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la Breche-aux-Loups?“
wiederholt er. „12. Arrondissement, hm?“
„Ja. Die Frau war groß,
brünett, sehr hübsch. Hatte zwar was an, sah aber aus, als wär sie nackt.
Kleiner Trick von ihr. Würd mich wundern, wenn Sie das nicht bemerkt hätten.“
„Witzbold!“ Er lacht. „Ja,
hab’s bemerkt. Nicht das, was Sie meinen. Aber ich erinnere mich, eine junge
Brünette gegen sieben in der Rue de la Breche-aux-Loups abgesetzt zu haben.“
„Wo ist sie eingestiegen?“
„Richelieu-Drouot.“
Würd ihm gerne noch ‘n paar
Fragen stellen. Aber das verwahr ich mir für später. Wenn er vor mir steht...
„Vielen Dank.“
„Keine Ursache, M’sieur.“
Ich wähl eine zweite Nummer:
Béberts Hotel. Will wissen, ob er tatsächlich dort wohnt. Ja, M’sieur. War aber
seit drei oder vier Tagen nicht hier. Danke. Bitte. Ich geh zurück an die
Theke, trinke aus, zahle und geh hinaus auf den Boulevard Soult.
* * *
Das Haus von Charles Montolieu
steht in der Nähe der Eisenbahnlinie, die auf einem Viadukt die Avenue
Saint-Mandé schneidet und die Rue du Gabon entlangführt. Ein stattliches
Eckhaus mit Ecktürmchen und Veranda. Natürlich auch die üblichen Türen und
Fenster. Davor ein Garten mit zwei Bäumen. Der eine streckt seine Äste über die
Gartenmauer auf die Avenue. Sehnt sich wohl nach den Kollegen am Straßenrand.
Im 12. gibt’s nicht grade wenig davon. Bestimmt das Arrondissement mit den
meisten Bäumen. Hoffentlich noch lange. Mit ihrer Manie, alles kurz und klein
zu bebauen, und bei den Verkehrsproblemen sind sie imstande, in nächster Zeit
alles abzuholzen, was sich ihnen in den Weg stellt.
Ich seh auf die Uhr. Fünf nach
acht. Monsieur Montolieu wird mir die kleine Verspätung hoffentlich verzeihen.
Sieht so aus, als wolle er mich möglichst schnell mit seinen Problemen
belästigen. Er selbst öffnet auf mein Klingelzeichen. Hat er hinter der Gardine
gelauert?
Ein Mann von rund fünfzig
Jahren. Sieht aus wie einer, der in der Patsche sitzt. Aber das ist nichts
Besonderes. Die meisten meiner Klienten sehen so aus. Ziemlich dick, leicht
rotes Gesicht, kräftiges Kinn, wenig Haare, sinnliche Lippen. Augen metallgrau.
Treten sofort nach der üblichen Begrüßung in Aktion. Monsieur Montolieu mustert
mich, versucht selbständig, ohne fremde Hilfe, sich eine Meinung über meine
Fähigkeiten zu bilden. Ich weiß nicht, was er beruflich macht. Aber wenn er
Geschäftsmann ist — was ich vermute — , dann ist mit
ihm wohl nicht gut Kirschen essen.
Er führt mich in einen Salon.
Komfortabel und luxuriös eingerichtet. Eine Frau erhebt sich aus einem Sessel.
Madame Montolieu, wie sich sofort herausstellt. Vorname Marthe, wie sich später
herausstellt. Montolieu sieht schon nicht fröhlich aus, aber seine Frau...
Sie ist bestimmt älter als ihr
Mann. Verblüht, aber etwas hochmütig im Benehmen. Muß wohl früher mal ‘ne Schönheit
gewesen sein. Sie mustert mich von oben bis unten. Ein Familientick oder...
Ach! Mir fällt ein, daß noch immer die Spuren der gestrigen Schlägerei in
meinem Gesicht zu sehen sind. Bin eben der Held der
Vermischten Nachrichten!
„Setzen Sie sich doch bitte“,
sagt Montolieu.
„Darf ich Ihnen etwas anbieten?
Wein? Ich schlage immer Wein vor, weil ich nämlich welchen verkaufe. Aber der,
den ich meinen Gästen anbiete, ist nicht der, den ich verkaufe.“
„Sie sind Weinhändler?“
„In Bercy.“
Schön. Dann werd ich hier
wenigstens nicht verdursten. Der Wein ist hervorragend. Mein Gastgeber trinkt
auch ein Glas. Seine Frau nicht. Sie hat sich wieder hingesetzt und rührt sich
nicht.
„Also“, beginnt mein
zukünftiger Klient. „Ich habe Ihren Namen in der Zeitung gelesen. Deswegen hab
ich mich an Sie gewandt. Sagen Sie...“ — musternder Blick — „...ziemlich
außergewöhnlich, was Ihnen neulich passiert ist, nicht wahr?“ Ich muß an seinen
Satz am Telefon denken: „Haben Sie keine Angst. So gefährlich wie auf der
Achterbahn wird’s nicht!“ Hält der mich für’n Schißhasen? Höchste Zeit, den
Supermann zu spielen.
„Ach“, sag ich, bescheiden wie
‘n Veilchen. „So was Besonderes war das auch nicht.“
Das wirkt. Ich bin gerächt.
„Ah... Finden Sie?“ stammelt
er.
„Ich hab ‘ne lange Praxis in außergewöhnlichen
Dingen.“
„Ach ja? Um
so besser. Also...“ Er windet sich wieder, wie am Telefon. „Also...
kommen wir zu ernsthaften Dingen. Ich... oh! Entschuldigen Sie bitte. So meinte
ich das nicht. Was Ihnen
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