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Nixenmagier

Nixenmagier

Titel: Nixenmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Dunmore
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liegen. All diese Häuser, auch Rainbows ist darunter, liegen komplett unter Wasser. Die Silhouetten ihrer Schornsteine flimmern durch das Wasser, das schmutzig und trübe von all dem Unrat ist, den es mit sich führt. Man bekommt in diesem Wasser so wenig Luft, als versuchte man, in einer Garage bei laufendem Motor zu atmen. Ich kann nicht glauben, dass Conor hier besser atmen kann als tief in Indigo.

    So muss es den Seevögeln gehen, wenn das Meer mit Öl verklebt ist. So müssen die Fische empfinden, wenn das Wasser voller Chemikalien ist. So muss es einem Delfin ergehen, der sich in einem Schleppnetz verfangen hat.
    »Halt durch!«, flüstert mir Faro ins Ohr.
    Plötzlich ändert sich die Farbe des Untergrunds. Statt schwarzem Asphalt ist es nun weißer Sand, der im Mondlicht schimmert. Das Wasser wird wilder, aber sauberer. Endlich haben wir das richtige Meer erreicht. Dies ist das wahre Indigo – nicht das verbrecherische Indigo, das unsere Stadt überfallen hat. Hoffnung keimt in mir auf. Vielleicht hat Indigo – trotz allem – sein wahres Wesen bewahrt, was bedeutet, dass auch unsere Welt wieder ihre alte Gestalt annehmen kann.
    »Pass auf!«, schreit Conor und zieht mich zur Seite. Ein Eiswagen türmt sich wenige Meter vor uns auf und rauscht uns entgegen. Er verfehlt uns um Armeslänge, weil wir rechtzeitig abtauchen.
    »Eigentlich freue ich mich ja über jeden Eiswagen«, sagt Conor, nachdem wir uns von dem Schreck erholt haben, »aber ich bin gerade nicht in der richtigen Stimmung.«
    »Du musst dich an Faro festhalten, Conor. Jetzt sind wir wirklich in Indigo.«
    »Ich weiß«, entgegnet Conor. »Schaffst du’s ohne mich, Saph?«
    »Ja, ich glaub schon.«
    Ich würde gern einen Blick auf mein Bein werfen, aber hier unten ist es zu dunkel, um irgendwas zu erkennen. Der Mond erzeugt nur noch ein fahles Licht. Vermutlich blutet mein Bein, vielleicht sogar heftig. Ich habe das merkwürdige Gefühl, als würde mein Körper gar nicht richtig zu mir
gehören. Ich wünschte, mir wäre weniger schwindelig. Sei nicht blöd, Sapphire. In Indigo bist du sicher. Indigo – weißt du nicht mehr?
    Ich fühle mich krank. Doch wie kann man unter Wasser überhaupt krank sein? Faro und Conor werde ich davon nichts sagen. Faro würde mich für einen Waschlappen halten, außerdem ist es zum Umkehren zu spät. Und wenn Conor bemerkt, dass ich Schwierigkeiten habe, würde er versuchen, mich zu unterstützen, und selbst zu wenig Sauerstoff bekommen, und dann … Ich will nicht länger darüber nachdenken. Das bereitet mir nur noch mehr Schwindel.
    »Schaffst du es, uns zu Saldowr zu bringen, Faro?«, fragt Conor. »Weißt du, welche Strömung wir nehmen müssen? «
    »Ich hoffe es …« Noch nie hat sich Faros Stimme so unsicher, fast ängstlich angehört. »Doch Indigo fühlt sich heute ganz anders an«, fügt er hinzu. »Die Strömungen sind mir fremd. Seit sich der Gezeitenknoten gelöst hat, ist alles verändert. «
    »Ich dachte, alles würde so wundervoll werden, wenn Indigo stärker und die Menschen schwächer werden«, stichelt Conor. Doch diesmal geht Faro darauf nicht ein, und ich habe so wenig Energie, dass ich ohnehin nicht mehr sprechen kann. Ich bin nicht mal mehr in der Lage, richtig zu schwimmen. Langsam bewege ich die Arme und mein unverletztes Bein, doch meine Schwimmzüge sind kraftlos.
    »Wir brauchen meine Schwester«, sagt Faro plötzlich und hält an. Conor strampelt auf der Stelle, Faro balanciert auf seiner Schwanzflosse, ich hänge schlaff im Wasser und frage mich beklommen, ob ich mich je wieder richtig werde bewegen
können. Die See dröhnt in meinen Ohren wie unterirdischer Donner.
    »Elvira?« Obwohl ich von Schmerz und Erschöpfung ganz benommen bin, höre ich die Veränderung in Conors Stimme. Er kann seine Aufregung nicht verbergen.
    »Ja, meine Schwester wird deiner helfen. Elvira ist eine Heilerin, das heißt, eines Tages wird sie eine sein. Sie hat eine besondere Begabung.«
    »Kannst du sie rufen?«
    »Schon seit Sapphire sich verletzt hat, versuche ich, Kontakt mit ihr aufzunehmen. Doch Saldowrs Botschaft ist so stark, dass ich immer nur seine Stimme höre, die mich auffordert, euch zu ihm zu bringen. Da bleibt kein Raum mehr, um Elvira zu rufen. Aber Sapphire braucht ihre Hilfe.«
    »Könnte ich…?«, murmele ich und will damit fragen, ob ich Elvira rufen könnte.
    »Nein, spar dir deine Kräfte. Aber vielleicht könntest du mit meiner Schwester sprechen, Conor. Könntest du sie

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