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Titel: nmp12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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erkläre ihm, woher ich’s habe. Er nimmt die
Scheine und legt sie neben das Album auf den Tisch.
    „Und jetzt“, sage ich, „das,
wovor Ihre Tochter offensichtlich Angst hatte. Es sei denn, mein Benehmen wär
der Grund. Hab nämlich nicht sehr beruhigend gewirkt, als ich merkte, daß sie
das Foto interessiert ansah. Kennen Sie den Mann?“
    Ich geb ihm das Foto. Wieder
ist er platt.
    „Sie... sie hatte... warum
hatte sie das Foto bei sich?“
    „Sie hatte es gar nicht. Ich
hatte es. Sie kennen also diesen Mann?“
    „Ja, natürlich. Es sei denn,
ich verwechsle ihn...“
    „Das Foto ist rekonstruiert
worden. Vielleicht sind einige Partien frei erfunden.“
    „Aber... aber wie kommen Sie an
das Foto?“
    „Ich interessiere mich für
diesen Mann. Wer ist das? Zwei Namen kenne ich schon von ihm. Vielleicht wissen
Sie noch einen dritten?“
    „Roger Lecanut“, sagt er.
    Er steht auf und zeigt das Foto
seiner Frau.
    „Er ist es doch, oder?“
    Sie nickt wortlos. Montolieu
kommt zurück, stirnrunzelnd, völlig aus der Fassung.
    „Das ist Roger Lecanut“,
wiederholt er. „Aber verdammt nochmal... warum interessieren Sie sich für ihn?“
    „Werd ich Ihnen gleich sagen.
Können Sie mir Genaueres über ihn mitteilen?“
    „Ja, natürlich. Obwohl ich
nicht verstehe... Christine bekam Angst, als sie das Foto sah? Sie hatte
überhaupt keinen Grund dafür.“
    „Ich sagte Ihnen doch: sie
hatte vielleicht mehr Angst vor meinem bedrohlichen Auftreten. Aber immerhin...
das Foto schien sie sehr zu interessieren.“
    „Wohl die gleiche Wirkung wie
bei mir. Sie hat sich bestimmt gefragt, woher Sie das Foto haben.“
    „Möglich. Erzählen Sie mir doch
bitte ein wenig von Lecanut, ja?“
    „Nun ja, Delay und ich... Delay
ist Christines Vater... Ich war sein Kompagnon, im Weinhandel. Wir drei haben
uns beim Militär kennengelernt. Im Krieg waren wir in derselben Einheit, im
selben Gefangenenlager in Deutschland, zu Anfang. Dann sind wir durch
verschiedene Arbeitskommandos getrennt worden. Aber da verband uns schon eine
enge Freundschaft. Nach der Befreiung dann haben wir uns wiedergetroffen.
Lecanut schien nicht grade in Geld zu schwimmen. Wegen der gemeinsamen Zeit in
der Gefangenschaft hat Delay ihn eingestellt. Als Vertreter und so.“
    „War er gut?“
    „Aber ja! Und wir betrachteten
ihn weniger als Angestellten. Mehr als Freund. Aber ich versteh immer noch
nicht...“
    „Kommt noch. Sie sprechen von
ihm in der Vergangenheit. Ist ihm was passiert?“
    „Nicht daß ich wüßte. Aber 52
oder 53 hat er unser Haus verlassen.“
    „Haben Sie ihn seitdem
gesehen?“
    „Nein. Er hat uns geschrieben,
von Zeit zu Zeit. Aus der Provinz. Schien viel unterwegs zu sein. Das stand
aber nicht in seinen Briefen. In seinen Briefen stand nur: mir geht’s gut,
hoffe von euch dasselbe. Na ja, die üblichen Höflichkeitsfloskeln von jemandem,
der den Kontakt nicht völlig aufgeben, aber im Moment nicht viel dafür tun
will. Aber...“ Er weist mit dem starken Kinn auf das Foto. „...ich verstehe
nicht...“
    „Schreibt er Ihnen immer noch?“
    „Seit zwei, drei Jahren haben
wir nichts mehr von ihm gehört.“
    Inzwischen ist seine Frau näher
an uns rangerückt. Er wendet sich an sie:
    „Nicht wahr, Marthe?“
    „Ja.“
    „Sie werden wohl auch nicht
mehr von ihm hören“, sage ich. „Warum?“
    „Weil er tot ist.“
    „Tot?“
    „Ja. Vor kurzem. Lecanut war
der Mann von der Achterbahn.“
    Das Ehepaar Montolieu stößt
einen Schrei aus. Mehrere sogar. Versteh ich sehr gut.
    „Aber... hören Sie mal“, stößt Montolieu
hervor. „Das ist doch nicht möglich!“
    Er steht auf, geht
gestikulierend im Salon auf und ab.
    „Nicht möglich! Ich hab davon
in der Zeitung gelesen. Ich wäre über seinen Namen gestolpert...“
    „Er hatte mehrere. In den
Zeitungen hieß er Lancelin.“ Montolieu bleibt stehen und reibt sich die Nase.
    „Stimmt. Und es gab kein Foto.
Jedenfalls hab ich keins gesehen.“
    „Es konnte keins geben. Die
Fotos von der Morgue eigneten sich nicht zur Veröffentlichung.“
    Madame schlägt wieder die Hände
vors Gesicht.
    „Dies hier“, erkläre ich, „ist
eine Rekonstruktion. Ich wollte ein Foto von dem Mann haben. Und wie Sie sehen:
es hat was genützt!“
    „Unglaublich... Er wollte
Sie... Kapier ich nicht. Sie... Hatten Sie sich für ihn interessiert? Wegen...“
    „Im Gegenteil. Er hat sich für
mich interessiert. Er war kein Heiliger, müssen Sie wissen. Als er Ihr

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