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Titel: nmp06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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nochmal, ich weiß doch, wozu sie fähig war, diese Suzanne: Schlecht war sie, will ich dir wohl sagen! Aber dann so was, unter aller Sau! Wir hatten uns getäuscht. Seit sie ihre Chance hatte — die Rolle war ihr auf den Leib geschrieben — , hat sie nur Mist gemacht...“
    „Ich weiß. Jetzt steht sie ganz oben an der Spitze. Hat sogar einen Film in Hollywood gedreht...“
    „Zwei.“
    „Und überall ist von ihr die Rede.“
    „Hat bestimmt zweihundert Millionen auf ihrem Konto.“
    „ Und Tintin? Mit dabei?“
    „Guckt in die Röhre.“
    Ich schüttelte den Kopf.
    „Die Millionen sind ihm scheißegal. Ich kenn doch Tintin. Das hat ihn bestimmt nicht aus der Bahn geworfen.“
    „Du hast ihn aber seit ein paar Jahren nicht mehr gesehen. Ich seh ihn häufiger. Stimmt aber, nicht die Millionen seiner Ex-Geliebten haben ihm den Hals gebrochen. Nicht daß er kein Kleingeld nötig hätte. Andere wären zu Suzanne gegangen, um sie anzupumpen. Und die Kleine hätte bestimmt auch was rausgerückt. Aber er doch nicht! Zu stolz, zu kompliziert. Er spielt den Unglückswurm. Da tut einem der Verstand weh, aber so ist das nun mal. Hab’s sofort kommen sehn. Suzy kam nach oben, und er sackte ab in die Scheiße. Freiwillig, jedenfalls so gut wie. Hält sich für einen Versager. Vielleicht hat er gar nicht mal so unrecht damit. Rührt aber keinen Finger, um das Urteil zu ändern. Gefällt sich darin, auf dem letzten Loch zu pfeifen. Ausgelutscht wie ‘ne Zitrone. Das sag ich dir als Limonadenverkäufer, und ich glaub, ich täusch mich nicht.“
    „Hm“, brummte ich. „Hast du nicht vor dem Krieg in ‘ner Schnulze mitgespielt, zusammen mit Roger Blin und Georges Vitsoris?“
    „Ja. Marie-Jeanne oder das Mädchen aus dem Volk. Aber deswegen mein ich das nicht. Im wirklichen Leben gibt’s genug Melodramen, mehr als man meint! Das muß ich nicht ausgerechnet dir erzählen.“
    „Großer Gott! Warum macht sich Tintin das Leben denn so schwer? Er ist doch kein Russe
    „Er ist aus Asnières . Aber Russe oder nicht, ich erzähl dir nur das, was ich gesehen hab.“
    In diesem Augenblick kam Tintin wieder an die Theke. Einen Fuß auf der berüchtigten Stufe, den andern tiefer, lehnte er sich gegen den Garderobenständer und posaunte mit ausgestreckten Armen:
    „Monsieur Germain Saint-Germain, sie sind ein dreckiges altes Arschloch.“
    Dann ging er an uns vorbei, gerade so als wären wir gar nicht da, zur Tür, hinaus in die dunkle schwüle Nacht. In die plötzlich eingetretene Stille hinein klirrte eine Gabel auf einem Teller. Das Gluckern einer Flasche sagte mir, daß sich jemand zur Beruhigung was nachgoß. Sanft rollten die Würfel auf dem kleinen grünen Filzläufer. Im Hintergrund das leise Gedudel des Radios und das seidenweiche Summen des Ventilators.
    Henri brach den Zauber.
    „Ab durch die Kulissen, Vorhang“, bellte er mit der Stimme des Heldenvaters. „Monsieur Martin Burnet gab sich soeben selbst ein Schauspiel.“
    „Der tickt doch nicht richtig“, bemerkte Louis und würfelte. „Noch ein Gläschen?“ schlug Leduc vor.
    Ich sah auf die Uhr.
    „Hab noch Zeit für zwei.“
    Ich wollte das Gespräch mit einer Frage an Henri fortsetzen, als ein Stuhl zurückgeschoben wurde. Kurz darauf stand der weißhaarige Linsenfresser neben mir. Sein linkes Augenlid zuckte in dem ausgemergelten, ekstatischen Poetengesicht. Bestimmt ein Tick. Er lächelte mich an und entblößte eine Reihe strahlend weißer, spitzer Zähne.
    „Entschuldigen Sie“, sagte er mit einer schönen sonoren Stimme, „aber auf diesem engen Raum ist es schwierig, nicht indiskret zu sein, ob man will oder nicht. Jemand hat Ihren Namen genannt, und... Sie sind Nestor Burma?“
    „Höchstpersönlich.“
    Er verbeugte sich.
    „Germain Saint-Germain“, stellte er sich vor.
    „Germain Saint-Germain?“ wiederholte ich.
    Sein Lächeln wurde noch herzlicher.
    „Monsieur Burnet hat mich soeben öffentlich als dreckiges altes Arschloch bezeichnet“, sagte er liebenswürdig. „Damit Sie mich nötigenfalls besser einordnen können.“
    „Offen gesagt“, erwiderte ich lachend, „über diese Würdigung hab ich gar nicht nachgedacht. Ihr Name erscheint mir nur etwas sonderbar.“
    „Sagt er Ihnen nichts?“
    „Überhaupt nichts.“
    „So ist das mit dem Ruhm“, seufzte er mit gespielter Ironie. „Da schreibe ich einen Roman, von dem fünfhunderttausend Exemplare verkauft werden, und Monsieur Burma kennt mich nicht!“
    „Wie heißt der

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