Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ninragon - Homunkulus

Ninragon - Homunkulus

Titel: Ninragon - Homunkulus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
Vom Netzwerk:
aus der Sache rauskommen mit dem Kopf noch auf Ihrem Hals.«
    Du, du kannst froh sein, wenn du hier mit heiler Kehle rauskommst, aus deinem feinen Arbeitszimmer mit dem Phanum-Panoramafenster. Und dafür geh ich dann gerne drauf. Was soll’s; das ist es wert. Dann dachte sie an die Kinder, an Klann, und ihr wurde wieder kalt. War nicht wie mit Khrival.
    Sie spürte wie ihre Oberlippe zuckte, während sie den gespreizten Gockel über den Schreibtisch hinweg niederstarrte.
    »Ich kann nichts tun, was ich nicht tun kann«, sagte sie dann langsam und prononciert. »Wenn Sie ein Skalpell nehmen, um gegen ein Breitschwert anzutreten, und das Skalpell bricht, dann ist das Ihre Schuld. Wenn Sie ein Milizkader in einen Kampf gegen … Rebellen schicken, den eigentlich die Armee … Ihrer feinen Verbündeten führen sollte, dann ist ein Versagen Ihre Schuld. Wir sind keine Armee. Aber Sie wollen uns führen wie eine Armee.« Er hörte sich das an, zumindest. Musste er auch. Sollte er auch.
    »Ich kann einen solchen Kampf nicht führen«, fuhr sie fort, und wo sie schon einmal dabei war: »Ich führe nicht ihren verdammten dreckigen Krieg! Ich kämpfe nicht gegen Rebellen! Ich kämpfe nicht gegen Marodeure! Ist mir egal, wie Sie sie nennen!«
    Das sollte er schlucken. Schlucken tat er auch. Das sah man an dem tanzenden Adamsapfel unter den Bartborsten.
    Als er dann wieder sprach, tat er das ruhiger, gemessener, eine Spur leiser, seine Stimme eine Lage tiefer.
    »Sie haben zuallererst einen Auftrag auszuführen.«, sagte er. »Den ich Ihnen erteilt habe. Sie sagen, der Homunkulus ist noch in Rhun und kann nicht raus?«
    Pause.
    »Dann finden Sie ihn.«
    Wieder dieses feine manikürte Fingerchen, das sich so gut auf einen richten konnte. War erst das Gelenk draußen, dann machte der Rest keine Schwierigkeiten. Dann ging die Klinge durch, wie durch Butter.
    »Finden Sie den Homunkulus. Bringen Sie die Banden zur Strecke.« Deutete wieder auf sie. »Ihr Kopf.«
    »Oder Ihrer.«
    Sie sah, wie er erstarrte, eine Spur bleicher wurde. Fasste sich. Sah sie an.
    »Wie – zur Hölle – meinen Sie das? Wollen Sie mir drohen, Leutnant Kuidanak?«
    »Na ja, Hauptmann«, spuckte sie ihm seinen Titel entgegen, »es dürfte … Ihren – feinen – Verbündeten … gar nicht gefallen, wenn jemand aus den Reihen Ihres Ordens sich auf die Gegenseite geschlagen hätte. Dann säßen Sie plötzlich nicht mehr so fest im Sattel. Dann dürften sich auch argwöhnische Augen auf alle Mitglieder des Einen Weges richten.«
    Banátrass legte den Kopf schief, kniff die Augen zusammen, musterte sie.
    »Wie meinen Sie das? Einer vom Einen Weg auf der Gegenseite?«
    Sie erzählte Banátrass, was sie während des Kampfes vom Lastkahn der Firnwölfe aus beobachtet hatte. Na ja, für mehr als knappe Worte reichten ihre Beobachtungen auch nicht aus. Sie war ziemlich beschäftigt gewesen. Wie so plötzlich und genau zur rechten Zeit für den Angriff der anderen Bande auf Histans Truppe der Nebel aufgekommen war. Wie die andere Truppe genau mit dem Nebel angegriffen hatte. Dass der Nebel nicht natürlich war, nur genau an der Stelle, wo er der anderen Truppe von Nutzen war. Ach ja, und jetzt wo sie sich wieder daran erinnerte, erzählte sie auch von dem seltsamen Licht aus der Richtung des Fischerboots der anderen Bande, gerade als sie losgelaufen war, um doch noch auf den Kahn der Firnwölfe springen zu können.
    »Wenn das nicht nach einem Magiebegabten in den Reihen dieser Bande aussieht. Und meines Wissens verfügen unter Menschen nur die Kadermagier des Einen Weges über magische Fähigkeiten. Das Geschenk der Kinphauren an sie.« Wobei man für Geschenke normalerweise nicht bezahlen muss.
    Aber Banátrass hörte ihr schon gar nicht mehr zu. Er hatte nachdenklich die Finger seiner linken Hand um sein Kinn gelegt, fuhr mit dem Zeigefinger nervös durch seinen Bart. Schließlich wandte er sich wieder zu ihr hin.
    »Das muss nicht unbedingt ein Magier gewesen sein. Die Kinphauren haben Artefakte, mit denen man so etwas bewirken kann, auch wenn man selber nicht unbedingt über magische Fähigkeiten verfügt.« Er schaute sie ernst an, und es sah so aus, als würde er an der Innenseite seiner Oberlippe herumbeißen. »Das, was Sie beschreiben, die Kinphauren nennen es … Wie übersetzt man so etwas am besten? Wie sagte Venach Idaz doch immer dazu?« Sein Blick ging weg, als hätte er ihre Anwesenheit halb vergessen. »Kobold. Ja, genau! Nebelkobold nannte er es.

Weitere Kostenlose Bücher