No more heartbreak
ihr eine Tüte selbst gebackener Muffins in die Küche gestellt und etwas von »Karteikarten abfragen« gemurmelt. Nachdem sie Bridget kurz gemustert hat, greift Max in ihre rote Tasche, holt eine Stahlthermosflasche heraus und stellt sie auf den Nachttisch. Dann wirft sie einen Blick aus dem Fenster auf das Haus gegenüber. Taylors Fenster sind dunkel und durch die Plissees im Erdgeschoss dringt Licht. Das bedeutet entweder, dass er schon unten ist oder dass sein Wecker noch nicht geklingelt hat, was Max die Chance gibt, vorsichtshalber Bridgets Vorhänge zu schließen, bevor ihre Kundin etwas tut, was sie später bereuen wird. Max schaltet die Nachttischlampe ein.
»Morgen, Bridget.«
»Die ganzen Nächte, in denen wir stundenlang geredet, uns durchs Fenster beobachtet und zugewinkt haben. Er durfte sogar meinen neuen BH sehen«, murmelt Bridget in ihr Kissen, als seien sie mitten im Gespräch. »Vielleicht habe ich alles missverstanden. Vielleicht hat er alles nicht so gemeint. Es ergibt einfach keinen Sinn, dass er am Dienstag noch wusste, dass ich am liebsten Erdnussbuttereiscreme esse, und dann am Mittwoch eine Beziehungspause braucht …« Bridget schaut Max benommen an. Max hebt mit einer Hand Bridgets Kopf, als sei diese eine verwundete Soldatin, und hält ihr mit der anderen den Kannendeckel mit Espresso an die Lippen. Aber Bridget spricht weiter. »Ich will wieder einschlafen und beim Aufwachen feststellen, dass das alles nicht passiert ist. Dass er mich nicht abserviert hat.«
»Aber das hat er getan. Trink«, ermutigt Max sie. Bridget trinkt.
»Regel Nummer eins: Koffein ist dein neuer bester Freund. Flüssiger Optimismus.«
»Es tut nur … so weh. So schrecklich weh.«
»Die Morgen und Abende sind am schlimmsten«, sagt Max. Sie zieht Bridget in eine sitzende Position hoch und beginnt ihre Tag-eins-Rede. »Aber jeden Tag wird es ein kleines Zeitfenster geben, in dem du dich nicht mehr ›halb tot‹ fühlen wirst. Sogar nicht mal nur ›ganz okay‹. In diesem Zeitfenster wirst du richtig euphorisch sein. Und dieses Fenster wird Tag für Tag ein bisschen größer werden. Weil dein Körper weiß, dass es dir ungeahnte Kräfte verleihen wird, diesen … Elefanten zu überleben. Und mit meinem System verkürzen wir den Heilungsprozess, der unbeeinflusst Monate oder sogar Jahre dauern kann, auf ein paar wenige Wochen. Heute peilen wir ein Zeitfenster von dreißig Sekunden an, okay?«
Bridget lässt ihren Kopf auf Max’ Schulter sinken.
»Fünfzehn?«
Bridget nickt.
»Okay, dann fangen wir mit einer Dusche an. Danach fühlst du dich besser.«
»Aber nach der Dusche kommt das Anziehen, nach dem Anziehen das Frühstück und nach dem Frühstück der Aufbruch. Und dann wird Taylor nicht vor meiner Tür stehen und auf seinen Guten-Morgen-Kuss und seine Aufbackwaffel warten, bevor wir zur Schule gehen. Weil wir uns getrennt haben.« Bridget vergräbt das Gesicht in den Händen. Die Vorstellung, nur einen einzigen Schritt zu tun, ist ihr unerträglich. »Ich werde mich nicht besser fühlen.«
Max tätschelt ihr den verschwitzten Rücken: »Aber ich.« Sie steht auf und klatscht in die Hände. »Okay! Der Unterricht fängt um zwanzig nach acht an und wir haben noch eine Menge zu erledigen. Ausgerechnet heute zu spät zu kommen wäre nicht cool – und ehrlich gesagt, gilt das auch für den ganzen nächsten Monat. Selbst wenn du die Vogelgrippe bekommst, wirst du jeden Tag in die Schule gehen und dort fantastisch aussehen. Das wird nämlich definitiv bei ihm ankommen und seinem Ego den ersten Knacks versetzen. Okay, jetzt wasch dir die letzten zwölf Stunden ab! Auf geht’s! Der Rest deines fantastischen Lebens erwartet dich!«
Bridget starrt Max aus verquollenen und mit salzigen Tränenrückständen verkrusteten Augen an. »Entschuldige – noch mal von vorne. Du bist also Shannons Freundin? Ich weiß nur nicht genau, wieso du …«
»Dazu kommen wir später. Nimm den Kaffee mit rein. Ja, unter die Dusche. Hier.« Sie zieht Bridget hoch, reicht ihr den Deckel und hält den Rand der Steppdecke mit Blumenmuster. Er fällt wie ein königlicher Umhang von Bridgets Schultern, als sie zur Dusche schlurft.
Während Bridget duscht, durchsucht Max das Zimmer gründlich und entfernt dabei das Sweatshirt, die Plüschente und die langen Ohrringe, die laut Zachs elektronischer Spionage Geschenke von Taylor waren. Dann stellt sie den gehackten Laptop wieder auf Bridgets Schreibtisch. Zuletzt holt Max das
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