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Nixenmagier

Nixenmagier

Titel: Nixenmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Dunmore
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Gezeiten sind verschwunden.
    »Wo ist der Schlussstein?«, fragt Conor. Saldowr wirft ihm einen stechenden Blick zu. »Du erinnerst dich an den Schlussstein? «

    »Natürlich.«
    »Erinnerst du dich auch an das eingravierte Muster?«
    »Ja, die Schrift. Wo ist sie geblieben?«
    Saldowr seufzt. »Deshalb habe ich euch hergerufen. Warst du in der Lage, die Schrift zu lesen?«
    »Nein, das nicht, aber …«
    »Ich weiß, was du meinst. Du bist sicher, dass sie eine bestimmte Bedeutung hat.«
    »Ja.«
    »Deine Schwester ist in bislang unbekannte Tiefen vorgedrungen und hat überlebt. Du hast das Muster gesehen, das vor dir noch niemand erkannt hat. Ich habe euch hierher gerufen, weil Indigo, nach allem, was vorgefallen ist, eine neue und andere Kraft braucht. Niemand ist in der Lage, die Gezeiten zurückzuholen. Sie sind zu gewaltig. Sie haben den Schlussstein auseinandergesprengt, wie auch meinen Spiegel. Das Muster besteht aus einzelnen Wörtern, meine Kinder. Es sind Wörter, die nicht ausgesprochen wurden, seit sich die Gezeiten dereinst zu einem Knoten verschlangen. Vielleicht … vielleicht sind sie in der Lage, den Knoten neu zu begründen, wenn sie ein zweites Mal ausgesprochen werden.«
    »Halten Sie das für wahrscheinlich?«, frage ich.
    Saldowrs finsteres Gesicht hellt sich ein wenig auf. »Nein, sehr wahrscheinlich ist es nicht, myrgh kerenza . Aber wir müssen es probieren, sonst bleibt nur Zerstörung und ewiges Chaos.«
    »Und ich dachte, Indigo wollte unbedingt stärker werden, um die Macht der Menschen zu brechen«, sagt Conor provozierend.
    »Manche in Indigo haben dies gewollt und sehen jetzt
ihren Fehler ein. Seht euch das an!« Wir alle lassen unseren Blick über die eintönige, verwüstete, leblose Unterwasserlandschaft schweifen. »So wird es in Indigo und auf der Erde aussehen, bis die Gezeiten zurückkehren. Das Gleichgewicht zwischen der Erde und Indigo ist gestört. Ich habe versagt – der Hüter der Gezeiten «, fügt er erbittert hinzu. »Ich habe meine Aufgabe nicht erfüllt. Doch vielleicht kann mein Fehler wiedergutgemacht werden.«
    Am liebsten wäre ich nicht hier. Das alles ist zu traurig und furchterregend. Wie sollen wir etwas ausrichten, wenn selbst Saldowr machtlos ist?
    »Wir werden es versuchen«, sagt Conor.
    Saldowr streckt uns seine Hände entgegen.

    Zunächst müssen wir versuchen, alle verstreuten Bruchstücke des Schlusssteins zu finden und wieder zusammenzusetzen. Aber das scheint unmöglich. So vieles liegt unter Sand und Gräsern begraben.
    »Wir müssen systematisch vorgehen«, sagt Conor. »Wir sollten uns in großer Entfernung um den Schlussstein verteilen und immer näher an ihn heranschwimmen, indem wir den Boden absuchen. Jeder, der ein Stück findet, markiert die Fundstelle oder bringt es gleich zur Höhle, wenn es nicht zu schwer ist. Aber übernimm dich nicht, Saph.«
    Saldowr scheint zufrieden damit, dass Conor zwischenzeitlich das Kommando übernommen hat. Faro, Elvira, Conor und ich schwimmen rückwärts und entfernen uns so weit voneinander, bis wir uns aus den Augen verlieren. »Fertig? «, ruft Conor. »Dann arbeitet euch jetzt langsam vor. Markiert jede Fundstelle. Und schaut überall nach. Grabt tief im Sand, wühlt im Seegras und dreht jeden Stein um.«

    Saldowr ist ganz in meiner Nähe. Eigentlich dachte ich, er würde uns helfen, doch er tut nichts dergleichen. Als ich die erste Scherbe des Schlusssteins finde, halte ich sie triumphierend in die Höhe. »Dies gehört dazu, nicht wahr, Saldowr?«
    Er nickt. »Gut gemacht, meine Tochter. Aber dein Bruder hat recht. Du darfst dich nicht überanstrengen. Denk an deine Verletzung.«
    »Wollen … wollen Sie nicht auch mithelfen?«
    »Ich helfe euch doch. Dein Bruder ist in der Lage, selbstständig zu suchen. Beim Atmen ist er nicht auf Faros Hilfe angewiesen, nicht wahr?«
    »Ja, das stimmt. Daran habe ich gar nicht …«
    »Ich mag ein schlechter Hüter des Gezeitenknotens gewesen sein, doch bin ich immer noch der Wächter der Wälder. « Seine Stimme klingt so streng, dass ich keine weiteren Fragen stelle. Doch Saldowr fährt fort: »Versteh mich recht, Sapphire. Ich gehöre nicht zu den Lehrern, die Fragen stellen, deren Antworten sie bereits wissen. Ich hätte euch nicht zu mir gerufen, wenn ich diese Arbeit auch allein hätte erledigen können.«
    Ich verstehe nicht ganz, was er meint, doch ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um eine Erklärung zu bitten. Es geht ausschließlich darum, alle

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