Nippon-Connection
Stock vorgeschlagen hat. Er hat ganz bestimmt nicht erwartet, daß sie mit Morton dort hinaufgeht. Das muß ihr während der Party irgend jemand von Nakamoto vorgeschlagen haben. Die Firma hat die Büroetage aus einem ganz einfachen Grund zugänglich gelassen: Dort oben befinden sich Schlafzimmer, in die sich die Führungskräfte manchmal zurückziehen. Irgendwo ganz weit hinten.«
»Woher wußten Sie das?« fragte ich.
Connor grinste. »Hanada-san erwähnte einmal, daß er diese Suite benutzt hat. Sie ist offenbar sehr luxuriös ausgestattet.«
»Sie haben also doch Kontakte!«
»Ein paar. Ich glaube, Nakamoto wollte einfach nur gastlich sein. Vielleicht haben sie die Kameras dort oben eingebaut, um Erpressungsmaterial zu bekommen, aber ich habe mir sagen lassen, daß in der Schlafzimmersuite selbst keine Kameras angebracht waren. Und die Tatsache, daß sie eine Kamera mitten im Konferenzsaal hatten, zeigt mir, daß Phillips’ Vermutung stimmt: Die Kameras waren angebracht worden, um die Büroangestellten zu kaizen. Man konnte unmöglich damit gerechnet haben, daß das mehr oder weniger zärtliche Beisammensein dort stattfinden würde, wo es dann tatsächlich stattfand.
Wie auch immer - als Eddie sah, daß Cheryl mit Morton in der nächsten Etage des Nakamoto-Gebäudes verschwand, müssen bei ihm sämtliche Alarmglocken geschrillt haben. Er folgte den beiden, wurde Zeuge des Mordes, der, wie ich glaube, wirklich ein Unfall war, und half dann seinem Freund Morton. Er beruhigte ihn und sorgte dafür, daß er sich aus dem Staub machen konnte: Sie gingen gemeinsam zur Party zurück.«
»Und die Videobänder?«
»Ach, ja. Sie erinnern sich, daß wir mal über Bestechung gesprochen haben, ja? Zu den Leuten, die Eddie bestach, gehörte ein kleiner, für Sicherheitsfragen zuständiger Angestellter namens Tanaka. Ich glaube, daß Eddie ihn mit Drogen versorgt hat.
Jedenfalls kannte Eddie ihn schon seit einigen Jahren. Als Ishigura Tanaka beauftragte, die Bänder verschwinden zu lassen, erzählte Tanaka das Eddie.«
»Und Eddie ging runter und holte sich die Bänder selbst.«
»Ja. Zusammen mit Tanaka.«
»Aber Phillips sagte doch, daß Eddie allein gewesen ist.«
»Phillips log, weil er Tanaka kannte. Deshalb hat er auch keinen Alarm geschlagen - Tanaka versicherte ihm, die Sache gehe in Ordnung. Als Phillips uns die Story erzählte, ließ er Tanaka einfach aus.«
»Und dann?«
»Ishigura schickte ein paar Kerle zum Aufräumen in Cheryls Wohnung, Tanaka brachte die Bänder irgendwohin zum Kopieren, und Eddie fuhr zu der Party in den Bergen.«
»Aber ein Band behielt Eddie.«
»Ja.«
Ich überlegte. »Aber als wir uns bei der Party mit Eddie unterhielten, hat er doch eine vollkommen andere Geschichte erzählt.«
Connor nickte. »Er log.«
»Sogar Sie hat er angelogen, seinen Freund?«
Connor zuckte mit den Achseln. »Er hat geglaubt, damit durchzukommen.«
»Und was ist nun mit Ishigura? Warum hat er das Mädchen getötet?«
»Um Morton in der Hand zu haben. Es hat ja auch funktioniert: Er zwang Morton, seinen Standpunkt in bezug auf MicroCon zu ändern. Morton hätte jetzt für den Verkauf grünes Licht gegeben.«
»Für so etwas hat Ishigura getötet? Für irgend so einen Firmenverkauf?«
»Nein, ich glaube nicht, daß das Ganze so geplant war. Ishigura stand unter Hochdruck, er mußte sich seinen Vorgesetzten gegenüber bewähren. Er war so gestreßt, daß er sich nicht mehr wie ein typischer Japaner benahm. In einer Art Panik erwürgte er das Mädchen, diese völlig unbedeutende Person, wie er sagte.«
»Ach du meine Güte!«
»Aber ich glaube, es gab noch andere Gründe. Morton nahm den Japanern gegenüber eine sehr ambivalente Haltung ein. Ich habe das Gefühl, daß er voller Ressentiments steckte - diese Witze über den Bombenabwurf und so weiter. Und es mit einer Frau auf dem Nakamoto-Konferenztisch zu treiben, das ist doch … nicht gerade ehrerbietig, finden Sie nicht? So etwas muß Ishigura zur Weißglut gebracht haben.«
»Und wer hat den Mord gemeldet?«
»Eddie.«
»Warum?«
»Um Nakamoto in eine peinliche Lage zu bringen. Eddie brachte Morton wieder zur Party hinunter, und dann rief er bei uns an, wahrscheinlich von einem Apparat in der Etage, in der das Fest stattfand. Als er anrief, wußte er noch nichts von den Überwachungskameras. Das erzählte ihm erst Tanaka, und er begann, sich Sorgen zu machen, Ishigura könne ihn mitreinziehen.
Deshalb hat er noch mal
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