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Titel: nmp06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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bestimmt nicht drüber lachen. Überhaupt nicht.
    Der Schwarze hatte eine Kugel in die Birne gekriegt, eine zweite in den Magen. Der Gerichtsmediziner würde schon sagen, welche ihn ins Jenseits befördert hatte. Interessierte mich zwar wenig, aber irgendwas muß der Arzt ja tun für unsere Steuergelder. Mit Charlie Mac Gee war’s aus. Das war das einzige, was für mich zählte.
    Aus und vorbei! Und was er an Wichtigem gehabt hatte, war bestimmt nicht mehr in seinem Zimmer. Trotzdem sah ich mich gründlich um.
    In einem Wandschrank hingen ein paar Anzüge. Für einen Sohn Hams ziemlich geschmackvoll. Aber bei den kanariengelben Schuhen im untersten Fach taten einem die Augen weh. In einer Schrankecke lag ein unschuldiges Paket. Zu unschuldig: Ich öffnete es. Was mußt du auch immer rumschnüffeln, Nestor! Ein übler Geruch stieg mir in die Nase. Schmutzige Wäsche. Vielen Dank! Hatte ich auch zu Hause, allerdings weniger aufdringlich. Ich schloß den Schrank.
    Auf dem Boden neben dem Nachttisch stand ein Plattenspieler, daneben lagen stapelweise Schallplatten. Die oberste war eine Aufnahme mit Dizzy Gillespie. Ein Trauermarsch wäre angebrachter gewesen. Ich hob die Abdeckhaube des Plattenspielers an. Nichts. Nur Staub. Ich legte mich auf den Bauch, um unter die Flohkiste zu sehen. Auch da war kein Mörder versteckt. Auch keine zweite Leiche. Immerhin. Dafür aber kaputte Schallplatten, anscheinend lässig unters Bett geschoben. Und ein Koffer. Ich ließ die kaputten Schallplattenreste links liegen und zog nur den Koffer hervor.
    Er war randvoll mit zerknülltem Zeitungs- und Einwickelpapier. Lauter locker leichte Kugeln. Ich kippte den gesamten Kram auf den Boden. Nichts als Papier, dazu ein schwerer Keramikaschenbecher an einer langen Schnur.
    Kein Zweifel. Monsieur Mac Gee war ein Gauner gewesen, einer von der mißtrauischen Sorte. Ich hatte gerade seine Alarmanlage entdeckt. Neulich hatte ich was über einen Landsmann von ihm gelesen. Der hatte vorgemacht, wie man so was baut. War wohl nie schlafengegangen, ohne vorher im Zimmer diesen ganzen Papierkram zu verstreuen. Um garantiert nicht im Schlaf überrascht zu werden, hatte er das System noch weiter perfektioniert: durch diese Schnur an der Tür fiel der Aschenbecher mit voller Wucht zu Boden, sobald die Tür aufgestoßen wurde. Raffiniert ausgedacht, das Ganze. Dem Burschen hier hatte es aber nicht viel geholfen.
    Ich stopfte den Krempel wieder in den Koffer und schob ihn unters Bett. Dann nahm ich mir das Badezimmer vor. Durch das offene Fenster hörte ich das dumpfe Grollen eines fernen Gewitters. Ganz in der Nähe prasselte der Platzregen auf ein Zinkdach. Eine beinahe kühle Brise strich über mein Gesicht. Nützte aber gar nichts. Mir standen immer noch dicke Schweißperlen auf der Stirn.
    Ich machte Licht. Ein ziemlich dreckiges Senfglas und ein halbes Dutzend unterschiedlichster Parfümfläschchen kämpften um einen Stehplatz auf der Glasplatte. Wenn man die Fläschchen zusammengekippt hätte, wär das Gemisch bestimmt explodiert. Abgesehen von diesem Plunder war das Badezimmer so nackt wie Yvonne Menard, meine Freundin aus den Folies-Bergere. Der laufende Wasserhahn erinnerte mich lebhaft daran, dasselbe zu tun. Ich knipste das Licht aus und ging zurück ins Totenzimmer.
    Als ich die Leiche so liegen sah, konnte ich mir wüste Beschimpfungen kaum verkneifen. Dieser Blödmann hatte keinen blassen Schimmer, wieviel Scheinchen mir durch die Lappen gingen. Was sollten meine vielen Vorsichtsmaßnahmen, der ganze Hokuspokus! Andere hatten sich nicht so sehr den Kopf zerbrochen, bevor sie den des Schwarzen zerschossen hatten.
    Ich überwand meinen Ekel und durchwühlte die Leiche. Was ich suchte, hatte er bestimmt nicht in der Tasche. Dafür war das viel zu sperrig. Außerdem hatte ich meine Hoffnungen in dieser Richtung begraben. Aber vielleicht stolperte ich über einen Hinweis, den Beginn einer Spur, was weiß ich. Die eine Hosentasche war hoffnungslos leer, in der anderen duftete nur ein parfümiertes Taschentuch. Ja, ja, genau diese Art Parfüm! Seine Glencheckjacke enthielt auch keine Schätze. Das malvenfarbene Seidentüchlein duftete ebenfalls, aber anders als das Taschentuch. Teurer. Es war wirklich zum Kotzen! Außen- und Innentaschen enthielten so gut wie nichts. Nur eine Brieftasche, flach wie ‘ne Briefmarke, mit einem Paß auf den Namen Charles Mac Gee, fünfundvierzig Jahre, Gebiß vollständig. Hätte seinem Besuch besser die Zähne zeigen

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