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Ninragon - Homunkulus

Ninragon - Homunkulus

Titel: Ninragon - Homunkulus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Oder das mit den Lichtern, das wird wahrscheinlich ein Nebel- und Schwefelkobold gewesen sein. Dann erhebt sich natürlich die Frage …«
    Sein Kopf drehte sich zu ihr hin. Fast schrak er ein wenig hoch, so als erinnerte er sich gerade daran, wer mit ihm in diesem Raum stand, mit wem er gerade sprach.
    »Leutnant Kuidanak, haben Sie bei der Aktion jemanden gesehen, der besonders auffällig wirkte?«
    In ihrem Blick musste wohl die Frage, die ihr durch den Kopf ging deutlich abzulesen sein. »Ich meine, war jemand unter dieser anderen Bande, der nach Kinphaure aussah?«
    »Nein, ein Kinphaure nicht. Jedenfalls nicht, dass ich es bemerkt hätte. Aber ein Vastachi.«
    Banátrass schien das kaum zur Kenntnis zu nehmen, als wäre das nicht auch irgendwie bemerkenswert. Sein Blick sank herab ins Nebelhafte, irgendwo auf seinen Schreibtisch zwischen all die feinen dort aufgestellten Sachen. Ein vager Ausdruck des Bedauerns schien darin zu liegen. Eine ganze Weile stand er versunken da. Dabei schien er nicht besonders entspannt zu sein. Er schien weiter von innen mit den Zähnen seinen Mundraum zu bearbeiten.
    Dann sah er erneut auf, als erinnere er sich plötzlich an ihre Anwesenheit.
    »Finden Sie ihn. Sie sagen, er ist noch da, hier in Rhun.« Sein Blick wollte nicht recht ihre Augen finden, er wirkte abgelenkt. »Dann bringen Sie mir diesen Homunkulus.«
    Jetzt erst sah er sie direkt an. Und es lag nackter Zorn in seinem Blick, nackter Zorn und noch etwas anderes.
    »Ihre aller, Ihre allerletzte Chance. Dieser Homunkulus in meiner Hand. Es ist Ihr Leben, Ihr Kopf, den Sie auf’s Spiel setzen. Ich habe auf Sie gesetzt, und Sie haben einen Riesenmist gebaut. Putzen Sie das aus. Machen Sie das gut. Allerletzte Chance. Jetzt.«
    Mit geballten Fäusten ging sie zur Tür heraus.
    Als müsste er ihr sagen, was sie für einen Riesenfehler gemacht hatte.
    Fehler, die man mit tödlichen Waffen in den Händen begeht.
    Diesmal war es eine andere Art von Begräbnis.
    Der Nebel war an diesem Tag natürlichen Ursprungs. Kein Zauber, kein kinphaurisches Artefakt war für die dicke, graue Suppe verantwortlich, die tief über den Grabsteinflächen des Laräusfeldes lag, sich zwischen den vereinzelten Baumgruppen verfing, die ganze, graue Welt mit ihrem nassen Samt auskleidete.
    Der Regen des gestrigen Tages hatte die Erde satt mit Feuchtigkeit getränkt, so überreif war sie, dass ihr Balg sie nicht ganz fassen konnte, dass Wasserdunst schwer und abdampfend über allem Grund hing.
    Sie standen schweigend um das Grab herum. Diesmal gab es auch kein Feuer, das sie zurücktrieb, nur eine schwarz vor Sattheit gluckernde, kalte Grube, die nur zu begierig den Leichnam willkommen hieß.
    Danak, Mercer, Sandros, Chik. Die, die übrig geblieben waren. Choraik, klar, der stand daneben. Gardisten an der Zahl. Histan war beliebt gewesen. Hatte es sich zu seinem Geschäft gemacht, beliebt zu sein.
    Danak schluckte schwer. Was hatte sie sich mit Khrival geschworen? Die Unschuldigen zu schützen vor der Verachtung der Mächtigen, Gewalttätigen und Kriminellen. Wie auch immer man da sauber trennen wollte. Histan hatte wohl einen anderen Eid geschworen. Offensichtlich.
    Offensichtlich? Offensichtlich war das nur für sie. Die anderen wussten nichts von Histans Zugehörigkeit zur Kutte. Wie sollten sie auch? Sie schnaufte durch die Zähne; Sandros sah sie von der Seite an. Für alle anderen war Histan noch immer das loyale Kadermitglied. Vielleicht war er das ja auch bis zum Schluss gewesen. Und sie hatte ihn umgebracht.
    Die anderen, sie durften das niemals erfahren.
    Der Inaimspriester sprach seine Riten, sein Gewand so bleich wie der Tag. Kein Aidiras-Anhänger, einer vom Kult des Zweigesichtigen Inaim. Sie hörte seine Worte kaum. Der Sermon schwamm an ihr vorbei.
    Es war ein langer Weg gewesen, heraus auf’s Laräusfeld, durchs Idirische Quartier hindurch, bis dort, wo Revarnar begann. Sie wüsste nicht, dass Histan Vohlt irgendwelche Angehörigen in Rhun gehabt hätte, aber irgendjemand war für die Bestattung auf dem noblen Grabfeld aufgekommen, so dass er nicht auf dem Knochenacker begraben werden musste. Na ja, wahrscheinlich hatte er Freunde, die an vielen Orten waren. Und die viele Dinge wussten.
    Das Begräbnis war bald vorüber. Banátrass wurde nicht gesehen. Hatte wohl andere Dinge zu bereinigen.
    Anschließend traf man sich beim Bilganen. Aber es war nicht so wie nach Khrivals Brandbestattung, als man sich einfach die Beklemmung aus den

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