacht hatte.
Klann brummte, ein kurzer, aber bestimmter Laut. »Wenn das so ist .«
Sie liebten sich in dieser Nacht. Klann schweigsam und stark. Sie empfand ihren eigenen Körper seltsam roh im Gedränge der Glieder. Doch dann verscheuchte sie alle Gedanken und gab sich ganz dem Gefühl hin. Nach dem Höhepunkt fiel sie eng an ihn gedrängt schwer und satt in einen Schlaf. Erwachte bald daraus und döste dann flach vor sich hin zu einem mäkelnden, sich beharkenden Chor unablässig murmelnder Gedanken.
Der nächste Morgen brachte nicht viel. Das Haus, dass der Vastacke ihnen als ein Nest der Firnwölfe angegeben hatte, war verlassen. Ein leeres Haus mitten in Ost-Rhun. Die Möbel, Alltagsgegenstände zurückgelassen, als wäre dieser Standort Hals über Kopf geräumt worden. Sie und die Gardisten liefen durch die Räume, Armbrüste im Anschlag, immer auf der Hut, ob jemand hier nicht doch im Hinterhalt lag.
Als komplett verlassen erwies sich das Haus jedoch letztlich nicht. Jemand hatte in den verwaisten Räumen Zuflucht gesucht. Kein Firnwolf.
Sie fanden in einem der Zimmer, in eine Schlafkoje zurückgezogen einen weiteren Gunwaz-Toten. Die Zeichen sprachen für sich. Der leere Blick aus vorquellenden Augen, Speichel am Kinn herab, unartikuliertes Gebrabbel.
»Arme Sau«, sagte sie.
»Hat es sich so ausgesucht.«
Sie wandte sich zu Choraik um, der neben sie getreten war und gesprochen hatte.
»Auf so dreckige, elende Art zu sterben, sucht sich keiner aus«, sagte sie.
Er fasste sie in seinen Blick, Gletschereisflackern zwischen geschlitzten Lidern.
»Danak«, sagte er. »Sie schenken dieser Sache zu viel Beachtung. Der Aufruf an die Meuten. Dreckiges Gunwaz von der Straße bringen. Was soll das?«
Sie maßen sich mit Blicken. Sie blickte hoch in sein Gesicht, er musterte sie weiter von oben herab.
»Seien Sie doch froh«, sprach Choraik weiter, »dass sich dieser Unrat selber vernichtet. Das ist doch nichts weiter als der Bodensatz der menschlichen Gesellschaft. Niemandem nütze, niemand vermisst sie. Nur Treibgut über das die graden Klingen auf ihrem Weg stolpern.«
Sie sah ihm hart in die Augen. »Sie meinen das ernst.«
»Jeder trifft seine Entscheidung.« Ohne mit der Wimper zu zucken.
»Ja. Und ich frage mich gerade, ob Ihre Entscheidung, unserem Kader beizutreten, wirklich so gut für uns alle war.«
Sie wollte sich abwenden, raus aus dem engen staubigen Raum, da fühlte sie seine Hand auf ihrem Oberarm. Sie fuhr herum.
»Danak«, sagte er. Und dann: »Ich gebe Ihnen einen guten Rat. Lassen Sie das sein. Lassen Sie die Finger von der Sache.«
Sie riss ihren Arm los und ließ ihn hinter sich zurück.
Drecksspitzel! Drecksspitzohr!
Sie hatte sich gerade, über den Wassertrog im engen Hof des Gardenhauses gebeugt, frisch für den Tag gemacht, da kam Sandros zusammen mit Choraik durch den Bogen des Toreingangs angetrabt.
Choraik grüßte sie mit einem kurzen Nicken, seinem Gesicht war aber ansonsten nichts abzulesen. Wortlos verschwand er mit einem Kleiderbündel über dem Arm im Innern des Gardehauses, wohl um sich umzukleiden.
»Mann, der Junge ist ein harter Fall.« Sandros gesellte sich zu ihr, während sie sich die Schnallen ihrer gepolsterten und
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